Angel Eyes. Zwischen Himmel und Hölle (German Edition)
mir auf die Zunge und erfüllt meine Nase. Und noch etwas bemerke ich. Das eine ist ein Gefühl tiefster Hoffnung … das andere kann ich nicht richtig deuten.
Mein schwarzer Geist schlingt und windet sich um ihre Seele. Fast ist es mir peinlich, wie dunkel und ölig ich mich im Vergleich zu ihrer seidigen Reinheit fühle. Doch während wir miteinander tanzen, wird mein Herz ganz leicht. Es ist, als heiße sie mich willkommen. Als wolle sie, dass ich hier bin. Ich lasse mich fallen. Frannie erschaudert und stöhnt. Vor Lust? Vielleicht ist das der Ort, an dem wir wirklich vereint sein können? Ich lasse es zu, dass meine Schwärze mit ihrer perlmuttfarbenen Reinheit verschmilzt. In diesem einen Augenblick spüre ich … alles. Es ist ein überwältigendes Gefühl. Empfindungen brechen über mich herein, für die es keine Namen gibt. Jedenfalls nicht in der Welt der Dämonen. Ich spüre Dinge, die ich noch nicht einmal ansatzweise beschreiben kann. Ich weiß nur, so etwas habe ich noch nie zuvor erlebt, und es ist real.
Frannie stöhnt erneut und flüstert «Luc». Der Name klingt wie Musik in meinen Ohren, doch gleichzeitig ist es ein Weckruf. Ich muss aus ihr heraus, ehe ich in ernsthafte Schwierigkeiten gerate. Leicht fällt mir das nicht. Widerwillig ziehe ich mich zurück und genieße die weichen Lippen, durch die ich hinausfließe. Doch kaum bin ich wieder in meiner menschlichen Gestalt, fühle ich mich leer und so kalt, als wäre sämtliche Dämonenhitze aus mir gewichen.
Tief ein- und ausatmend, blende ich die Geräusche aus, die aus den anderen Wohnungen zu mir dringen, und bekämpfe den nahezu übermächtigen Wunsch, wieder in Frannies Körper zu springen.
Satan, rette mich, denn ich weiß nicht, was das gerade war.
Ich stehe auf, zwinge mich, den Blick von Frannie abzuwenden, und trete ans Fenster. In einer der oberen Ecken ist eine kleine schwarze Spinne dabei, mit großem Eifer ihr Netz zu weben. Ich sehe zu, wie sie hin und her eilend Gittermuster bildet und die perfekte Falle baut.
Was ist aus meinen Web-Fäden geworden? Irgendein riesiges Gewirr, anders kann man es nicht nennen.
Wie es weitergehen soll, weiß ich nicht. Meine Angriffspläne kann ich mir im Grunde beide schenken. Das indirekte Vorgehen ist gescheitert, und für das direkte mangelt es mir offensichtlich an Disziplin. Eine dritte Möglichkeit fällt mir nicht ein.
Wieder lasse ich mich neben Frannie nieder und starre eine ganze Weile nur vor mich hin. Doch dann beuge ich mich zu ihr und berühre mit meinem Mund ganz sanft ihre Lippen.
Frannie
In meinem Traum tanzen Luc und ich unter einem Himmel voller Sterne. So eng sind wir umschlungen, dass es mir vorkommt, als wäre er ein Teil von mir. Doch dann wird daraus mehr als nur ein Tanz, aber seine Berührungen sind so innig und sanft, dass ich sie einfach nur genieße.
Etwas Zartes und doch sehr Heißes streicht über meine Lippen. Abrupt wache ich auf und sehe gerade noch, wie Luc zurückfährt. Wie von allein hebe ich die Arme, wühle meine Hände in sein seidiges schwarzes Haar und ziehe ihn wieder zu mir. Luc zuckt zurück. Ich will ihn schon loslassen, doch im nächsten Augenblick drückt er seinen Mund auf meinen, und wieder spüre ich seine weichen heißen Lippen.
Meine Hände und mein Mund brennen, als hätte Luc eine Körpertemperatur von tausend Grad, aber es fühlt sich wundervoll an. Unter seiner Berührung schmelze ich dahin. Nur mein Herz und mein Kopf sind kurz davor zu explodieren, denn so einen Kuss habe ich noch nie erlebt. Alles in mir vibriert. Luc öffnet die Lippen. Ich schmecke Zimt. Gierig sauge ich diesen Geschmack ein, bis er mich erfüllt und es mir vorkommt, als fließe ein Teil von Luc in mich hinein und würde sich heilend auf all das legen, was mich quält. Weder er noch ich schließen die Augen. Für eine Sekunde flammt der rötliche Schein in seinen schwarzen Augen auf, doch dann wird sein Blick sanft und weich.
Erst nach einer Weile lasse ich Luc los. Er lehnt sich zurück und macht einen benommenen Eindruck. Ich vermutlich auch. Doch dann schaut er mich so sprachlos an, dass ich mich frage, ob ich vielleicht etwas sehr Dummes getan habe. Gleich darauf wird seine Miene besorgt. «Ist mit dir alles okay, Frannie?», fragt er, als habe er Angst, sein Kuss hätte mir wehgetan.
Hm. Ist mit mir alles okay? Genau weiß ich das selber nicht. Mir ist schwindelig, und mich durchfluten Gefühle, die ich nicht verstehe. Ich fühle mich schwach und
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