Angel City Love (German Edition)
totenstillen Zimmer. In ihn verliebt.
Sie wusste, dass es stimmte, obwohl es ihr nicht gefiel, die Worte laut ausgesprochen zu hören. Sie war in ihn verliebt. War es möglich, dass sie soeben den größten Fehler ihres Lebens begangen hatte?
Sie ließ den Blick durchs Zimmer schweifen, suchte nach einer Ablenkung, einem Ausweg, bis ihre Augen auf dem Schlafzimmerfenster zu ruhen kamen. Wie immer schien der Schriftzug sie zu grüßen. Sie dachte darüber nach, was Kevin ihr vor Kurzem an jenem Morgen vor der Schule erzählt hatte. Dass ihr Glück sich wenden würde. Er hatte recht gehabt, überlegte sie verbittert, nur dass ihm zu dem Zeitpunkt nicht klar gewesen war, dass es sich zum Schlechteren wenden würde. Das war das Witzige daran: Immer wünschte man sich, dass alles besser würde, und dabei merkte man gar nicht, wie gut man es eigentlich schon hatte. Maddy jedenfalls war das nie bewusst gewesen – dass sie im Grunde glücklich war, mit einem Onkel, der sie liebte, einer treuen besten Freundin und der Chance, ein gutes Leben zu führen. Das war weit mehr, als viele Menschen hatten.
Früher hatte sie nie jemandem wehgetan,. Und sie hatte nicht gewusst, wie es war, wenn einem jemand wichtig war, und dann verlor man diesen Jemand so schnell, wie man ihn ins Herz geschlossen hatte. Außerdem hatte sie nichts über ihre eigene traumatische Vergangenheit gewusst. Würde sie es wirklich schaffen, mit dem Wissen zu leben, wer ihre Eltern in Wahrheit waren und was ihnen zugestoßen war? Zumindest gab es die minimale, bittersüße Befriedigung, endlich die Wahrheit zu kennen. Unwillkürlich berührte sie das Halskettchen ihrer Mutter. Da spürte sie etwas Schweres, das auf ihrer Brust ruhte, in der Nähe ihres Herzens. Sie zog das Kettchen aus ihrem Ausschnitt.
Um ihren Hals baumelte immer noch Jacksons Göttlicher Ring.
Einen kurzen Moment lang starrte sie das Schmuckstück fassungslos an. Bei allem was geschehen war, hatte sie den Ring vollkommen vergessen. Sie hielt ihn in der Hand und bewunderte seine erlesene Schönheit, beobachtete, wie sich das Licht in ihm brach und Reflexe auf ihre Handfläche warf. Wenn sie den Ring drehte, tanzten die Lichtpunkte. Das war das Einzige, was er sich immer ersehnt hatte, und er hatte es ihr geschenkt. Die Sekunden verstrichen, während sie um Fassung rang. Empfand sie Trauer? Ja. Aber war da auch Bedauern? Oder Verzweiflung?
Maddy traf eine Entscheidung. Sie musste Klarheit haben. Auch wenn sie nie mit ihm zusammen sein konnte, und auch wenn sie ihn nie wiedersehen würde, verdiente er es doch, die Wahrheit darüber zu erfahren, was sie empfand. Nach dem, was sie ihm am Bahnhof angetan hatte, war das das Mindeste, was sie ihm schuldig war. Sie stand auf und wühlte in ihrer schmutzigen Jeans, die auf dem Boden lag, bis sie ihr altes Klapphandy gefunden hatte. Sie stellte es an, rief das Adressverzeichnis auf und wählte Gwens Nummer.
Es klingelte dreimal, dann hob sie auch schon ab.
»Maddy?«, fragte Gwen ungläubig. Die Vertrautheit ihrer Stimme sorgte dafür, dass sich Maddy die Kehle zuschnürte.
»Hey«, stieß Maddy hervor.
»Oh mein Gott! Wo steckst du?«
»Ich bin wieder zu Hause. Gwen, ich muss dich um etwas bitten.«
Am anderen Ende der Leitung entstand eine kurze Pause.
»Klar, schieß los. Was brauchst du?«
Maddy betrachtete den Göttlichen Ring in ihrer Hand.
»Ich muss etwas abliefern bei jemandem. Denkst du, du könntest dir den Wagen von deiner Mutter ausleihen und mich hinfahren?«
»Das geht leider nicht«, entgegnete Gwen.
»Oh«, erwiderte Maddy enttäuscht. »Okay, dann …«
»Aber ich könnte dich fahren und ihn wieder zurückbringen, ehe meine Mom was davon mitkriegt, wie wäre es damit?«
Maddy grinste erleichtert.
»Das klingt perfekt. Kannst du ein Stück die Straße runter auf mich warten?« Sie wusste nicht, ob Kevin sie gehen lassen würde, daher wollte sie kein unnötiges Risiko eingehen.
»Kein Problem«, erklärte Gwen. »Ich bin sofort da.«
Maddy klappte ihr Handy zu. Sie ließ das Kettchen und den Ring wieder in ihrem Ausschnitt verschwinden, wo sie spürte, wie das Schmuckstück schwer gegen ihre Brust schlug.
Maddy wühlte in ihren Schubladen und zog altes Briefpapier und einen Stift heraus. Nach kurzem Nachdenken schrieb sie:
Jackson, es tut mir leid, dass ich so stur und so unmöglich war, und auch was geschehen ist, tut mir leid. Ich weiß jetzt, dass ich mich zu dir hingezogen fühle, genau wie du dich zu mir
Weitere Kostenlose Bücher