Angel City Love (German Edition)
schrie sie voller Panik.
Mrs Neilson hob das Feuerzeug, während sie gleichzeitig den Mund öffnete, um etwas zu entgegnen. Da machte Maddy in einer einzigen fließenden Bewegung einen Satz auf sie zu. Sie warf sich auf Mrs Neilson und gemeinsam gingen sie zu Boden. Mrs Neilsons Kopf schlug mit einem bösen Krachen auf dem Boden auf, aber es schien alles in Ordnung mit ihr zu sein, denn sie schlug jetzt unkoordiniert und außer sich auf Maddy ein und trat um sich.
»Oh mein Gott, Hilfe! Hilfe! Ich werde angegriffen!«, kreischte sie. Mehrere Schüler standen auf, aber keiner wagte einen Schritt nach vorne. Sie alle starrten nur wie gebannt auf das bizarre Bild: eine Lehrerin und eine Schülerin, die miteinander rauften und kämpften. Maddy wehrte Mrs Neilsons Schläge und Fausthiebe gekonnt ab, während sie ihr das Feuerzeug entwand. Dabei tat sie alles, um zu verhindern, dass es versehentlich Funken schlug. Mr Rankin kam ins Klassenzimmer geeilt.
»Was zum Teufel ist hier los?!«, verlangte er zu wissen.
Um Atem ringend, stieß Maddy mit erstickter Stimme hervor: »Überprüfen Sie den Propangastank.«
Sofort hörte Mrs Neilson auf, sich zu wehren, und warf einen fragenden Blick auf den großen, kugelförmigen Behälter nur wenige Zentimeter von ihr entfernt. Sie rappelte sich auf Hände und Knie und kroch in eine Ecke, wo sie sich – unterbrochen von heftigen Schluchzern – geräuschvoll die Nase putzte. Mr Rankin ging zu dem Behälter und hielt sein Ohr an das Ventil. Augenblicklich wurden seine Augen groß.
»Er ist undicht«, verkündete er entsetzt. »Wir müssen dieses Klassenzimmer evakuieren. Schnell!«
Maddy verbrachte die folgende Unterrichtsstunde im Krankenzimmer, in dem es nach Wundsalbe und Alkohol roch, ehe sie zum Direktor gerufen wurde. Mrs Neilson erklärte sich einverstanden, nicht gegen sie vorzugehen, wenn Maddy am nächsten Tag in der Mittagspause nachsitzen würde. Im gleichen Atemzug dankte man Maddy dafür, dass sie das Leck im Gastank entdeckt hatte, obwohl niemand sich vorstellen konnte, woher sie das gewusst haben sollte. Maddy, die es nicht wagte, die Wahrheit zu sagen, erklärte einfach, sie habe einen seltsamen Geruch wahrgenommen, als sie am Biolabor vorbeiging. Dann wurde sie zurück in ihre Klasse geschickt, wo sie sich bemühte, das Getuschel ihrer Klassenkameraden zu ignorieren und den restlichen Tag einfach nur hinter sich zu bringen.
Trotz des vielversprechenden Anfangs hatte sich der Tag als Katastrophe entpuppt. Maddy fühlte sich wie eine Aussätzige, so als wäre sie anders als alle anderen und nicht im Einklang mit der Welt um sich herum. Doch das war ja eigentlich nichts Neues, wie sie sich sagte.
Nach dem letzten Gong zog sich Maddy die Kapuze über den Kopf und trabte eiligen Schrittes nach Hause. Sie ging erst gar nicht hinein, sondern lief sofort über den Hof den kleinen Hügel hinunter zur Hintertür von Kevins Diner. Dort angekommen, schlüpfte sie in ihre Uniform. Da Tracy sich den Abend freigenommen hatte, würde Maddy auch noch die Spätschicht übernehmen.
»Und, wie war’s in der Schule, Maddy?«, fragte Kevin von der Küche aus, als sie den Rucksack ins Büro warf, das Namensschild anbrachte und ihr Haar zu einem Pferdeschwanz band.
»Ach, eigentlich recht unspektakulär«, entgegnete sie und gab sich alle Mühe, überzeugend zu klingen.
»Echt? War der Unterricht okay?«
»Jep«, meinte sie, als sie in die Küche kam und ihm ein halbherziges Lächeln schenkte. Maddy hasste es, zu lügen, und am allerwenigsten gefiel es ihr, ihren Onkel Kevin anzuschwindeln, doch sah sie keinen anderen Ausweg. Sie würde ihm garantiert nicht erzählen, was geschehen war. Dass sie in der Schule als Sonderling galt, konnte sie ja noch verkraften, aber zu Hause wollte sie das auf gar keinen Fall. Sie schnappte sich Notizblock und Stift, und ehe Kevin noch weitere Fragen stellen konnte, spazierte sie schwungvoll in den Speiseraum.
Nach etwa einer Stunde kam Gwen mit ihrer Freundin Jessica und Samantha Cellato vorbei. Jessica und Samantha waren beide zwei Jahrgänge unter ihr, und Samantha war mit im Biolabor gewesen, als Maddy ihre kleine Show mit Mrs Neilson abgezogen hatte. Maddy begleitete die Mädchen zu einer Sitzecke im hinteren Teil des Diners und alle drei bestellten das Hamburgermenü. Bestimmt waren sie gekommen, um sich mit Maddy über den Vorfall in der Schule zu unterhalten.
»Du hast es ins ›Mittags-Special‹ geschafft«, verkündete Gwen, als
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