Angel Eyes. Im Bann der Dunkelheit (German Edition)
eine moderne Übersetzung von Der Schlüssel Salomons . Das dritte, ein moderneres Werk über Schwarze Magie, kenne ich nur beiläufig.
Sie breiten die Bände auf einem Tisch aus und vertiefen sich unter Flüstern und Kichern darin. Zwei- oder dreimal lachen sie laut auf, und Mavis ermahnt sie, leise zu sein. Obwohl Mavis mit ihrer zierlichen Gestalt in einer steifen Brise wahrscheinlich leicht davongeweht würde, entfaltet sie in ihrer Bibliothek solch eine große Autorität, dass die Mädchen verstummen.
Mavis zieht die Strickjacke enger um sich und wandert langsam zwischen den hohen Regalen hindurch, wo sie auf zwanghafte Art Bücher zurechtrückt, bevor sie zurück zur Ausgabe schlurft. Im Vorbeigehen bedenkt sie Taylor und Lili mit einem düsteren Blick.
Auf dem Tisch zwischen den beiden liegt ein kleines Notizbuch. Lili notiert etwas darin, aber sie schlägt es schnell zu, bevor ich sehen kann, was es ist. Ich hocke mich auf die Tischkante. «Habt ihr gefunden, was ihr gesucht habt?»
Lili schaut lächelnd zu mir auf. «Ja, alles bestens. Danke.»
«Sprich nur für dich.» Taylor versetzt ihr einen Rippenstoß und grinst anzüglich. «Ich nehme immer einen kleinen Bibliothekar zu meinen Büchern.»
«Dann hole ich am besten Mavis», sage ich und spähe an Taylor vorbei auf Der Schlüssel Salomons . Auf der Seite, die sie aufgeschlagen haben, geht es um irdische Dämonenbeschwörung und Manifestation. Ein ziemlicher Mist, ehrlich, denn man braucht gar kein Ritual. Wir tauchen einfach auf, wann und wo es uns passt. Sterbliche haben da so gut wie gar keinen Einfluss drauf.
«Lasst mich wissen, wenn ihr noch etwas braucht», sage ich und rutsche vom Tisch.
Die beiden schauen mir hinterher.
Als ich zur Ausgabe zurückkehre, seufzt Mavis: «Die jungen Leute heutzutage!», ungeachtet dessen, dass ich – soweit sie weiß – auch in diese Kategorie gehöre. «Keinen Respekt vor gar nichts.» Sie fängt sich wieder, und ihr finsterer Gesichtsausdruck verwandelt sich in ein flüchtiges Lächeln. «Also, einige jedenfalls. Du bist eine alte Seele, Luc.» Als sie an mir vorbei zu den Mädchen schaut, verfinstert ihr Blick sich wieder. «Das sind wahrscheinlich Teufelsanbeterinnen», murrt sie, greift nach der Kette um ihren Hals und berührt das silberne Kruzifix.
Unwillkürlich spielt ein Lächeln um meine Lippen. «Warum glauben Sie das, Mavis?»
«Das Buch – Schwarze Magie heute . Sie haben tatsächlich die Pentagramme daraus abgezeichnet. Ich begreife nicht, was Kinder an Vampiren und Dämonen so fasziniert. Je finsterer, desto besser. Was anderes wollen sie gar nicht mehr lesen. Was ist bloß aus den Klassikern geworden?»
«Es gibt auch einige finstere Klassiker: Bram Stoker, Mary Shelley, Edgar Allan Poe.» Ich halte mich an Autoren, die nicht älter sind als das Gebäude der Bibliothek. Ich muss Frannie bitten herauszufinden, was Taylor im Schilde führt.
Mavis schüttelt den Kopf. «Die Welt geht zum Teufel, und diese Generation», sie deutet auf Lili und Taylor, «weist uns den Weg in die Hölle.»
Mein Lächeln wird breiter. «Das wird sich zeigen.»
In diesem Augenblick geht die Tür auf, und Rhenanian kommt herein. Er grinst mich an und spaziert langsam durch die Bibliothek. Als sein Blick auf Lili und Taylor fällt, hält er inne und wirkt für den Bruchteil einer Sekunde überrascht. Mit einem frostigen Grinsen verschwindet er wieder.
So viele hübsche junge Dinger.
Mit einem raschen Blick auf Lili seufze ich schuldbewusst. «Wissen Sie was, Mavis? Sie könnten sogar recht haben.»
Taylor und Lili schieben ihre Stühle zurück. Bevor die beiden verschwinden, schaut Lili unter ihren langen dunklen Wimpern hervor und sieht mich an. Ich mache mich daran, die Bücher wieder wegzuräumen, und finde das Werk mit den Überlieferungen bei Adam und Lilith aufgeschlagen. Ich lese die Geschichte von Adams erster Frau – wie sie beleidigt aus dem Garten Eden abgezogen ist, nachdem sie jahrelang über die Erde gestreift war und im Bund mit dem Teufel Männer verführt hatte.
Der erste Sukkubus.
Manche Sachen haben die Sterblichen tatsächlich kapiert.
«Was zum Teufel führt ihr zwei bloß im Schilde?», frage ich mich und schließe das Buch.
[zur Inhaltsübersicht]
Kapitel 14
In alle Ewigkeit
Frannie
Als ich mit offenem Verdeck vorfahre, kommt Großvater aus der Garage. Ich steige aus, und er nimmt mich fest in die Arme.
«Holen wir heute den Motor raus?», frage ich und mustere den Shelby
Weitere Kostenlose Bücher