Angel Eyes. Zwischen Himmel und Hölle (German Edition)
Mädchenabend drücken, denn im Augenblick kann ich Taylor wirklich kaum ertragen. Doch ich wollte Riley nicht enttäuschen. Das hat sie nicht verdient. Wenigstens gibt dieser Abend mir die Möglichkeit, Taylor alles brühwarm zu erzählen.
«Jetzt mal im Ernst», beginnt Riley. «Hat er dich wirklich geküsst?»
Mein Blick wandert zum Fenster. Hinter dem grünen Neonschild, auf dem «We’re open» steht, sind die Bürgersteige leer. Die Läden auf der anderen Straßenseite stehen leer, ihre Schaufenster sind dunkel. Einen Moment lang könnte ich schwören, dass ein schwarzer Shelby Cobra draußen vorbeifährt. Aber vermutlich war es nur ein Wunschtraum von mir. Ich wende mich wieder Taylor zu. «Kann sein, dass ich auch diejenige war, die ihn geküsst hat. Irgendwie ist alles ein bisschen verschwommen.»
«Siehst du», erwidert Taylor. «Er hat diesen Effekt. Aber hat er tatsächlich gesagt, zwischen ihm und mir sei nichts gewesen?»
«Rein gar nichts.»
«Und das nimmst du ihm ab?» Taylor wedelt mit ihren Stäbchen durch die Luft und hinterlässt eine Zickzackspur Soße auf dem Tisch.
«Ehrlich gesagt, ja. Er war ganz schön überrascht, dass du das nicht mehr so genau wusstest.»
« Mir sagst du, ich soll froh sein, dass nichts passiert ist. Und dann gehst du hin und küsst ihn?»
«Vielleicht habe ich mich in ihm geirrt», sage ich. Taylor schüttelt fassungslos den Kopf. «Du hast ihn wirklich geküsst.»
«Ja.»
«Ich will Details. Ich meine, war es nur ein Kuss oder mehr?»
«Ein Kuss.» Ein wunderbarer, überwältigender Kuss.
Riley schaut mich aus großen Augen an. «Heißt das, ihr seid jetzt zusammen?»
«Hm. Vielleicht.»
Taylor kaut und mustert mich grimmig. «Wie kann man denn nicht wissen, ob man mit jemandem zusammen ist oder nicht?»
«Du wusstest ja nicht mal, ob du mit ihm geschlafen hast oder nicht.»
«Mir war immer klar, dass ich nicht mit ihm geschlafen habe!»
«Wie auch immer. Ein richtiges Date hatten Luc und ich noch nicht. Technisch gesehen gehen wir also nicht miteinander.»
«Weißt du eigentlich, wie sehr ich dich hasse?»
«O ja», antworte ich zufrieden. Ich kann mir nicht helfen, das Gefühl, dass zur Abwechslung einmal ich Taylor ausgestochen habe und nicht umgekehrt, tut einfach zu gut.
Taylor hebt die Brauen. «Ich glaub’s ja nicht», sagt sie und schaut an mir vorbei zur Tür. «Hast du ihm gesagt, dass wir heute Abend hier sind?»
«Wem?» Ich drehe mich um. Im Türrahmen steht Luc, gleich unter dem Schild, auf dem «Mings Bambushaus – Original chinesisches Essen» steht. Luc kommt auf uns zu.
«Ich hoffe, ich störe nicht», begrüßt er uns mit seiner Honigstimme. Am liebsten würde ich aufspringen und ihm die Arme um den Hals werfen, aber das ist vermutlich keine gute Idee.
«Nein, setz dich ruhig», fordert Taylor Luc auf und schiebt mit dem Fuß den Stuhl neben mir unter dem Tisch hervor.
Luc legt den Kopf zur Seite und sieht Riley fragend an.
«Wir haben jede Menge Essen übrig», nickt Riley und zwinkert mir zu. «Angeblich sogar original chinesisch.» Riley ist wirklich eine gute Freundin.
Luc gleitet auf den Stuhl und rückt so dicht an mich heran, dass sich unsere Schultern berühren. «Danke, Riley, aber ich bin nicht hungrig.»
«Und was hast du dann in einem Chinarestaurant zu suchen?», fragt Taylor bissig.
«Ich bin zufällig draußen vorbeigekommen und habe euch hier sitzen gesehen.»
«Was für ein Zufall», Taylor lächelt mich hinterlistig an. «Denn gerade haben wir über dich geredet und überlegt, warum du uns alle verarschst.»
«Sehr nett, Taylor», sage ich und bin kurz davor, ihr meinen Teller Reis ins Gesicht zu kippen.
«Das ist nicht ganz richtig», wirft Riley ein. «Wir möchten nur nicht, dass du mit Frannies Gefühlen spielst.»
«Riley, bitte.» Unter dem Tisch versetze ich Riley einen Tritt.
Luc lacht auf. «Frannie, lass Riley doch ausreden. Ich will das hören.»
«Na ja», beginnt Riley verlegen. «Wir glauben halt, dass du auf Frannie stehst.»
«Und das stört euch?»
«Nein, nicht, falls du es ernst mit ihr meinst. Aber wenn du sie nur verarschst, bekommst du es mit mir und Taylor zu tun.»
Ich spüre, dass meine Wangen brennen. «Riley, bitte, ich kann ganz gut auf mich selbst aufpassen.»
«Stimmt», fällt Taylor mit einem kleinen bösen Lächeln ein. «Frannie hat einen Schwarzen Gürtel in Judo.»
«Das habe ich auf der Party bei Gallagher gesehen.» Luc grinst.
Verlegen schaue ich zu
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