Angel Eyes. Im Bann der Dunkelheit (German Edition)
Haus, und er bemüht sich sehr, nicht zu humpeln. Schließlich schlinge ich ihm den Arm um die Taille, um ihn zu stützen. Zuerst will er mich auf Armeslänge von sich weghalten, aber dann gibt er nach und stützt sich auf meine Schulter.
Ich helfe ihm auf einen Küchenstuhl. «Wir müssen dich ins Krankenhaus bringen. Das Bein könnte gebrochen sein.»
«Es ist nicht gebrochen.»
Luc setzt sich neben ihn und hebt Großvaters Bein an. Er dreht den Knöchel, drückt den Unterschenkel und beobachtet dabei Großvaters Gesicht. Als der nicht zuckt, lässt Luc das Bein sinken. «Ich glaube, es ist okay.»
Ich sehe Großvater streng an. «Diesmal hast du Glück gehabt. Aber ich will nicht, dass du da draußen noch mal ohne mich herumwerkelst.»
Er kichert. «Jawohl, Chef.»
«Was gibt’s zum Abendessen?» Luc öffnet den Kühlschrank und findet einen Karton Eier. «Omeletts?»
«Wenn du sie machst», meint Großvater.
Luc lächelt und kramt in den Schränken nach einer Schüssel und einer Pfanne.
Als wir gegessen haben, sieht Großvater mich an. Ich sitze ihm mit mürrischem Gesicht gegenüber. «Nach so einer Mahlzeit kannst du unmöglich noch sauer auf ihn sein.» Er richtet den Blick auf Luc. «Wo hast du das gelernt?», fragt er und zeigt mit der Gabel auf seinen leeren Teller.
«Ich schnappe hier und da was auf.»
Ich seufze frustriert. Luc drückt mein Knie, und diesmal weise ich ihn nicht ab. «Warum hört ihr beiden nicht auf mich?», frage ich aufgebracht.
Sie tauschen einen Blick und lachen schallend.
Ich lächele unwillkürlich und beiße mir auf die Lippen, bis sie wehtun, um nicht laut mitzulachen.
Luc legt mir den Arm um die Schultern und drückt mir einen Kuss auf die Stirn.
Ich schiebe ihn weg.
Großvater macht ein nachdenkliches Gesicht. «Also, wie soll das alles gehen?», fragt er Luc.
«Was?»
«Ich versteh noch nicht so ganz, wie das mit euch funktioniert.»
«Soweit ich sagen kann, bin ich ein Mensch wie jeder andere», erklärt Luc.
Großvater runzelt die Stirn. «Und das hat sie bewirkt?», fragt er und deutet in meine Richtung.
«Ihre Liebe zu mir», antwortet Luc und sieht mir in die Augen.
«Also, vielleicht bin ich vorschnell, aber könnt ihr zwei zusammenbleiben … heiraten und Kinder kriegen und so?»
Mein Herz pocht schneller. So weit habe ich noch nicht gedacht. Es ist so viel passiert, dass es schon schwer genug war, auch nur einen Tag im Voraus zu planen. Und Gabe scheint zu glauben, dass der Himmel etwas mit mir vorhat. Können Luc und ich eines Tages heiraten? Ist das meine Zukunft, ein normales Leben mit einer richtigen Familie?
Ein nagendes Gefühl in meinem Bauch verrät mir, dass dem nicht so ist. Angesichts der letzten fünf Monate bin ich mir ziemlich sicher, dass mein Leben alles andere als normal verlaufen wird.
Aber der Hoffnungsfunke in Lucs Augen sagt etwas anderes. «Vielleicht», antwortet er. «Soweit ich weiß, gab es so etwas noch nie. Ich kenne keinen anderen Mensch gewordenen Dämon, also gibt’s niemanden, an dem ich mich orientieren könnte.»
«Aber du gehst mit ihr nach L. A.»
Luc sieht Großvater in die Augen und zieht mich an sich. «Ja.»
Großvater nickt und macht sich daran, das Geschirr zusammenzuräumen. Ich nehme ihm die Teller ab und trage sie zur Spüle. Er lehnt sich in seinem Stuhl zurück.
Luc und ich räumen die Küche auf.
Großvater beobachtet uns mit einem wehmütigen Lächeln.
«Was?», frage ich lächelnd.
Er senkt den Blick. «Ihr erinnert mich nur an jemanden.»
Mein Großvater hat mir mal erzählt, dass er und meine Großmutter sich in dem Sommer nach der Highschool verlobt haben. Da waren sie in unserem Alter.
Ich gehe um den Tisch und umarme ihn von hinten. «Ich vermisse sie auch», flüstere ich ihm ins Ohr.
Er drückt meine Hand.
Nachdem wir den Motor wieder auf das Gestell gehoben und mit neuen Bolzen gesichert haben, überzeuge ich mich davon, dass Großvater im Haus zurechtkommt. Ich wechsele den Verband, denn die Wunde hat aufgehört zu bluten. Erst nachdem Großvater uns versprochen hat, vorerst keinen Fuß in die Garage zu setzen, fahren wir zu Luc.
«Heute Abend gehen wir mit Taylor und ihrem neuen Traumtyp in die Cove.»
Er lächelt. «Wo hat sie den aufgegabelt?»
«Er spielt in Kiffers Band. Sie ist echt heiß auf ihn.»
Sein Lächeln wird breiter. «Ist Taylor nicht immer heiß?»
Ich lache, denn mir fällt ein, wie scharf sie auf Luc war, als er auf die Haden High kam. «Na, wir
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