Angel City Love (German Edition)
sich um einen Stapel Kleider, die fein säuberlich zusammengelegt waren. Ein schwacher Parfumduft stieg Maddy in die Nase, während sie die Stücke einzeln herausnahm. Der Geruch war süßlich und irgendwie vertraut. Sie nahm ein cremefarbenes Vintage-Kleid mit Spitzensaum und faltete es auseinander. Dann hockte sie sich auf den Boden und betrachtete das Kleid eingehend im warmen Lichtschein.
Ihre Mutter hatte Stil gehabt, so viel war sicher.
Nachdem Maddy einen alten, gesprungenen Spiegel herbeigezerrt hatte, zog sie ihre Shorts und ihr Tanktop aus, streifte sich behutsam das Kleid über den Kopf und machte vorsichtig den Reißverschluss zu. Der Stoff schmiegte sich eng an ihren Körper, als täte er das nicht zum ersten Mal. Sie und ihre Mutter hatten offenbar dieselbe Größe. Sie sah sich im Spiegel an und spürte, wie sie eine Gänsehaut bekam. So nahe war sie ihrer Mutter im Grunde noch nie gewesen.
Ihr sprangen Tränen in die Augen, aber sie unterdrückte sie blinzelnd und strich über den Stoff auf ihrer Haut. Dann glitt ihr Blick zur Kiste und zu dem kleinen Schmuckhäufchen zurück, das sie auf den Boden gelegt hatte. Sie musterte die einzelnen Stücke, bis ihr ein Goldkettchen ins Auge stach. Es wirkte schlicht und trotzdem elegant. Sie legte es sich um den Hals und machte den Verschluss zu. Nach einem Blick auf ihr von Sprüngen durchzogenes Spiegelbild legte sie die restlichen Habseligkeiten ihrer Mutter in den Karton zurück und stieg die Holzleiter nach unten.
Sie sah auf die Uhr. Es war sieben Uhr zweiundfünfzig. Maddy ging ins Bad, wo sie ein wenig Lidschatten, Mascara und Lipgloss auftrug. Nur einen Hauch, das musste reichen. Auch ihr Haar musste wohl so bleiben, wie es war. Sie putzte sich gerade die Zähne, als es an der Tür klingelte. Sofort begann ihr Herz wie wild zu pochen. Durch das winzige Badezimmerfenster konnte sie das Schnurren des Ferrarimotors hören. Sie rannte in ihr Zimmer, schlüpfte in das einzige Paar hochhackiger Schuhe, das sie besaß, und angelte eine schwarze Clutch-Handtasche unter dem Bett hervor, die Gwen irgendwann im Sommer mal bei ihr vergessen hatte. Dann holte sie tief Luft und ging nach unten, wobei sie sich am Treppengeländer festklammerte. An der Haustür wartete der Engel schon höflich auf sie.
Als Jackson Maddy erblickte, sog er scharf die Luft ein und machte den Mund auf, um etwas zu sagen. Doch dann schloss er ihn wieder, als wollte er den Gedanken doch lieber für sich behalten.
»Hi«, sagte er schließlich.
Maddy konnte fast nicht glauben, Jackson Godspeed vor ihrer Tür stehen zu sehen. Er trug eine Smokingjacke zu einem grauen Hemd, Röhrenjeans und nagelneuen klassischen Vans. Wie immer sah er aus, als wäre er soeben von einem Werbeplakat heruntergestiegen. Seine Augen wirkten dunkler als gewöhnlich, eher kobaltblau, aber äußerst verführerisch. Maddy versuchte ihre wirren Gedanken zu sortieren und etwas zu sagen.
»Hey«, stieß sie mühsam hervor, während sie nervös in ihren hohen Schuhen dastand. »Seh ich okay aus?«
Jacksons Gesichtsausdruck wirkte jetzt wieder höflich-zurückhaltend. »Maddy«, sagte er sanft, »du bist wunderschön.« Er hielt ihr den Arm hin, worauf Maddy sich bei ihm unterhakte und sich von ihm zum Wagen führen ließ.
Im Ferrari rasten sie über den Sunset Strip, wobei sie die Blicke der Leute in Restaurants und Boutiquen und in den Schlangen vor den Klubs auf sich zogen. Maddy war das höchst unangenehm. Sie fragte sich, ob Jackson mitbekam, wie fremd ihr all das war. Sich hübsch anzuziehen. Auszugehen. Und was hatte seine zurückhaltende, förmliche Miene vorhin an der Tür zu bedeuten gehabt? Hatte er möglicherweise seine Meinung in Bezug auf sie geändert, nachdem er heute Morgen aufgewacht war? Vergangene Nacht hatte es keine Rolle gespielt, dass er ein berühmter Engel und sie eine einfache Bedienung in einem Diner war. Doch vielleicht sah jetzt alles anders aus, nachdem er Zeit gehabt hatte, bei Tag nüchtern darüber nachzudenken. Vielleicht bereute er das Ganze ja schon.
»Ich bin wirklich froh, dass du heute Abend mit mir ausgehst«, sagte Jackson schließlich.
»Tja«, entgegnete Maddy, die am Saum ihres Kleides herumfummelte, »normalerweise mache ich so was auch nicht.«
»Weißt du.« Jackson grinste zu ihr hinüber. »Die haben gestern Nacht ein Foto von uns geschossen.«
Maddy wurde rot. »Ich weiß, meine Freundin Gwen hat es mir gezeigt.«
»Na ja, mach dir keine Sorgen deswegen,
Weitere Kostenlose Bücher