Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Angel Eyes. Zwischen Himmel und Hölle (German Edition)

Angel Eyes. Zwischen Himmel und Hölle (German Edition)

Titel: Angel Eyes. Zwischen Himmel und Hölle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Desrochers
Vom Netzwerk:
öffne, sieht sie mich tränenüberströmt an.
    «Es tut mir so leid», flüstert sie. «Bitte, verzeih mir.»
    Mein Schmerz verebbt ein wenig. Lächelnd wische ich ihre Tränen ab. «Da gibt es nichts zu verzeihen.»
    Nach einem letzten Schluchzer berührt sie sanft die Blasen auf meiner Stirn. «Tut das weh?»
    «Überhaupt nicht», antworte ich heldenhaft.
    Frannie reicht mir mein Hemd. Vorsichtig streife ich es über. «Ich rede nur noch kurz mit Gabriel, Frannie. Dann können wir los, wir haben noch einen kleinen Besuch zu erledigen.»
    Frannie
    Großvater sitzt uns gegenüber auf seinem Sessel. Die Pfeife in seiner Hand scheint er vergessen zu haben. Er ist so blass, dass ich mir Sorgen mache. Vielleicht haben wir ihm doch ein bisschen viel zugemutet. «Ein Dämon», wiederholt er zum wievielten Mal. Beim ersten Mal hat er noch gelacht und gefragt, ob das ein Witz sein soll. Jetzt lacht er nicht mehr, sondern nimmt Luc mit finsterer Miene ins Visier.
    Luc hält seinem Blick stand. «Das war ich einmal», erklärt er geduldig. «Was ich jetzt bin, ist mir selbst noch nicht ganz klar.»
    «Du bist menschlich», erkläre ich fest.
    Luc zuckt mit den Schultern.
    «Wie soll das denn vor sich gegangen sein?», erkundigt sich Großvater misstrauisch.
    «Es liegt an Frannie», beginnt Luc. «Sie ist etwas Besonderes und –»
    «Das weiß ich selbst», fällt mein Großvater ihm aufgebracht ins Wort. «Aber das ist noch lange keine Erklärung für – für diesen Humbug.» Langsam kehrt die Farbe in seine Wangen zurück. Ich atme auf.
    «Entschuldigung, Sir, aber hier geht es nicht um Humbug. Frannie hat besondere Gaben, so viel steht fest. Diese Gaben sind für die Unterwelt von großem Interesse. Deshalb wurde ich ausgesandt, um Frannies Seele für die Hölle vorzumerken. Doch dann ist die Sache anders ausgegangen, denn zu guter Letzt hat Frannie mich bekehrt.»
    «Lügner!» Großvater springt auf. «Komm sofort von ihm weg, Frannie.» Mit einem Satz ist er bei mir, zieht mich an sich und legt schützend die Arme um mich.
    «Großvater, bitte. Hör ihm doch einfach zu.»
    «Ich habe genug gehört, Frannie.» Drohend zeigt er auf Luc. «Und du kehrst dahin zurück, woher du gekommen ist. Aber ohne Frannie.»
    Ich befreie mich aus Großvaters Armen. «Er will mich doch gar nicht. Jedenfalls nicht so, sondern –» Verlegen breche ich ab.
    Lucs Augen beginnen zu funkeln, doch dann wird er wieder ernst. «Bitte, Sir, ich brauche Ihre Hilfe.»
    «Das ist ja wohl der Gipfel», erwidert mein Großvater so wütend, wie ich ihn noch nie erlebt habe. «Ich soll dir helfen, meine Enkelin ins Verderben zu ziehen?»
    «Nein, Sir, Sie sollen mir helfen, ihre Seele für den Himmel zu markieren.»
    Ich fahre zu Luc herum. «Wie war das? Zu mir hast du gesagt, Großvater könnte uns helfen, uns zu verstecken.»
    «Na ja», räumt Luc betreten ein. «So ähnlich habe ich das ja auch gemeint. Ich dachte, dein Großvater könnte dir helfen, damit du dir etwas Bestimmtes verzeihst. Und danach könnte Gabriel kommen und für deine Sicherheit garantieren. Er hat einen guten Draht nach oben, und da er dich liebt, könnte er ein paar Erleichterungen für dich aushandeln.»
    Ich glaube, ich traue meinen Ohren nicht. «Ich will keine Scheiß-Erleichterungen», schleudere ich ihm entgegen. «Ich will mein ganz normales Leben.»
    «Jetzt verstehe ich gar nichts mehr», sagt Großvater.
    «Wenn Frannie für den Himmel markiert ist, kann die Hölle ihr nicht mehr schaden», erklärt Luc. «Aber für den Himmel wird sie erst markiert, wenn sie sich selbst wegen M–»
    «Sei still!», schreie ich. «Du weißt, dass das nicht geht.»
    «Ich weiß, dass du es brauchst», antwortet Luc und schaut mir tief in die Augen.
    «Geh zum Teufel!»
    «Wie du willst, Frannie, aber dich nehme ich nicht mit.»
    Ich bin außer mir vor Wut. Wie konnte Luc mir dermaßen in den Rücken fallen? «Warum haust du nicht einfach ab?»
    «Frannie», schaltet Großvater sich ein. «Jetzt beruhig dich doch mal.»
    Schluchzend sinke ich in seine Arme. Er führt mich zu seinem Sessel, lässt sich nieder und zieht mich auf seinen Schoß. Ich lege meinen Kopf an seine Schulter und vergieße bittere Tränen. Als ich den Kopf hebe, ist Luc verschwunden.
    «Was hat Luc gemeint?», fragt mein Großvater sanft. «Was sollst du dir verzeihen?»
    Meine Kehle schnürt sich zu. Ich kann es ihm nicht sagen. Nicht Großvater, denn anschließend würde er mich hassen, und das würde ich

Weitere Kostenlose Bücher