Angel Eyes. Im Bann der Dunkelheit (German Edition)
Frannie.»
Das ist wie ein Schlag in die Magengrube. «Ein Dämon … in der Hölle.» Ich schaue zu ihm auf. «Er ist zurückgegangen?»
Gabes Augen sind traurig. Er nickt.
«Warum?»
Er streicht mir über die Wange. «Er dachte wohl, er hätte keinen Grund, hier zu bleiben.»
Ich lehne mich an ihn und erlaube ihm, meinen Herzschlag zu beruhigen, bis er annähernd wieder normal ist. «Dann ist er fort. Für immer.»
«Ich arbeite daran, ihn zurückzuholen.»
Ich schmiege mich an ihn und atme gegen die Leere in meiner Brust an. Und sie füllt sich … mit Zorn. Zorn wallt in mir auf, bis ich zittere. Ich bin doch gerade erst an dem Punkt, an dem der Gedanke an Luc mir nicht mehr das Herz zermalmt. Es war hart, aber ich musste über ihn hinwegkommen.
Er ist zurückgegangen. Ohne noch einmal darüber nachzudenken.
Ich löse mich von Gabe. «Meinetwegen brauchst du ihn nicht zurückzuholen.»
Seine blauen Augen blicken tief in meine Seele, und er streicht mir mit dem Daumen über die Wange. In seinen Augen braut sich ein Gewitter zusammen, sie verdunkeln sich, sind aber immer noch irgendwie hell. Und dann küsst er mich, zart und verzweifelt zugleich.
Ich schmecke seinen kühlen Wintersonnenschein, das Licht explodiert in mir und vertreibt die Dunkelheit in meinem Innern. Ich werde eingehüllt in Sommerschnee, der das Feuer meines Zorns löscht. Ich schmiege mich noch enger an Gabe, küsse ihn leidenschaftlicher. Ich brauche ihn.
Er erstarrt, und das bringt mich wieder zur Vernunft.
«Ich will dich nicht», wispere ich, bemüht, mich selbst davon zu überzeugen.
Er legt die Stirn an meine. «Ich weiß.» Dann löst er sich von mir. «Das ist schwer.»
«Es tut mir leid. Ich bemühe mich …» Was? Vermutlich bemühe ich mich, ihn nicht zu wollen. Doch er macht es mir unmöglich, ihn nicht zu lieben.
Zitternd zieht er mich an seine Schulter. «Ich bringe ihn für uns beide zurück», sagt er. «Ich liebe dich …»
Die Schmetterlinge, die meinen Bauch gekitzelt haben, fliegen in einem Windstoß auf. Ich atme dagegen an, löse mich aus seinen Armen und schaue in seine wunderschönen Augen. «Ich liebe dich auch.»
Sein Lächeln ist traurig. «Aber ich kann dich nicht haben. Du gehörst zu Luc.» Er steht auf, geht zur Tür und öffnet sie. «Ich bin da draußen. Ruf mich, wenn du mich brauchst.» Damit verschwindet er.
«Ich brauche dich», flüstere ich hinter ihm her.
Ich sinke aufs Kissen, fest entschlossen, bloß nicht wieder einzuschlafen, und beobachte, wie die Schatten des Mondlichts an der Decke tanzen. Mit dem Finger fahre ich über meine brennenden Lippen und versuche, Gabe nicht zu wollen und mir keine Sorgen um Luc zu machen.
Luc
Lucifer umkreist weiterhin den Pfahl, an dem ich hänge, und mustert mich von allen Seiten.
Ich habe jegliches Zeitgefühl verloren. Unmöglich zu sagen, wie lange ich hier schon angekettet bin. Doch ich weiß, dass Lucifer die Dinge gern in die Länge zieht. Sicher lässt Er mich Monate hier hängen, vielleicht sogar Jahre.
Er tritt vor mich, bis Sein ledriges Gesicht dicht vor meinem ist, und ich wappne mich für die nächste Runde. «Verwandele dich!», brüllt Er.
Ich lasse erschöpft den Kopf hängen und betrachte die roten Schnitte auf meiner Brust. Schnitte, die bluten würden, wenn ich noch ein Mensch wäre, die aber dennoch brennen. Sie sind überall, auch auf den Beinen, dem Rücken. Der Hund umkreist den Pfahl in sicherer Entfernung hinter Lucifer, schnappend und knurrend. Er hat die Hunde hereingebracht, denn Er fand, ich müsse ein «sichtbareres» Exempel für die Massen sein.
Aber das Mage steht immer noch grinsend da und wartet.
Ich wappne mich gegen den Schmerz, den meine Antwort mir unvermeidlich einbringen wird. «Nein.»
Lucifer seufzt und schnippt mit den Fingern. Der Hund gräbt die Zähne in meine Schulter und reißt an meinem Fleisch. Stechende Schmerzen schießen meinen Rücken hinunter. Ich wünsche mir bei jedem Biss, er möge mich töten. Doch so barmherzig wird es nicht.
Meine Entschlossenheit wankt, als der Schmerz sämtliche Fasern meines Körpers erfasst. «Okay», knurre ich. Ich will den Kopf heben, aber er wiegt eine halbe Tonne.
Lucifer pfeift den Hund zurück. Ich sinke gegen den Pfosten, drehe mich in den Fesseln und drücke die Stirn an das verkohlte Holz. Er starrt mich mit hochgezogenen Augenbrauen an und wedelt mit der Hand ungeduldig in meine Richtung.
Ich kneife die Augen zu, als nütze es etwas, wenn ich
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