Angel City Love (German Edition)
der Touristenführer verkündete: »Sie haben Glück, meine Damen und Herren. Wenn Sie Ihren Blick bitte nach rechts richten – dort sehen Sie die Freundin von Jackson Godspeed!« Maddy achtete nicht auf die Läden, die inzwischen T-Shirts mit Jacksons Gesicht und dem Slogan »Achtung: Schützling von Jackson Godspeed« im Angebot hatten. Sie achtete auch nicht auf den Kerl, der wie Jackson angezogen war und ein Foto mit ihr zusammen schießen wollte. An der Ampel Ecke Angel Boulevard und Highland Avenue hielt sie weiter den Kopf gesenkt, um nicht auf die Bildschirme sehen zu müssen, die verkündeten: »Liveübertragung von der Approbationsfeier«, oder auf die Schilder, auf denen zu lesen war: » STRASSE WEGEN VERANSTALTUNG GESPERRT. «
Plötzlich vernahm sie einen Schrei.
Er war von einem Mädchen gekommen, das ein paar Jahre jünger war als sie. Es stand ebenfalls an der Ecke und wartete darauf, dass die Ampel endlich grün wurde. Sie musterte Maddy, dann sah sie auf ihr iPhone und wieder zurück zu Maddy. Verblüfft starrte sie sie an.
»Das bist du!«, kreischte sie schließlich. Sie hatte Maddy erkannt. »Oh mein Gott!«, keuchte das Mädchen, und dabei klang sie genau wie Gwen. »Könnte ich vielleicht ein Autogramm von dir haben?«
Maddy blinzelte das Mädchen verstört an. Das konnte doch nicht wahr sein, oder passierte das wirklich?
Tja, doch, es war wohl so.
Während Maddy so dastand und versuchte, sich hinter einem Vorhang von Haaren zu verstecken, bildete sich eine Traube von Touristen um sie herum. Diverse Wegwerfkameras blitzten auf. Ein Mann mit einem Hut von John Deere brüllte: »Martha, schau doch! Sie ist es!«
Die Ampel sprang auf Grün um und Maddy rannte den restlichen Weg zur Schule.
Als sie die Eingangshalle betrat, hatte sie ein ähnliches Gefühl wie am Abend zuvor bei ihrer Ankunft auf der Party. Alle starrten sie an. Nur dass es dieses Mal schlimmer war, weil sie nämlich gestern wenigstens an einem Ort gewesen war, wo sie sowieso nicht hingehörte. Aber nun befand sie sich an einem der wenigen Orte, wo sie durchaus ein Recht hatte zu sein. Dennoch starrten die Leute sie an, als wäre sie eine Außerirdische, ein Sonderling. Es war fast so, als würde sie auf einmal nirgends mehr hingehören. Als sie weiterging, wurde Maddy bewusst, dass es mit einem Schlag um sie herum ruhiger wurde. Wenn sie vorüberging, verstummten die Gespräche. Alle verfielen in ein Flüstern und deuteten auf sie. Maddy konnte ihre eigenen Füße über das Linoleum schlurfen hören. Ihre Ankunft hatte dafür gesorgt, dass mit einem Mal in der sonst so lärmenden und hektischen Aula der Angel City Highschool Totenstille herrschte.
Wie benommen eilte Maddy zu ihrem Schließfach. Gwen war noch nicht da, was sehr ungewöhnlich war. Offensichtlich ging sie ihr aus dem Weg. In ihrem Kopf begann die böse Vorahnung Gestalt anzunehmen, dass sie Gwen möglicherweise verletzt hatte. Sie holte ihre Bücher aus dem Spind und versuchte nicht darauf zu achten, dass der Großteil der Leute sie immer noch anstarrte. Sie fühlte sich unendlich einsam. Da klingelte es zum Glück zur ersten Stunde, und Maddy beschloss, dass sie sich in der Mittagspause bei Gwen zu entschuldigen versuchen würde. Vorausgesetzt, sie fand sie bis dahin.
Der vor ihr liegende Schultag wurde anstrengend, ungemütlich und peinlich. Im Englischunterricht musste Maddy feststellen, dass sie einen Test schrieben, den sie komplett vergessen hatte. Während sie sich noch mit dem Aufsatz abmühte, klingelte ein Handy. Es war laut und aufdringlich, aber wenigstens klang es futuristisch und teuer. Plötzlich dämmerte es ihr: Das war ja ihr BlackBerry Miracle!
»Maddy, du kennst die Regeln«, mahnte Mrs Stinchfield sie. »Handys bleiben im Unterricht ausgeschaltet.« Während Maddy nach ihrem BlackBerry suchte, erklang das Signal, dass sie eine neue SMS erhalten hatte. Mrs Stinchfield funkelte sie finster an. »Du magst ja jetzt eine Berühmtheit sein, Miss Montgomery, aber in meinem Unterricht bist du immer noch eine ganz normale Schülerin.«
Maddy versuchte, ihr Handy stumm zu schalten, wusste aber nicht, wie. Nun konnte sie sich gar nicht mehr auf die Prüfung konzentrieren. Als es zur Mittagspause klingelte, musste sie ihren Aufsatz unvollendet abgeben.
Im Flur war es auch jetzt wieder ungewöhnlich still, doch dieses Mal konnte Maddy im Vorbeigehen wenigstens aufgeregtes Getuschel hören. Die meisten lasen auf ihren Smartphones und warfen ihr
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