Angel Eyes. Zwischen Himmel und Hölle (German Edition)
Zusammenfassung ist am nächsten Tag fällig.
«Tja», sagt Luc und lehnt sich zurück. «Sollen wir morgen leere Seiten abgeben, oder setzen wir uns nach der Schule noch mal zusammen?»
«Blöde Frage», erwidere ich, stehe auf und gehe zur Tür.
«Und wo treffen wir uns?», erkundigt sich Luc, der mir gefolgt ist.
Das wiederum ist eine gute Frage. Meine Eltern lieben Gabe. Heute Morgen beim Frühstück haben sie von ihm geschwärmt, als könne er wie Jesus auf dem Wasser wandeln. Luc dagegen wird totgeschwiegen. «Bei dir», gebe ich notgedrungen zurück.
«Kein Problem», sagt Luc. Und da ist es wieder, dieses selbstzufriedene Lächeln, das mich regelmäßig in Rage bringt.
All die Gefühle, die ich tief in mir vergraben hatte, brechen hervor. Mein Gehirn schaltet sich aus, denn diesem Ansturm ist es nicht gewachsen.
«Gibt es in der Schule überhaupt noch eine außer mir, mit der du nichts am Laufen hast?» Auf dem Flur wird es still. Die anderen Schüler starren mich an. O Gott, das habe ich gerade laut gesagt, oder?
Luc sieht mich mit gehobenen Brauen an. «Ich wusste gar nicht, dass ich überhaupt mit jemand etwas am Laufen habe.»
Lügner. Das Blut rauscht in meinen Ohren. «Wirklich?», frage ich kühl. «Und was ist mit Angelique, Cassidy, Taylor und Riley? Sind die darüber auch schon im Bilde?»
Luc lehnt sich an den Türpfosten, so lässig und entspannt, dass es mich vollends rasend macht. «Soweit ich weiß, hatte ich nicht einmal ein Date mit ihnen. Mit Riley und Taylor bin ich ins Kino und nachher Pizza essen gegangen. Wenn ich mich richtig erinnere, hatten wir dich dazu eingeladen. Leider hattest du keine Zeit, mitzukommen. Cassidy und Angelique habe ich nur in der Schule gesehen. Das einzige Date, wenn man so will, hatte ich mit dir.»
«Wir hatten nie ein Date», fauche ich. In dem Moment fällt mir der Kaffee bei Starbucks ein. War ich da nicht die diejenige, die von einem «heißen Date» gesprochen hat? Verlegen schaue ich zu Boden.
«Entschuldige, dann habe ich mich eben geirrt», erklärt Luc. «Ich dachte, der Kaffee nach der Party würde zählen.»
Mit einem meiner Flip-Flops versuche ich, ein loses Stück des grauen Linoleum-Fußbodens hochzuhebeln, und sehe, dass der schwarze Nagellack auf meinen Zehennägeln abgesplittert ist. Langsam verebbt meine Wut. «Bist du in dem Strandhaus gewesen, oder nicht?», frage ich leise.
Luc beugt sich zu mir vor. «Warum sollte ich?», flüstert er mir ins Ohr.
Ich schaue ihm in die Augen und spüre einen Sog, als würde mich ein dunkler Teich in die Tiefe locken. Ich möchte wissen, was Luc denkt – nein, alles möchte ich über ihn wissen, nur das geht mir durch den Kopf, während ich ihm hilflos gegenüberstehe.
«Ist jetzt alles wieder gut?», fragt er sanft – beinah zärtlich.
Ich nicke kraftlos, denn sprechen kann ich nicht.
Den restlichen Vormittag verbringe ich in einer Art Nebel. Im Geschichtsunterricht weiche ich Lucs Blicken aus. Er kommt mit in die Cafeteria. Als Taylor ihn sieht, tritt ein seltsamer Ausdruck in ihr Gesicht, irgendetwas zwischen aufgeregt und schuldbewusst. Mein Herzschlag setzt aus. Irgendetwas ist zwischen ihr und Luc passiert, wahrscheinlich ist sie mir deshalb den ganzen Vormittag über aus dem Weg gegangen. Fragend schaue ich Riley an, aber sie hebt nur die Schultern. Luc und Gabe tauschen unfreundliche Blicke. Wie immer. Nur Taylor benimmt sich anders als sonst.
«Komm, wir holen uns was zu essen», fordere ich Taylor auf.
Ihr Blick wandert von mir zu Luc. «Okay», willigt sie ein. Appetit scheint sie jedoch keinen zu haben, denn sie ist ganz blass, mit einem Stich ins Grünliche. Die Farbe beißt sich mit ihren rosa Strähnchen.
Riley folgt Taylor und mir. Als wir an der Theke anstehen, schaut Riley zu Trevor hinüber und wird rot. Er sitzt mit seinen Freunden in der Nähe der Getränkeautomaten. Jackson ist auch dabei. Als er mich sieht, zieht er die Augenbrauen hoch, verschränkt die Arme vor der Brust und pumpt seine Muskeln auf. Ein Neandertaler, der seinen Paarungswunsch signalisiert. Taylor ist so sehr mit sich beschäftigt, dass sie nichts mitbekommt.
Ich stoße sie in die Seite. «Tay, was ist mit dir los?»
«Weiß ich nicht», murmelt sie. «Es ist alles ein bisschen verschwommen.»
«Was alles?»
«Mir ist, als hätte ich mich an Luc herangemacht, aber ich weiß es nicht mehr so richtig.»
«Wie bitte? Seit wann kann man sich denn an so was nicht mehr erinnern?»
«Na,
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