Angel City Love (German Edition)
Bilder von den Rettungsaktionen wieder und wieder über die Bildschirme flackerten. Nach etwa zehn Minuten erschien ein junger Assistent.
»Mr Sylvester?«, sagte er. »Hier entlang, bitte.«
Er führte Sylvester durch die Vorhalle, vorbei an endlosen Reihen von Mitarbeitern mit Headsets, die für die Erzengel Telefonate entgegennahmen. Am Ende der Vorhalle öffnete der Assistent eine gläserne Doppeltür zu einem Konferenzraum und begleitete Sylvester hinein.
Der Raum war atemberaubend: Ein lang gezogener, schmaler Konferenztisch mit zwölf Stühlen stand vor einem raumhohen Fenster mit Blick auf Angel City und das gesamte Los-Angeles-Becken. In einer Ecke waren in einem gläsernen Schaukasten die Rüstung und das Schwert eines altertümlichen Kampfengels ausgestellt. Erinnerungsstücke an eine längst vergangene Zeit. Nach weiteren zehn Minuten tauchte Mark Godspeed endlich in einem gut sitzenden, ziemlich teuren Anzug auf.
»Bitte entschuldige, David«, sagte Mark, während er rasch in den Raum marschierte. »Ich musste noch ein Gespräch mit einem Schützling nach erfolgreicher Rettung führen. Du weißt ja, wie das so ist. Mein Assistent hat Kaffee zubereitet. Möchtest du einen?« Der Erzengel deutete auf ein Tablett in der Mitte des Tischs.
»Ja, danke«, entgegnete Sylvester. Mark griff nach der Kanne und füllte eine Tasse mit der dampfenden schwarzen Flüssigkeit. Die reichte er Sylvester, dann schenkte er sich ebenfalls eine Tasse ein.
»Es gab einen weiteren Vorfall auf dem Boulevard«, fing Sylvester ohne Umschweife an. »Ich wollte, dass du es von mir erfährst.«
Mark hielt kurz inne, ehe er seinen Kaffee zu Ende einschenkte und die Kanne vorsichtig auf das Tablett zurückstellte.
»Letzte Nacht hat man ein zweites Paar abgetrennter Flügel gefunden. Nur dass wir den Körper des Opfers dieses Mal in seinem Pool bei ihm zu Hause gefunden haben.«
»Wer ist es?«, wollte Mark wissen.
»Ryan Templeton.« Der Detective hob die Tasse zum Mund und nahm einen großen Schluck Kaffee.
Einen Moment lang schwieg der Erzengel. »Guter Engel. Ich kenne seine Familie.«
Sylvester nickte.
»Man hat die Flügel auf seinem Stern gefunden. Direkt neben dem Stern von Theodore Godson. Auch wenn wir Godson oder seine Leiche noch nicht gefunden haben, müssen wir davon ausgehen, dass er ebenfalls ermordet wurde. Wir haben allen Grund zu der Annahme, dass die Opfer in der Reihenfolge ihrer Sterne ausgewählt werden. Der Stern von Lance Crossman wäre der nächste. Wie zu erwarten, gilt auch er als vermisst.«
Nach einigen Augenblicken sprach der Erzengel. »Die Engel werden in der Reihenfolge ihrer Sterne getötet?«
Sylvester bestätigte dies mit einem Nicken. Daraufhin ließ der Engel sich auf einen der glänzenden Stühle sinken. »Weiß die Presse davon?«
»Nein. Aber wir werden es nicht mehr allzu lange verheimlichen können. Die Leute werden wachsam, wenn Engel verschwinden.« Er zögerte kurz. »Wir müssen etwas unternehmen, Mark.«
Der Erzengel starrte auf die Stadt, die sich hinter den Fensterscheiben lautlos bewegte. »Was soll ich deiner Meinung nach tun?«
»Berufe eine Notstandssitzung der Erzengel ein, und dann geh mit der Angelegenheit direkt zum Rat. Die Gemeinschaft der Engel muss gewarnt werden. Anschließend halten wir eine Pressekonferenz ab und setzen die Medien über die Morde in Kenntnis. Die ganze Stadt muss darüber informiert werden und ein Auge offen halten.«
»Auf gar keinen Fall«, protestierte Mark. »Die Öffentlichkeit darf von alldem nichts erfahren. Kannst du dir vorstellen, was das bedeuten würde? Wenn Engel sterben? Wie sollte man uns je wieder vertrauen können? Wir werden uns intern um die Angelegenheit kümmern. Punkt.«
»Dann werden womöglich noch mehr Engel zu Schaden kommen, Mark«, erklärte Sylvester. »Es geht hier nicht um Publicity. Wir haben es mit einer weitaus ernsteren Angelegenheit zu tun. Sei kein Narr.«
»Da sind diejenigen unserer Art, die nicht unter uns leben. Solche, die, nun ja, wie sagt man? Die einen anderen Weg eingeschlagen haben.« Er drehte sich zu Sylvester und betrachtete ihn einen Augenblick lang. Sylvester ging nicht auf die Anspielung ein.
»Klar. Wäre eine Möglichkeit. Die Erzengel haben sich Feinde gemacht. Doch wer auch immer diese grausigen Taten begeht, trennt ihnen die Flügel ab. Eine Art pervertierte Version der Strafmaßnahme des Rates.« Mark zog eine Augenbraue hoch, doch Sylvester fuhr unbeirrt fort: »Wir sollten
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