Angel City Love (German Edition)
einer Tüte, die auf dem Küchentresen stand, steckte es sich zwischen die Zähne und eilte durchs Wohnzimmer. Als sie die Haustür aufriss, wurde alles grellweiß vor ihren Augen. Ein wahres Blitzlichtgewitter erhellte den Hauseingang, während gleichzeitig lauter Stimmen auf sie einredeten.
»MADDY!« – »MADDY!« – »MADDY! HIER DRÜBEN, MADDY!« – »SEHEN SIE HIERHER, MEINE LIEBE!« – »BITTE SCHAUEN SIE ZU MIR, MADDY!«
Maddy wurde von Paparazzi belagert.
Sie hatten sich vor den Stufen zur Haustür versammelt. Noch mehr Paparazzi kamen über die Straße gerannt, zogen ihre Kameras aus den Taschen und drückten noch im Laufen ab. Da waren Männer mit zerzausten Bärten und unfreundlichen, verächtlich grinsenden Gesichtern. Maddy stand mit ihrem nassen Haar und der Scheibe Brot im Mund wie gelähmt da. Jacksons Welt war ihr also nach Hause gefolgt und wartete nun draußen vor ihrer Tür.
»Maddy, was ist es für ein Gefühl, mit Jackson Godspeed auszugehen?«, brüllte ein korpulenter Typ im Hintergrund. Maddy nahm das Brot aus dem Mund und versuchte, ihre Augen damit abzuschirmen. »Wie fühlt es sich an, mit dem begehrtesten Engel von ganz Angel City zusammen zu sein?«, rief er erneut.
»Wir sind nicht zusammen!«, kreischte Maddy. »Ich bin mit niemandem zusammen!«
Nun kamen auch ein paar der Nachbarn aus ihren Häusern, um zu sehen, was los war. Ein etwa zwölfjähriger Junge schoss ein Foto mit seinem Handy. Die Erniedrigung war zu viel. Mit der freien Hand zog Maddy die Haustür zu, ließ das Brot fallen, holte ein Schulbuch aus der Tasche und hielt es sich vors Gesicht.
Los, beweg dich, befahl sie sich selbst und zwang ihre Füße vorwärts. Rasch ging sie die Treppe hinunter und über den Gehweg. Wie eine menschliche Flutwelle folgten ihr die Paparazzi, stolperten rückwärts und zertrampelten dabei die wenigen Blumen, die ihr Onkel Kevin vor dem Haus gepflanzt hatte. Maddy fing an zu laufen, als sie die Straße überquerte, und führte die Meute vom Diner weg. Sie konnte es nicht riskieren, an diesem Morgen die Frühschicht zu übernehmen. Die Paparazzi hielten mit ihr Schritt. Sobald sie zurückfielen, ließen sie ihre Kameras sinken, um sie im Laufschritt wieder einzuholen.
»Haben Sie gestern Abend Vivian getroffen?«, rief einer von ihnen völlig außer Atem. »Machen Sie sich Sorgen, dass sie sich Jackson zurückholen könnte?«
»Lassen Sie mich in Frieden!«, schrie Maddy, während sie mit den Tränen kämpfte.
»Was denken Sie über die Morde an den Engeln? Machen Sie sich Sorgen um Jackson?«
Die letzte Frage fräste sich wie eine scharfe Klinge durch die anderen hindurch. Maddy blieb wie angewurzelt auf dem Gehsteig stehen und nahm das Buch von ihrem Gesicht.
»W… wie bitte?«, stammelte sie.
»Man hat bereits zum zweiten Mal abgetrennte Flügel auf dem Walk of Angels gefunden! Die Geschichte mit dem Serienkiller ist erst gestern Abend publik geworden!«, rief jemand. Sie blickte in die Gesichter um sie herum, begegnete jedoch ausschließlich unfreundlichen Augenpaaren. Da bemerkte sie, dass einer das Ganze auf einem Camcorder aufzeichnete. Er grinste fies, während er den Blick auf das Display des Geräts gerichtet hielt. Maddy fühlte sich absolut nackt und schutzlos Das alles war ein vollkommen demütigendes Eindringen in ihre Privatsphäre.
»Die Engel werden nacheinander in der Reihenfolge ihrer Sterne auf dem Angel Boulevard getötet. Man sagt, Jackson könnte der Nächste sein! Sie können sich nicht mal mehr selbst schützen! Was für ein Gefühl ist das für Sie, Maddy?«
Jackson war in Gefahr? Das konnte Maddy nicht einfach so wegstecken. Sie mochte zwar sauer sein auf ihn, aber bei dem Gedanken, ihm könnte etwas zustoßen, wurde ihr das Herz schwer. Und was war das mit diesem Serienmörder? Ihr blieb nichts anderes übrig, als den Kopf einzuziehen und einen Zahn zuzulegen. An der Ecke ließen sie sie endlich laufen. Maddy riskierte einen Blick über die Schulter, als sie kurz stehen blieb, um wieder zu Atem zu kommen. Die Paparazzi inspizierten ihre Kameras und sahen sich ihre Ausbeute an, während sie gleichzeitig auf ihre Fahrzeuge zueilten. In den nächsten Minuten wären die Bilder wahrscheinlich bereits im Internet zu finden.
Maddy zog sich die Kapuze über den Kopf und marschierte zügig über den Angel Boulevard. Sie wagte es nicht, den Blick zu heben. Sie konnte sich gut vorstellen, wie einer der Angel-Tours-Busse gerade auf die Bremse trat und
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