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Angel Eyes. Im Bann der Dunkelheit (German Edition)

Angel Eyes. Im Bann der Dunkelheit (German Edition)

Titel: Angel Eyes. Im Bann der Dunkelheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Desrochers
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sind sie wieder, die Schuldgefühle.
    «Wieso hast du es mir nicht gesagt?»
    Er schüttelt schweigend den Kopf.
    Tausend Fragen schießen mir durch den Kopf, die ich ihm stellen möchte – vor allem solche wie: Wie konntest du nur so ein betrügerischer, verlogener Scheißkerl sein? Aber ich weiß, was er antworten würde: Ich bin ein Dämon, was hast du denn erwartet?
    Also koche ich innerlich und zwinge mich, ihn nicht anzusehen, und bemühe mich, die schmerzliche Leere in meinem Innern zu ignorieren. Ich schließe die Augen und wende den Kopf ab, damit er meine Tränen nicht bemerkt.
    Jetzt fällt mir auch wieder ein, warum ich überhaupt zu Luc gefahren bin – mein Traum. Ich musste mich mit eigenen Augen davon überzeugen, dass er fort war. Doch er ist hier. So nah, dass ich ihn berühren könnte. Und ich möchte ihn berühren. Ich möchte von ihm umarmt werden, geküsst.
    Gott, wie ich ihn vermisst habe!
    Was ist los mit mir? Wie kann ich ihn lieben und zugleich hassen?
    Ich wische mir die Tränen aus dem Gesicht und mustere ihn von der Seite. Er hat den Kopf an die Kopfstütze gelehnt und das Gesicht leicht von mir abgewandt, eine Hand am Steuer, die andere am Schaltknüppel. Seine Augen glühen rot durch seinen seidigen schwarzen Wuschelkopf, und die Piercings in seinen Augenbrauen blinken im Licht der Straßenlaternen.
    Gott, ich weiß nicht, was ich denken soll. Er scheint im Großen und Ganzen unversehrt zu sein. Offenbar war seine Reise in die Hölle eine freiwillige. War es dumm, mir Sorgen zu machen?
    Beinahe strecke ich die Hand nach ihm aus. Aber dann halte ich inne. Er starrt weiter stur geradeaus und macht keine Anstalten, etwas zu sagen. Seine Miene ist hart, sein Gesicht verschlossen. Würde er es mir sagen, wenn ihm noch etwas an mir läge?
    Schon wieder ist mir nach Weinen zumute, und ich unterdrücke die Tränen. Ich denke an Lilith – was ich empfunden habe, als sie mich küsste – und weiß, was ich sagen muss.
    «Ich weiß, dass es nicht deine Schuld war … das mit Lilith.»
    Er erstarrt und hält die Luft an, während er durch die Windschutzscheibe stiert. Als ich mir sicher bin, dass das seine einzige Antwort bleibt, schaue ich wieder aus dem Seitenfenster.
    «Es tut mir leid», flüstert er, und ich hoffe, er hört mich nicht, als ich mit abgewandtem Gesicht schluchze.
    Ich reiße mich mühsam zusammen, als er bei mir zu Hause in die Einfahrt biegt, aussteigt und mir den Schlüssel zuwirft. Er sieht mich mit harten schwarzen Augen an, die sich jedem Versuch, tiefer zu blicken, widersetzen. Könnte ich doch Gedanken lesen wie Gabe!
    Er wartet darauf, dass ich ins Haus gehe, also steige ich aus und achte darauf, möglichst nicht zu humpeln. Auf halber Strecke zur Haustür drehe ich mich noch einmal um und sehe ihm in die Augen. In diesem Moment, da er sich unbeobachtet fühlt, verrät seine Miene Schmerz.
    Es hätte nicht viel gefehlt, und ich wäre zu ihm zurückgerannt. Aber im nächsten Augenblick, als sein Blick meinen erwidert, ist seine Miene bereits wieder hart und kalt wie Stein. Und als ich einen Schritt auf ihn zumache, werde ich daran erinnert, dass ich für eine ganze Weile nicht rennen werde. Aber ich muss es wissen.
    «War alles nur Theater? Hat dir überhaupt je etwas an mir gelegen?»
    Gut ein Dutzend widerstreitender Gefühle zeichnen sich in seiner Miene ab. Doch ich kann sie kaum deuten, bevor er wieder ein ausdrucksloses Gesicht aufsetzt. Er starrt mich eine unendlich lange Minute an und schüttelt dann langsam den Kopf.
    Sofern ich je Zweifel hatte, weiß ich es jetzt wenigstens mit Gewissheit. Er will es so. Mehr muss ich gar nicht wissen, um ihn ziehenzulassen. Jetzt kann ich nach vorne blicken. Ich drehe mich um und gehe ins Haus. Sobald ich außer Lucs Sichtweite bin, lehne ich die Stirn an die Tür und lasse den Tränen ihren Lauf. Aber die Stimme meiner Mutter aus der Küche schreckt mich auf. Wie soll ich mich sauber machen, bevor mich jemand sieht? Wie will ich meinen Eltern die zerrissenen Klamotten, die blauen Flecken und das Blut erklären? Tja, erinnert ihr euch an das Mädchen, mit dem ich Luc im Bett erwischt habe? Also, wir haben uns ordentlich geprügelt.
    Nachdem ich meiner Mutter einen Moment zugehört habe, geht mir auf, dass sie telefoniert. Im Fernsehen im Wohnzimmer läuft die Übertragung eines Spiels der Red Sox. Kann gut sein, dass mein Vater davor im Sessel schläft. Meine Schwestern können Baseball nicht ausstehen, also ist er auf jeden

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