Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Angel Eyes. Im Bann der Dunkelheit (German Edition)

Angel Eyes. Im Bann der Dunkelheit (German Edition)

Titel: Angel Eyes. Im Bann der Dunkelheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Desrochers
Vom Netzwerk:
Küchenstühlen und nimmt einen kräftigen Schluck. «Aaah! Sehr erfrischend.»
    Ich bin nicht überrascht, dass sie eine Erfrischung braucht, denn obwohl es draußen fast dreiunddreißig Grad heiß ist, trägt sie dieselben Sachen wie letzte Woche bei ihrem Einzug: die weite Trainingshose und das weite graue Sweatshirt.
    Frannie lässt sich auf dem anderen Küchenstuhl nieder. «Also, wie gefällt dir Haden?»
    «Ganz okay, schätze ich. Und es ist nicht weit zur U-Bahn, also muss ich zum College nicht mit dem Auto nach Boston reinfahren.»
    «Die T», sagt Frannie.
    «Wie bitte?»
    Frannie kratzt an dem Etikett ihrer Bierflasche. «Die U-Bahn. Die nennen wir hier T.»
    «Oh.»
    «Willst du auch noch nach den Ferien weiterarbeiten?», fragt Luc.
    «Ich muss. Ich brauche das Geld.»
    «Hm. Das ist hart», sagt er.
    Sie rutscht unbehaglich auf ihrem Stuhl herum. «Ja. Noch dazu krieg ich ein Stipendium. So spare ich mir wenigstens die Studiengebühren, aber dafür muss ich besonders viele Seminare und Vorlesungen belegen.»
    Frannie runzelt besorgt die Stirn. «Gibt’s niemanden, der dich unterstützen kann?»
    «Nein. Ich habe keine Familie.» Ein Schatten huscht über Lilis Gesicht.
    «Gar keine?», fragt Frannie überrascht.
    Lili schüttelt nur den Kopf. Ihre Augen verdunkeln sich, und sie schaut zu Boden.
    Frannie senkt ebenfalls den Blick.
    Der Schmerz in Lilis Augen ist für mich schier unerträglich. Jemand hat ihr richtig wehgetan. Ich bewege mich zu dem Stuhl, auf dem sie mit hängenden Schultern sitzt, das Gesicht halb hinter den Haaren versteckt, und knie mich vor sie. Ich würde sie so gern berühren. Ich kann das Gefühl nicht mal erklären, aber etwas zerrt an meinem Innern, ein tiefes, schmerzendes Bedürfnis. Ich halte inne, bevor die Hand, die ich unwillkürlich gehoben habe, ihr Gesicht berührt, und senke sie wieder. Ich sehe ihr in die Augen. Könnte ich doch Gedanken lesen, wenigstens dieses eine Mal!
    Wer bist du?
    Nun leuchten ihre Augen auf, als habe jemand einen Schalter umgelegt. «Auf dem Parkplatz war ein Typ, der sich dein Auto angesehen hat.»
    Luc tritt ans Fenster und schaut runter. «Perfekt.»
    «Was?», fragt Lili.
    Luc und Frannie tauschen einen Blick.
    «Ach, nichts», sagt er.
    Frannie und Lili stehen auf und gehen zu Luc.
    «Ich hätte ihm sagen sollen, er soll sich verpissen. Dachte, er wäre ein Freund oder so.» Lili späht hinaus.
    «Ich habe keine Freunde», sagt Luc.
    Frannie versetzt ihm einen Stoß mit dem Ellbogen. «Außer Matt.»
    «Matt?» Lili sieht Luc fragend an.
    Als mein Name über Lilis Lippen kommt, durchfährt es mich heiß, aber in die Aufregung mischt sich auch Angst, ja, Entsetzen. Was wenn sie mich nicht leiden kann? Das muss auf Anhieb klappen.
    «Ja. Ein Freund von Luc.» Frannie lächelt und lässt den Blick durch den Raum schweifen. «Eigentlich waren wir für heute verabredet. Sieht aus, als hätte er uns versetzt.»
    Ich transferiere mich hinter sie und lasse ihren BH-Träger flitschen. Sie fährt zusammen und tritt mit dem Fuß dahin, wo sie mein Schienbein vermutet. Doch da ist nur Luft.
    Luc grinst. Lili wirkt verunsichert.
    «Also, ich muss los. Das Bier lasse ich euch da.»
    Lilis Lächeln verschlägt mir schier den Atem. Sie ist so schön.
    Frannie nimmt das restliche Bier vom Tisch und will es ihr in die Hand drücken. «Nimm’s ruhig wieder mit.»
    «Ich habe dieses Bier noch nie im Leben gesehen, Officer», erklärt Lili, hebt die Hände und entfernt sich rückwärts vom Tisch.
    Frannie lacht. «Wir gehen doch morgen shoppen, oder?»
    Lili schlägt die Augen nieder. «Ja.»
    «Toll. Riley und Taylor kommen auch mit. Ich bin gegen zwölf bei dir, dann können wir vorher noch den Schrank abholen.»
    «Okay», sagt Lili, und Luc bringt sie zur Tür.
    Im Bruchteil einer Sekunde fasse ich einen Entschluss. Ich muss mit ihr reden, um über diese komische Obsession hinwegzukommen. Wenn ich hinter ihr in den Flur husche und sichtbar werde, dann glaubt sie wahrscheinlich, ich bin gerade gekommen.
    Aber als Luc Lili die Tür öffnet und sie hindurchgeht, hebt sie die Hand und streicht über seine Rippen – eine Liebkosung. Sie sieht ihn dabei mit einem angedeuteten Lächeln an und beißt sich auf die Unterlippe. «Also … bis später.»
    Er hebt die Augenbrauen und wirft einen Blick über die Schulter zu Frannie, die gerade ahnungslos das Bier in den Kühlschrank stellt. «Ja, bis dann», sagt er und lächelt.
    Plötzlich bin ich

Weitere Kostenlose Bücher