Angel City Love (German Edition)
in die jetzt fast menschenleere Halle. Hinter ihr konnte sie das Trampeln unzähliger Füße vernehmen, und als sie einen Blick über die Schulter warf, sah sie, wie eine Horde sie buchstäblich verfolgte.
» Warte! Wir sind doch Fans von dir!«, brüllte eine Frau mittleren Alters. »Krieg ich ein Autogramm von dir auf mein T-Shirt?«
Maddy wagte es nicht, sich noch einmal umzublicken. Sie stürmte durch den Haupteingang hinaus und entdeckte Kevin, der bereits in seinem Kombi am Bordstein wartete. Wortlos warf Maddy sich auf den Beifahrersitz und knallte ihren Verfolgern die Tür vor der Nase zu. Kevin startete den Wagen, legte rasch einen Gang ein und düste los.
34
Maddy hatte geglaubt, ihr Zimmer nie wiederzusehen, aber jetzt saß sie dort, als wäre rein gar nichts geschehen. Ausdruckslos starrte sie an die Wand. Lauschte dem Ticken ihres Weckers auf dem Nachtkästchen. Wenn nicht das Pochen in ihrem Rücken und die beharrlichen Kopfschmerzen gewesen wären, hätte Maddy fast gedacht, sie würde träumen und jeden Moment aufwachen. Im Bahnhof. Bei Jackson.
Die Fahrt zurück war schweigend verlaufen. Kevin hatte stur geradeaus auf den Verkehr geblickt, während Maddy wie betäubt und völlig verstört auf dem Beifahrersitz gesessen hatte. Zu Hause angekommen, war sie direkt auf ihr Zimmer gegangen. Auf ihrem Weg durchs Wohnzimmer fiel ihr auf, dass das Haus weit weniger Schaden genommen hatte, als vermutet. Nur die Fenster und die Haustür schienen vollkommen ruiniert worden zu sein, zusammen mit ein paar Bilderrahmen, ein wenig Geschirr und natürlich dem alten Fernseher, worüber Maddy insgeheim froh war. Endlich war das Ding von seinen Leiden erlöst. Abgesehen davon sah alles in Ordnung aus. Kevin musste gleich am nächsten Morgen alles aufgeräumt haben, und es waren bereits Handwerker hier gewesen, um die Fenster mit Plastikfolie zuzukleben, bis die neuen Scheiben eintrafen. In ein bis zwei Tagen würde alles wieder sein wie zuvor. Normal.
Maddy fragte sich, ob es ihr wohl auch so ergehen würde. Kevin und Gwen und vielleicht sogar Ethan würden ihr sicher helfen, das emotionale Chaos aufzuräumen und anschließend auch die weniger leicht zu heilenden Wunden zu lindern, wie die Erinnerung daran, dass sie am Bahnhof Jacksons Herz gebrochen hatte. All dies würde wie unter einer Plastikplane verschwinden, bis die beschädigten Teile ersetzt werden konnten. Die Zeit würde ihr Übriges tun und die Erinnerungen trüben, die scharfen Kanten abschleifen und die einst so lebendigen Farben verblassen lassen. Schon bald wäre alles wieder wie früher. Die gewohnte, ganz normale Routine. Es war eine schreckliche Vorstellung, wie sie fand. An einige Wunden sollte man sich immer erinnern. Einige Narben sollten nie verschwinden.
Nach einer Stunde, in der sie reglos auf dem Bett gesessen hatte, schreckte Maddy von einem Klopfen an der Tür auf. Es war Kevin. Er setzte sich im Bademantel zu ihr auf die Bettkante.
»Ich hab uns Pizza bestellt. Sie ist unten, wenn du welche willst.«
»Nein, danke, hab keinen Hunger«, meinte Maddy.
»Du hast das Richtige getan«, sagte Kevin nach einem kurzen Augenblick. »Ich will nur, dass du das weißt.«
»Ja, das ist mir klar.«
Er seufzte und erzählte ihr etwas davon, dass die Zeit die Wunden heilen würde, aber Maddy konnte sich nicht auf seine Worte konzentrieren. Daher blendete sie ihn einfach aus. Ihr Blick wanderte zu der Schultasche am Boden. Es war Samstag. Würde man von ihr erwarten, dass sie am Montag wieder ganz normal zur Schule gehen würde, wie sie das an so gut wie jedem Tag ihres bisherigen Lebens getan hatte? Ob sie wirklich aufstehen, die Morgenschicht übernehmen und dann in die Schule würde gehen können? War sie dazu fähig?
Plötzlich erregte etwas, das Kevin gesagt hatte, ihre Aufmerksamkeit und durchbrach das Dickicht ihrer Gedanken.
»Was?«, fragte Maddy.
»Ich hab nur gesagt, ich weiß, dass du denkst, du wärst verliebt in ihn, aber …«
»Ich bin nicht verliebt in ihn«, sagte Maddy rasch, mit einem Mal aggressiv. Sie sah, wie er angesichts ihres scharfen Tons zusammenzuckte, und sofort wünschte sie sich, sie könnte es rückgängig machen. Hilflos blickte er sie an, dann zuckte er mit den Schultern.
»Tja, wie gesagt, unten gibt es Pizza.« Kevin, der seine elterlichen Pflichten nun nach bestem Wissen und Gewissen erfüllt zu haben glaubte, stand auf und schlurfte aus der Tür.
Seine Worte hingen bedeutungsvoll im jetzt wieder
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