Angel Eyes. Im Bann der Dunkelheit (German Edition)
an Gabe krampft sich mein Herz zusammen. Ich schlage die Augen nieder. «Das war was anderes.»
«Nur weil es zwei waren? Das macht es doppelt so schlimm wie das, was ich tue.»
«Außerdem haben wir uns nur geküsst.»
Ein anzügliches Lächeln spielt um ihre Lippen, und sie zieht die Augenbrauen hoch. «Aber jetzt nicht mehr …»
Hitze kriecht mir den Hals hoch.
«Ich wusste es!», kreischt sie triumphierend.
Ich sinke kopfschüttelnd auf meinen Schreibtischstuhl. «Und wie war die Party, auf der du mit Lili warst?» Ich klinge nicht halb so gehässig, wie ich mich fühle.
Sie schmeißt sich auf mein Bett. «Toll.» Aber dann verzieht sie mürrisch das Gesicht. «Bis Lili mich rausgeschleift hat.»
«Und Lili hat einen Typen mitgebracht, hast du gesagt? Das ist ja mal interessant.»
«Ja. Der war auch ziemlich heiß. Er hat lockiges dunkelblondes Haar, bisschen wie deins, nur kürzer, und umwerfend blaue Augen. Ich glaube, Lili ist scharf auf ihn.»
Ich lächele bei der Vorstellung, dass Lili scharf auf jemanden ist. «Wie hieß er?»
«Matt.»
Das verschlägt mir den Atem. Heilige Scheiße! Wie viele Matts, die aussehen wie ich, kennt Lili wohl? «Ehrlich?»
Das muss ich erst verdauen. Luc hatte also recht. Matt war an dem Abend, als Rhenanian mir vor unserem Haus aufgelauert hat, also tatsächlich mit Taylor und Lili auf der Party.
Taylor hebt den Kopf und runzelt die Stirn. «Kennst du ihn?»
«Ja. Ein Freund von Luc.» Außerdem mein Bruder und Schutzengel. «Bei Luc hat Lili ihn kennengelernt.»
«Also, wenn Marc nicht wäre, hätte ich mein Glück bei ihm versucht, aber … Na ja, du hast Marc ja gesehen. Er ist echt heiß.» Sie setzt sich auf.
«Und küsst gut, deinen Lippen nach zu urteilen.» Ich grinse.
Sie setzt ein vielsagendes Lächeln auf, und ihre Augen funkeln. «Hm. Was der alles kann mit dem Mund …»
Ich hebe erneut die Hände, denn mehr will ich wirklich nicht hören. «Also, trefft ihr euch wieder?»
«Heute Abend, in der Cove.»
«Wäre es okay, wenn Luc und ich mitkommen würden?»
Für einen Moment sieht sie mich argwöhnisch an. «Klar. Schätze schon. Gehst du zu Luc?»
«Nein. Er ist heute Vormittag in der Bibliothek. Wir treffen uns später bei Großvater.»
Sie rutscht an die Bettkante. «Nimmst du mich mit?»
«Du willst zu Luc?»
«Zu Lili.»
«Oh. Was habt ihr denn vor?»
Sie wirft sich wieder aufs Bett. «Nichts Besonderes.»
Ich warte auf eine Einladung, aber offensichtlich vergeblich. «Nimm doch den Bus», sage ich bitter.
Sie rollt sich auf die Seite und stützt sich auf einen Ellbogen. «Wo liegt das Problem? Du hast doch gerade gesagt, du gehst zu deinem Großvater.»
«Ich weiß nicht. Ich dachte, wir hängen noch ein bisschen ab, bevor ich losmuss.»
«Tun wir doch. Und danach hänge ich mit Lili ab.»
«Gut», schnaube ich. «Reisende soll man nicht aufhalten.»
Sie hievt sich vom Bett, sieht mich sauer an und zieht ihr Handy aus der Hosentasche. Ich wende mich ab, schnappe mir irgendein Buch vom Stapel und schlage es auf. Taylor stürmt aus meinem Zimmer. Doch bevor die Tür hinter ihr zuschlägt, höre ich sie noch sagen: «Hey, Ry. Ich bräuchte jemanden, der mich zu Lili fährt.»
Luc
Am Sonntag ist es immer ruhig in der Bibliothek. Als ich vom Computerbildschirm aufschaue, fällt mein Blick auf Taylor und Lili, die gerade zur Tür hereinkommen.
Taylor lächelt, weil ich so ein überraschtes Gesicht mache. Sie schaut nicht oft in der Bibliothek vorbei.
Lili trägt noch immer das Top mit den Shorts, also richte ich den Blick fest auf Taylor. Ich trete hinter der Ausgabetheke hervor. Mavis mustert die beiden finster.
«Hallo, Mädels», grüße ich.
Taylor rückt mir wie immer zu nah auf die Pelle. «Hey, Luc. Was tust du gerade?»
Ich deute auf den Computer. «Ich katalogisiere Neuerwerbungen.» Mein Blick huscht zu Lili und zurück zu Taylor. «Sucht ihr was Bestimmtes?»
Taylor stößt Lili an. «Nein, danke. Wir überprüfen nur eine Theorie von Lili.»
Ich schaue Lili mit hochgezogener Augenbraue an. «Eine Theorie?»
«Ach, nichts.» Sie hakt sich bei Taylor unter und zerrt sie zum Computertisch. «Wir kommen schon zurecht.»
Taylor grinst. «Bis dann.»
Sie hocken sich zusammen vor einen Computer und stöbern ein paar Minuten im Katalog, bevor sie zwischen den Regalen verschwinden. Zehn Minuten später tauchen sie mit drei dicken Büchern wieder auf. Mit zweien bin ich gut vertraut: Dämonische Überlieferungen und
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