Angel Eyes. Zwischen Himmel und Hölle (German Edition)
«Na, hast du dich jetzt abreagiert?», murmelt er in meine Haare, doch ich kann das Lächeln in seiner Stimme hören.
«Weiß ich noch nicht.» Ich wische ihm einen Schmutzfleck von der Wange. «Versprich mir, dass du mich nie wieder so auf die Palme bringst?»
Luc grinst. «Das kann ich nicht.»
Wir kehren zu seinem Wagen zurück und fahren weiter. Wenig später fällt mir ein, was er vorhin gesagt hat, und mir wird so schlecht, als hätte mir jemand in den Magen geboxt.
«Luc. Glaubst du wirklich, ich hätte geschummelt?»
«Wann?»
«Na, eben hast du gesagt, ich bekäme immer das, was ich mir wünsche. Denkst du, ich hätte dich gezwungen, mich zu lieben?»
Luc wirft mir einen Seitenblick zu. «Hm», macht er. « Gezwungen würde ich es nicht nennen.»
«Okay, meinst du, ich hätte dafür gesorgt ? Vielleicht wolltest du mich ja gar nicht lieben und glaubst, ich hätte diese – Macht benutzt, um dich dazu zu bringen.»
«Und wenn, was würde das jetzt noch für eine Rolle spielen?»
«Eine sehr große. Jedenfalls für mich.»
«Frannie», seufzt Luc. «Meine Gefühle sind echt. Nur das ist wichtig. Wie ich zu ihnen gekommen bin, ist doch nicht relevant, oder?»
«O doch. Stell dir vor, ich hätte beim Pokern mit falschen Karten gespielt und dir dein ganzes Geld abgenommen. Würdest du dich dann etwa freuen?»
«Wenn du mir mit dem Geld das Paradies auf Erden kaufen würdest, schon. Denn das hast du schließlich getan.» Luc zieht mich an sich. Ich stoße ihn fort und schaue aus dem Fenster. Ab und zu spüre ich seinen Blick, aber ich kann ihm nicht in die Augen sehen. Ich habe Luc manipuliert, nur daran kann ich denken. Ich habe ihm den Kopf verdreht, aber nicht so, wie man sich das eigentlich vorstellt. Was auch heißt, dass er sich nicht von allein in mich verliebt hat. Das ist wahrscheinlich sogar das Schlimmste von allem, auch wenn das irgendwie selbstsüchtig klingt. Unterm Strich bleibt jedoch, dass er mich nicht um meinetwillen liebt, sondern nur deswegen, weil er nicht anders konnte.
Luc
Frannie hockt auf der Armlehne eines Sessels und schaut aus dem Fenster. Gabriel sitzt auf seinem schneeweißen Sofa und sieht mich an, als wäre ich nicht mehr ganz dicht. «Geht’s noch?», fragt er, überheblich wie immer. «Mein Schutzschild wirkt bei Engeln und einigen Sterblichen. Bitte, verbessere mich, falls ich mich irre, Lucifer, aber soweit ich weiß, zählst du zu keiner der beiden Gruppen.»
«Bei Sterblichen?», erwidere ich. «Seit wann das denn? Ich sage nur Adam und Lilith.»
«Sie waren die Ersten. Da hat das eben noch nicht richtig hingehauen. Aber später hat es sehr wohl funktioniert.»
«Adams Frau hieß Eva», kommt es von Frannie, die weiterhin aus dem Fenster starrt.
Gabriel zieht die Brauen hoch. «Seine erste Frau hieß Lilith. Aber schön, wenn du so willst, hat es auch bei Eva nicht geklappt.»
«Lilith?» Frannie dreht sich zu uns um. Ungläubig sieht sie mich an.
Ich hebe die Schultern. «Ach, das ist eine lange Geschichte.» Dann wende ich mich wieder Gabriel zu. «Aber warum wirkt der Schutzschild nicht bei Frannie?»
«Hat er ja», entgegnet Gabriel. «Bis du auf der Bildfläche erschienen bist.»
«Klar», antworte ich. «Immer bin ich schuld.»
«Um was geht es hier eigentlich?», erkundigt sich Frannie. «Warum erklärt mir keiner, was das überhaupt für ein Schild ist.»
«Es ist ein Schutzschild, Frannie, der dich vor den Augen der Hölle verbirgt», erklärt Gabriel geduldig.
«Könnte er mich auch vor Engeln verbergen?», fragt Frannie aufgeregt
«Nein», erwidert Gabriel und schaut sie traurig an.
«Und warum funktioniert es bei mir nicht?», fragt Frannie.
«Das hat es ja», wehrt sich Gabriel. «Aber wenn dann so ein Dämon kommt, der aus irgendwelchen Gründen eine Antenne für dich hat … dann setzt der Schutz anscheinend aus.»
«Könntest du es nicht noch mal versuchen?», bittet Frannie Gabriel.
«Das muss ich nicht, Frannie. Dein Schutzschild ist noch vorhanden. Nur Lucifer ist es gelungen, ihn zu durchbrechen.»
«Du vergisst Belias und Avaira», werfe ich ein.
Gabriel wird blass. «Wie war das?»
«Armer Gabriel», stichele ich. «Sein Radarsystem ist defekt. Die beiden tummeln sich hier schon seit Wochen.»
«Und warum hast du mir das nicht gesagt?», fährt er mich an. «Wahrscheinlich haben sie dich entdeckt, und du hast sie zu Frannie geführt. Du bist hier der Versager, nicht ich.»
«Lassen wir das», beende ich das Thema.
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