Angel Eyes. Im Bann der Dunkelheit (German Edition)
in die Luft, und er schweigt. Ich habe mein T-Shirt übergestreift und bin auf halbem Weg zur Tür, bevor er reagiert. Er will mich mit einer Hand an der Schulter aufhalten, und ich überlege kurz, ob ich ihn packen und zu Boden werfen soll. Aber ich muss hier raus, bevor ich anfange zu flennen. Deshalb reiße ich mich los und renne zur Tür. Dabei verliere ich einen meiner Flipflops, aber das ist mir egal. Die verdammten Riegel bewegen sich nur widerwillig, und schon hat er mich eingeholt.
«Frannie, hör mir zu.» Er legt die Hände links und rechts von meinem Kopf an die Wohnungstür, sein heißer Atem streift mein Ohr.
Ein Schluchzer bleibt mir in der Kehle stecken. «Ich … Es ist okay.» Ich hantiere wieder an der Tür herum. «Ich muss zur Arbeit.»
Er schmiegt sich von hinten an mich und schlingt die Arme um meine Taille. Ich hasse es, dass mein Herz dabei stottert. Noch mehr hasse ich, dass ich die Tränen nicht aufhalten kann.
«Ich hab es nie gesagt», flüstert er mir leise ins Ohr, «weil sie vollkommen unzulänglich sind, diese Worte.»
Ich schiebe den letzten Riegel auf und greife nach der Klinke, bevor mir aufgeht, was er gerade gesagt hat. Ich halte inne und lehne die Stirn an die Tür. Ich muss nachdenken.
Er dreht mich um, umfasst mit beiden Händen mein Gesicht und sieht mir in die Augen. «Gott, ich liebe dich.» Seine Augen glitzern. «Ich liebe dich mit jeder Faser meines Seins.»
Beim letzten Wort bricht seine Stimme. Er schließt die Augen und atmet tief ein. Seine Lippen werden zu einem dünnen Strich, bevor er sich abwendet. Er geht weg, stolpert und fängt sich mit beiden Händen am Küchentisch ab. Das Herz möchte mir zerspringen. Er lässt den Kopf hängen und rührt sich nicht.
«Ich liebe dich so sehr, dass es wehtut», sagt er schließlich so leise, dass ich ihn kaum verstehe.
Ich lehne noch wie erstarrt an der Tür. Ich möchte den Mund aufmachen, um zu antworten, aber ich bin wie gelähmt. Ich finde keine Worte.
Er fährt sich mit dem Handrücken über das Gesicht und dreht sich langsam zu mir um. Seine Züge sind angespannt, er ringt um Fassung. Er legt den Kopf in den Nacken, schließt die Augen und atmet zitternd ein.
«Ich dachte, nach siebentausend Jahren wüsste ich alles, was es zu wissen gibt.» Er zögert, senkt den Kopf und sieht mich an. «Aber ich wusste nicht, dass so etwas möglich ist.» Er legt die Faust auf das Herz. «Ich konnte mir nicht vorstellen, dass ich etwas … jemanden … einmal dermaßen brauchen würde. Ich …» Seine Stimme versagt.
Ich stürze in seine Arme, schmiege die Wange an seine Brust und lausche seinem Herzen, das so schnell pocht wie mein eigenes. Er hält mich fest.
«Du bist mein Leben, Frannie», flüstert er in mein Haar. «Gott, du bist alles für mich.» Er hebt mich hoch und küsst mich, und als Nächstes sind wir wieder im Bett. Er küsst mich leidenschaftlicher, und obwohl ich weiß, dass das nicht mehr möglich ist, habe ich das Gefühl, seine Seele verwebe sich mit der meinen. Und in seiner Seele spüre ich eine so tiefe Liebe, dass ich wieder zu weinen anfange.
Er zieht sich zurück, wischt mir mit zitternden Fingern sanft die Tränen ab und schaut mich fragend an. Ich antworte mit einem Kuss, in den ich all meine Liebe lege. Wir lassen uns in die Laken fallen, versinken ineinander, und die Welt existiert nicht mehr. Es gibt nur noch ihn und mich. Unsere Seelen tanzen, und ich lasse mich von Luc in den Himmel entführen.
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Kapitel 9
Um Himmels willen
Frannie
Wenn ich an gestern denke, brennt mein Gesicht, und mein Bauch kribbelt. Es fällt mir richtig schwer, aber ich gehe an Lucs Tür vorbei zu Lili. Denn wenn ich bei Luc reinschaue, schaffe ich es heute nicht mehr zu Lili.
«Hey, Frannie», grüßt sie. Sie ertrinkt beinahe in ihrem grauen Sweatshirt. Schweißperlen stehen auf ihrer Oberlippe, und ihr verschwitztes Haar klebt an der Stirn.
«Wollen wir den Schrank abholen?», frage ich.
Sie zuckt die Achseln. «Ja, schon.» Sie tritt in den Flur und schließt ab. Im Vorbeigehen werfe ich einen sehnsüchtigen Blick auf Lucs Tür.
Lili steuert ihren Pick-up in die Einfahrt und an unserem Haus vorbei zu der Garage, die hinten im Garten steht. Ich springe heraus und huste wegen der Staubwolke, die aus der offenen Garagentür schwebt. Mit angehaltenem Atem wage ich mich vor. Mein Vater fegt in der hinteren Ecke.
«Hey, Dad.» Ich ziehe mir das T-Shirt über Nase und Mund.
Er stellt
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