Angel Eyes. Im Bann der Dunkelheit (German Edition)
erreiche ich den finsteren Raum im hinteren Bereich des Hauses. In dem Moment, den meine Augen brauchen, um sich an die Dunkelheit zu gewöhnen, graben sich Finger in meine Oberarme und zerren mich tiefer hinein. Ich blinzele und will mich losreißen, während ich zu erkennen versuche, wer mich gepackt hat. Schließlich sehe ich, dass mich Marc und Chax in die Mitte genommen haben. Ihre Augen glühen rot. Andrus sitzt auf einer Art Thron auf der Bühne, auf der die Band gespielt hat.
Ich wende mich ruckartig zur Seite und ramme Chax das Knie in die Weichteile. Er lässt mich überrascht los, krümmt sich und schaut mit wildem Blick zu mir auf. «Zum Teufel! Was war das denn?»
Marc grinst blöd. «Tut mir leid, Kumpel. Ich hätte dich vorwarnen sollen.»
Chax richtet sich auf und schenkt mir ein Grinsen. Er tritt näher, aber anstatt mich am Arm zu packen, zwinkert er und richtet die Faust gegen Marc. Er erwischt ihn am Kiefer, und Marc taumelt zurück. Sein Griff löst sich, und ich hole aus und trete ihm die Füße weg. Fluchend geht er zu Boden.
Andrus kichert und grinst mich mit einem Mund voller Fangzähnen an. «Du gefällst mir. Deine Ausbildung wird ein großes Vergnügen.»
Ich starre ihn wütend an. «Meine Ausbildung?»
«Ja, sobald wir deine Markierung umgekehrt haben – was, so wie es aussieht, gut läuft –, musst du ausgebildet werden. Wer könnte das besser als der Typ für Öffentlichkeitsarbeit? Es dreht sich schließlich alles um das Image und das Placement. Wir stellen dich den richtigen Leuten vor und nutzen deine Macht, damit sie die richtigen Dinge tun. Du wirst Gold wert sein für uns. Nichts wird dich aufhalten.»
Ich habe genug gehört. Mit wenigen langen Schritten erreiche ich die Küche, schalte das Licht ein und sehe mich um. Die Erinnerung an das, was Marc hier mit Taylor gemacht hat, blende ich aus. Das flackernde Neonlicht erhellt einen leeren Raum. Taylor ist nicht hier.
Chax kommt auf mich zu, aber Andrus scheucht ihn fort.
Ich fahre herum. «Wo ist sie?»
Andrus grinst nur.
Ich stürze zur Bühne und stoße die Tür daneben auf. Der Raum ist dunkel und riecht nach Schweiß, Moder und etwas noch Üblerem. Die nackte Birne einer umgeworfenen Tischlampe beleuchtet einen Haufen schmutziger Klamotten auf einem abgewetzten braunen Teppich. Ich nehme die Lampe in die Hand und trete näher.
Den größten Teil des Bodens nehmen zwei große, dreckige Matratzen ein. Sechs oder sieben junge Frauen liegen darauf, zum Teil nackt. Hier und da rührt sich eine und hebt den Kopf, als ich das Licht herumwandern lasse. Doch keine hat pinkfarbene Strähnchen im Haar. Taylor ist nicht darunter.
Ein Teil von mir dankt Gott, ein anderer Teil knurrt frustriert.
Ich bewege mich weiter ins Zimmer, hocke mich neben die Matratzen und stelle die Lampe ab. Ich schüttele eine junge Frau – eine hübsche Blondine, etwa in Maggies Alter – an der Schulter. Sie rührt sich kaum.
«Geht es dir gut?», frage ich, doch ich bekomme keine Antwort.
Ich stehe auf und wende mich zur Tür. Dort steht Andrus und versperrt mir mit drohender Miene den Weg. Bevor ich reagieren kann, packt er mich mit einer heißen Hand im Nacken. «Du wärst eine hübsche Ergänzung», sagt er und weist mit einem Nicken auf die jungen Frauen.
«Was habt ihr mit ihnen angestellt?», knurre ich.
Sein Mund verzieht sich zu einem anzüglichen Grinsen. «Bleib hier, dann findest du es raus.»
«An mir hättet ihr keinen Spaß», sage ich und versuche, meine Macht zu nutzen, um ihn davon zu überzeugen.
Für einen Moment wird sein Gesicht ausdruckslos. Dann schüttelt er kichernd den Kopf. «Hm. Sehr gut! König Lucifer wird sich freuen, dass du geübt hast.» Mit einer Hand hält er mein Gesicht fest und drückt einen Kuss auf meinen Mund, sodass seine Fangzähne über meine Lippen schürfen. Seine Kraft erstaunt mich.
Ich schmecke Blut und wende mich keuchend ab. Aber ich stolpere über den Kleiderhaufen und lande auf dem Hintern.
Er kichert noch einmal und streckt mir eine Hand hin. «Dass musste sein, bevor du dich noch mehr in meinem Kopf einmischst.»
Ich stehe auf und will ihm einen Schlag ins Gesicht verpassen, doch er hält mein Handgelenk fest. «Wo ist Taylor?» Ich reiße meinen Arm los.
«Ich weiß es nicht», sagt er nach einer langen Pause.
«Sie ist nicht hier?»
Er zögert, und etwas Wildes blitzt in seinen Augen auf. Ich gehe in Kampfposition, denn ich denke, er will mich wieder packen. Doch er
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