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Angel Eyes. Im Bann der Dunkelheit (German Edition)

Angel Eyes. Im Bann der Dunkelheit (German Edition)

Titel: Angel Eyes. Im Bann der Dunkelheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Desrochers
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verändert, ich mich dagegen schon. Früher habe ich gelacht, wenn ich sagte: Du kannst den Dämon aus der Hölle holen, aber die Hölle nicht aus dem Dämon. Ich habe mich geirrt. Und das ist überhaupt nicht lustig.
    Alles, was ich an dem Ort sehe, der siebentausend Jahre lang mein Zuhause war, widert mich an – ich verabscheue, was ich bin, und sehne mich danach, das zu sein, was ich mit Frannie war. Doch das war nicht real. Und ich kann nicht zurück.
    Rhenanian hat mich direkt ins Fegefeuer gebracht. Ich stehe in meiner menschlichen Gestalt mit dem Rücken an einem verkohlten Holzpfahl, die Arme über dem Kopf angekettet. Die hungrigen Augen meiner dämonischen Brüder, die Legionen der Hölle, mustern mich. Ich blicke über das Meer von Gesichtern – viele grinsen anzüglich, rote Augen glühen. Sie sind begierig auf die Show, die gleich beginnen wird.
    «Eine beeindruckende Zuschauermenge», murmele ich bei mir.
    Rhenanian hält vorsichtig Abstand. «Es war ein Diktat .»
    Das Herz rutscht mir in die Hose. Ein Diktat. Die ganze Hölle wurde aufgefordert, hier zu erscheinen. Und ich werde öffentlich zur Schau gestellt, denn an mir wird ein Exempel statuiert. Das bedeutet, dass man mich nicht schnell verurteilen und exekutieren wird.
    Aber warum? Wer zum Teufel würde meinen Weg wählen … selbst wenn er könnte? Ich lasse den Blick über den in Orange und Gold wogenden Feuersee bis zur Flammeninsel schweifen, wo Schloss Pandämonium finster in die Höhe ragt. Dann taucht König Lucifer vor mir auf, als hätte ich ihn mit dem Blick herbeigerufen – auch Er in menschlicher Gestalt: glühende grüne Augen in einem scharfkantigen Gesicht und eine hohe, kräftige Statur, gekleidet in eine lange rote Robe. Er erinnert sehr an Zeus.
    Rhenanian weicht zurück und verschmilzt mit der Menge, als Lucifer dicht vor mich tritt und mir in die Augen sieht. Ich beiße so fest die Zähne zusammen, dass es knackt, und versuche, mir den Schmerz nicht anmerken zu lassen, als Seine Macht in mich eindringt, um die letzten Überreste meines Menschseins aufzuspüren. Als Er mich freigibt, atme ich zitternd aus.
    Ein ruchloses Grinsen huscht über Sein Gesicht. «Tapfer, Lucifer. Das muss unangenehm gewesen sein.»
    Ich beiße die Zähne erneut zusammen und blicke stur geradeaus, ohne zu antworten.
    Er gibt der Menge ein Zeichen, und drei Schläger – zwei mit Lanzen und einer mit einer neunschwänzigen Katze –, die zweifellos Rhenanians Sicherheitskräften angehören, treten aus der geifernden Masse. Hinter ihnen in den wogenden samtigen Schatten lauert noch etwas anderes – eher eine Erscheinung denn eine scharf umrissene Gestalt. Sie scheint nur an den Rändern der Wahrnehmung zu existieren. Sie wabert, und ich versuche, sie zu fokussieren, bis ich überzeugt bin, dass es nur eine Lichtspiegelung ist, eine Illusion. Aber dann teilen sich die Dämonen, und die Erscheinung bewegt sich in ihrer Mitte auf mich zu. Ich erhasche einen flüchtigen Blick auf etwas unglaublich Schwarzes, das alles Licht aus der Umgebung aufzusaugen scheint.
    Als das Mage an Lucifers Seite tritt, nimmt es feste Form an: schwarz wie der leere Raum, rote Augen, groß und mit Gliedmaßen, die aus seinem verdrehten, stangenartigen Körper ragen, jedoch offensichtlich zu nichts taugen. Mages existieren in der Ebene zwischen dem Bewusstsein und dem Unbewussten und können sich nur in Gegenwart ihres Schöpfers, König Lucifer, körperlich manifestieren.
    Die Tatsache, dass es hier ist, kann nur eines bedeuten. Ich wappne mich und leere meinen Geist von allem, was mit Frannie zu tun hat. Ich konzentriere mich ganz auf Erinnerungen aus der Zeit, bevor ich überhaupt wusste, dass es Frannie gibt, und bete, dass das ausreicht, um sie zu schützen.
    Ein trauriges Lächeln huscht über Lucifers Gesicht. «Es hätte nicht so sein müssen.» Seine Miene wird ernst, und Er legt einen langen Finger an die Lippen. «Es müsste auch jetzt nicht so sein.» Er tritt zurück und beschreibt einen großen Kreis um den Pfahl, an den ich gekettet bin, bevor Er ganz dicht vor mich tritt. «Wenn du mir sagst, was ich wissen will», erklärt Er leise mit krächzender Stimme, «dann muss ich niemanden reinschicken, um es zu erfahren.» Er presst einen sengenden Finger an meine Schläfe.
    Das Mage grinst lüstern und entblößt einen Mund voller roter Fangzähne in seinem kantigen schwarzen Gesicht.
    Lucifer tritt zurück und sieht mich an. «Es ist so weit. Triff deine

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