Angel Eyes. Zwischen Himmel und Hölle (German Edition)
voller Energie zugleich. Mein Herz schlägt so heftig. Ich habe Angst, dass es sich nie wieder beruhigen wird. Ratlos schaue ich in Lucs schwarze Augen. «Ich weiß nicht. Was ist denn mit dir?»
«Mir geht es gut», entgegnet er, klingt aber, als ginge es ihm alles andere als gut. Auch sein Blick ist nach wie vor besorgt.
Mit einem Mal fällt mir Taylor ein, und mir wird schlecht. «Sag mal, was ist letzte Nacht eigentlich zwischen dir und Taylor passiert?»
«Taylor?», fragt Luc verblüfft. «Nichts. Ich dachte, das hätte sie dir erzählt.»
«Sie erinnert sich nicht mehr an die Details.»
«Wirklich? Merkwürdig.» Sein Ausdruck wird plötzlich bitter. Er wendet den Blick ab, starrt auf seine Hände und fragt: «Was war denn mit dir und Gabriel?»
«Nichts.» Bei dieser Lüge zieht sich mein Herz zusammen, und gleichzeitig bin ich glücklich darüber, dass es ihm nicht egal ist. Ich lasse mich wieder aufs Bett fallen und schließe die Augen.
Luc
Es kommt wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Mit einem Mal dreht sich in mir alles, und mich packt ein nahezu überwältigendes Verlangen, alles stehen und liegen zu lassen und davonzulaufen. Weg von Frannie. Nein, zu ihr. Oder – ach, ich weiß es selber nicht.
Ich habe keine Ahnung, was ich bei dem Kuss empfunden habe. Es war jedenfalls gewaltig. Als hätte sich in meinem Kern etwas verschoben. Heillose Hölle, was soll ich jetzt tun?
Konzentrier dich, Luc. Du hast einen Job zu erledigen! Ich muss Frannie markieren. Doch was genau ist mein Plan? Will ich sie eifersüchtig und wütend machen, will ich sie dazu bringen, den letzten Schritt zu tun? Will ich meine Vorgehensweisen vermischen?
«Komm, wir machen uns wieder an die Arbeit», schlage ich halbherzig vor. Zumindest ich sollte mich schleunigst wieder an meine machen. Noch eine Dose Bier und ein kleiner Schub meiner Macht, und ich würde sie vielleicht sogar ins Bett bekommen. Der Gedanke ist ziemlich verlockend …
Doch da weht mir warmer Schokoladengeruch entgegen. Den Geruch kenne ich nicht, ich habe keine Ahnung, für welches Gefühl er steht.
«Gute Idee.» Frannie angelt nach ihrem Heft und legt es sich aufgeschlagen auf den Schoß.
Forschend schaue ich in ihre Augen. Ohnehin fällt es mir schwer, woanders hinzusehen. Sie hält meinen Blick fest. Ich bin kurz davor, wieder nach ihr zu greifen, und ich glaube, sie hätte auch nichts dagegen, doch meine Hände zucken zurück, als hätte ich mich verbrannt. Ich will Frannie – auf eine Art und Weise, die ich selbst nicht verstehe. Aber irgendetwas hält mich davon ab, sie mir einfach zu nehmen.
Und was ist das für ein schmerzhaftes Pochen in meiner Brust – in meinem Herzen? Das kann ja nun echt nicht wahr sein! Seit wann kann Schwefel pochen?
Frannie lächelt mich an. Das Lächeln würde ihr schnell vergehen, wüsste sie, wer ich bin. Vielleicht sollte ich es ihr sagen. Das wäre anständig von mir.
O heilloser Satan! Fühlt sich so ein Gewissen an? Was zum Teufel passiert bloß mit mir? Spielt mein Chef mir vielleicht einen üblen Streich? Nein, völlig ausgeschlossen. Beherit ist zwar ein Sadist, aber an Humor leidet er nicht.
Gabriel.
Natürlich. Irgendwie steckt er dahinter. Ich schwöre, ich werde ihn finden und ihm jede Feder einzeln ausreißen, um damit mein Kopfkissen zu stopfen!
Ich atme ein paarmal tief durch und versuche, mich wieder in den Griff zu bekommen. Mein Blick kehrt zu Frannie zurück. Um die Lippen spielt ein einladendes Lächeln. Nichts möchte ich lieber, als sie zu küssen. Nie habe ich etwas so sehr gewollt wie Frannie. Dabei bin ich doch ein Dämon – geboren aus Hochmut, nicht aus Wollust!
«Also, Kapitel achtundzwanzig», seufze ich und ziehe mein Heft hervor.
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Kapitel 12 Wie im Himmel
Frannie
«Er hat dich geküsst ?», fragt Taylor mit aufgerissenen Augen.
Unwillkürlich fange ich an zu lächeln. Vor einem Tag hat Luc mich geküsst, doch meine Lippen brennen noch immer.
Die Kellnerin knallt die Teller mit Schwein Mu Shu, Zitronenhuhn und frittierten Shrimps vor uns auf den Tisch. Die Stäbchen wirft sie in die Mitte, sagt etwas barsch Klingendes auf Kantonesisch und verschwindet.
Bekümmert sieht Riley ihr hinterher. «Wenn ich nur wüsste, warum sie uns nicht leiden kann.»
Ich zucke mit den Schultern. «Du bist ja nur neidisch», sage ich zu Taylor, die mich missmutig anschaut, und schaufele Reis auf meinen Teller. Eigentlich wollte ich mich vor unserem wöchentlichen
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