Angel Eyes. Im Bann der Dunkelheit (German Edition)
konzentrieren.»
Ich schaue Luc fragend an.
«Sie versucht, ihre Macht bei Taylor einzusetzen», erklärt er.
«Wozu?»
«Damit Taylor sich von Marchosias fernhält.»
Frannie steht auf, geht zum Bett, wirft sich darauf und legt einen Unterarm über die Augen.
Mein Blick folgt ihr. «Willst du den ganzen Tag da herumliegen und Taylor einreden, dass Marchosias ein Schwein ist und sie ihn nicht will?»
«Ich muss es probieren. Es ist meine Schuld, dass sie mit ihm zusammen ist. Ich kann nicht untätig herumsitzen, während er ihre Seele markiert.»
Ich werde Luc einen giftigen Blick zu, und er zuckt zusammen.
«Ruf mich an, ruf mich an, ruf mich an!», murmelt Frannie.
Ich stupse sie am Knie. «Wenn du mich brauchst, ich bin draußen.»
«Okay», sagt sie, ohne den Arm wegzunehmen.
Ich verschwinde, aber nicht in den Flur, sondern in Lilis Wohnung. Mich schaudert. Sie hat mir einen Schlüssel gegeben. Ich bin hier willkommen … Sie hat mich eingeladen. Ich muss nicht mehr im Flur herumhängen.
Ich kann mir ein Lächeln nicht verkneifen, während ich durch die Wohnung wandere. Auf dem Waschbecken im Bad finde ich einen Flakon mit Lilis Parfüm. Ich halte ihn mir unter die Nase, bin aber enttäuscht, denn der Duft riecht ganz anders, sobald er mit Lilis Haut in Berührung gekommen ist.
Dasselbe kann man von mir wohl auch sagen. Ich bin nicht mehr derselbe Engel, der ich noch heute Morgen war. Lili hat alles verändert.
Wie ich mich so im Spiegel über dem Waschbecken betrachte, wird mir selbst im trüben Licht der flackernden Neonröhre eines klar: Ich kann mich nicht auf Frannie konzentrieren, wenn meine Gedanken von Lili absorbiert sind. Ich muss eine Möglichkeit finden, ihre Markierung umzukehren. Das ist meine neue Mission. Ich muss mit Gabriel sprechen.
Frannie
«Der Shelby braucht neue Bremsbeläge», sagt Luc.
Ich weiß, was er versucht, und ich liebe ihn dafür, doch sosehr es mich auch ablenken würde, mich mit Luc unter den Shelby zu legen, so hilft es Taylor doch kein bisschen.
«Ich muss zur Arbeit.» Ich hieve mich vom Bett.
Luc kippelt auf seinem Stuhl. «Ruf an und melde dich krank.»
«Nein, ich muss hin. Am Samstagnachmittag geht’s bei Ricco’s rund, hauptsächlich Geburtstagsfeiern. Wenn ich da nicht auftauche, schmeißt er mich raus.»
«Ich begleite dich.» Er senkt den Stuhl zu Boden und steht auf.
«Ich komm schon klar, Luc. Behandele mich nicht wie ein Baby.»
Er mustert mich skeptisch. «Ganz sicher?»
«Ja. Ehrlich.»
Er ist noch nicht überzeugt. «Ruf mich an, wenn du da bist.»
«Okay.» Ich gehe zur Tür, und Luc folgt mir, um an mir vorbei nach draußen zu spähen.
«Konzentrier dich, Matt!», ruft er in den leeren Flur.
Sobald ich im Auto sitze, hole ich mein Handy hervor und wähle. «Hey, Delanie. Kannst du Ricco bitte ausrichten, dass ich eine Magen-Darm-Grippe habe», sage ich mit möglichst schwacher Stimme, als sie sich bei Ricco’s meldet.
«Iiih! Du spuckst aber nicht, oder?», fragt sie angewidert.
«Die ganze Zeit.» Sicherheitshalber huste ich.
«Ekelhaft!»
«Sehr. Also, sagst du ihm bitte Bescheid?»
«Ja.» Und schon hat sie aufgelegt, als könne sie sich übers Telefon anstecken.
Ich warte noch eine Weile mit angehaltenem Atem, ob Matt auftaucht und wissen will, was ich vorhabe. Als er nicht erscheint, atme ich langsam aus und fahre los, vorbei an Rhenanian, der in der letzten Reihe parkt. Er folgt mir zwar mit Blicken, bleibt aber, wo er ist: Ich habe freie Bahn. Mit einem zitternden Seufzer biege ich nach Süden ab, in Richtung Innenstadt. In Marcs Viertel kommen mir Zweifel, und für einen Moment überlege ich, ob ich Matt rufen soll. Aber er würde – genau wie Luc – versuchen, mich aufzuhalten, also lasse ich es.
Ich fahre an Marcs Haus vorbei. Mein Bauch verkrampft sich, und ich verziehe unwillkürlich das Gesicht, denn schon steht mir das Bild von Taylor auf dem Küchentisch wieder vor Augen. Mein Herz pocht wie wild. Ich umrunde einmal den Block und halte Ausschau nach einer Parklücke, von der aus ich die Haustür beobachten kann. Bei der zweiten Runde fährt schräg gegenüber von Marcs Haus gerade jemand weg. Ich steuere in die Parklücke, sitze eine ganze Weile nur da und flüstere mein Mantra: «Taylor, du willst Marc nicht. Er ist schlecht für dich. Du willst Marc nicht.»
Ich habe keine Ahnung, ob Taylor überhaupt da ist, also warte ich einfach ab, ob sie irgendwann aus dem Haus kommt.
Plötzlich fährt ein
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