Angel City Love (German Edition)
hingezogen fühlst. Ohne dich werde ich mich immer unvollständig fühlen. Ich habe dich am Bahnhof belogen, aber es gab einen triftigen Grund dafür. Denn die Wahrheit ist: Du bedeutest mir sehr viel. Ich will, dass du das weißt – und bitte versuch mich niemals wieder zu kontaktieren oder zu mir zu kommen.
M.
Sie fischte einen weißen Umschlag aus dem Schreibtisch und steckte Brief und Umschlag in ihre Tasche. Dann hielt sie inne.
Sie wusste überhaupt nicht, wo er wohnte.
Er hatte sie nie mit zu sich nach Hause genommen. Sie hatte keinen Schimmer, wo sie anfangen hätte sollen zu suchen – abgesehen davon, dass er bestimmt irgendwo in den Angel City Hills wohnte. Sie ging fast eine Minute lang ratlos auf und ab, ehe ihr plötzlich etwas einfiel. Sie schaute unter ihr Bett. Da es dort unten zu dunkel war, um etwas zu erkennen, tastete sie über den Teppich. Haargummis, alte Schulsachen, die Verpackung ihres iPods. Dann schlossen ihre Finger sich um einen zerknüllten, zusammengefalteten Prospekt, den sie hervorholte. Bingo. Sie zog sich ihren Hoodie über, stopfte auch die Broschüre in ihre Tasche und stieg aus dem Fenster ihres Zimmers, so leise sie konnte.
35
»Wir fahren wohin?«, fragte Gwen ungläubig, als sie losfuhr. Sie hatte Maddy soeben in dem blauen Volvo ihrer Mutter abgeholt und sie mit einer festen Umarmung begrüßt. Sie trug ein Team-Maddy-Shirt, das sie auf alt getrimmt hatte, sodass es wunderbar zu ihrem Jeansrock und den hohen Sandalen passte.
»Entspann dich«, meinte Maddy. »Ich weiß, wie wir hinkommen.«
»Ach echt? Und wie?«
Maddy zog die zerknüllte, verstaubte Engelsbroschüre aus der Gesäßtasche. Es war diejenige, die Gwen im vergangenen Sommer gekauft hatte und wegen der sie beinahe beide Hausarrest aufgebrummt bekommen hatten.
»Dieses Ding ist doch zuverlässig, oder?« Sie bogen von der Franklin Avenue auf die Outpost Road ab und erklommen die Straße in die Angel City Hills hinauf.
»Woher wusstest du überhaupt, dass es diese T-Shirts gibt?«, fragte Maddy, während sie Gwens Outfit begutachtete.
»Pah!«, blaffte Gwen. »Du hast es doch selbst getweetet.«
»Das war doch nicht ich, Gwen«, ächzte Maddy. »Das war jemand, der so getan hat, als wäre er ich.«
»Im Ernst? Oh mein Gott, es gibt Leute, die sich für dich ausgeben? Wie cool ist das denn!«
Während Gwen sich mithilfe der Broschüre den Weg suchte, holte Maddy den Umschlag aus der Tasche und steckte den Brief hinein. Dann zog sie den schweren Ring vom Kettchen ihrer Mutter.
»Ist das etwa ein Göttlicher Ring?«, hauchte Gwen fassungslos.
»Ich geb ihn zurück.« Maddy steckte nun auch den Ring in den Umschlag. »Ich lass ihn einfach beim Eingang.« Gwen machte den Eindruck, als würde sie gleich hyperventilieren. Doch als sie Maddys Gesichtsausdruck sah, gab sie sich alle Mühe, ihre Aufregung zu zügeln, und nickte stattdessen nur voller Mitgefühl. Maddy drehte den Umschlag um und schrieb JACKSON darauf.
Sie hatten schon fast den höchsten Punkt des Hügels erreicht, als ein hoher elfenbeinfarbener Zaun in Sicht kam. Dahinter konnte Maddy die Säulen eines atemberaubenden Anwesens sehen. Der Zaun zog sich fast über einen ganzen Häuserblock, ehe ein Tor zu einer Einfahrt erschien. Gwen sah auf die Karte in der Broschüre, dann blinzelte sie durch die Windschutzscheibe nach draußen.
»Ich glaube, das ist es.«
Gwen parkte und stellte den Motor ab. Da sie Jackson nun auf einmal wieder so nahe war, überraschte es Maddy, dass sie gar nicht all die schmerzhaften Gefühle empfand, die sie erwartet hatte. Sie verspürte immer noch Verzweiflung, Bedauern und Schmerz über das, was geschehen war. Aber diese Empfindungen wurden überlagert von einem völlig neuen Gefühl: Ihr war unwohl zumute. Sie hatte erwartet, die Straße voller Paparazzi und Fernsehteams zu sehen, ein großartiges Willkommen für den verlorenen Sohn. Stattdessen war die Straße fast schon unheimlich menschenleer. Hatte Darcy vergessen, der Presse Bescheid zu geben, dass Jackson wieder daheim war? Möglich war es und dennoch machte sich Maddy Gedanken.
»Willst du, dass ich mit dir komme?«, fragte Gwen. Maddy schüttelte ihre Furcht ab.
»Das wäre toll. Danke.«
Sie stiegen aus und gingen auf das riesige Einfahrtstor zu. Alles war ruhig. Maddy trat an den Briefkasten und sah, dass er verschlossen war. Das hätte sie sich denken können. Was jetzt? Sie betrachtete das Tor, auch wenn sie nicht erwartete, dort eine Lösung
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