Angel Eyes. Zwischen Himmel und Hölle (German Edition)
weicht sie zurück. Und mit einem Mal kommt mir die Erleuchtung. Gabriel! «Ich sag’s nicht gern, Frannie, aber du musst dich anziehen.» Den BH hänge ich vorsorglich an einen Pfosten meines Betts. «Wir fahren zu Gabriel. Ich glaube, er hat das, was wir brauchen.»
Frannie
Wir sind auf dem Weg zu Gabriel. «Glaub bloß nicht, ich ließe mich von ihm markieren», teile ich Luc zum wievielten Mal mit.
«Ich hab’s kapiert, Frannie. Aber vielleicht gibt es ja noch eine andere Möglichkeit.»
«Welche?»
«Gabriel hat einen hohen Rang. Könnte sein, dass er Informationen hat, die ich nicht kenne. Wenn du mich fragst, hat er auch mehr Macht als ich.»
Ich denke an Gabriels Küsse und das, was ich dabei empfunden habe. Unwillkürlich entringt sich mir ein Seufzer.
«Wobei mir einfällt», fährt Luc mit leichter Schärfe fort, «was läuft da eigentlich mit euch beiden?»
«Nichts.» Oder so gut wie nichts.
«Du bist eine schlechte Lügnerin, Frannie.»
«Ich habe nicht gel–» Okay, ich habe gelogen. Denn irgendetwas läuft zwischen Gabe und mir ab, nur weiß ich nicht, was es ist. «Na schön, ich habe ihn geküsst.»
Luc steigt auf die Bremse. Der Wagen kommt quietschend am Straßenrand zum Stehen. «Du hast was ?»
«Ich habe ihn geküsst.»
Mit wütendem Blick starrt er mich an. «Wann?»
«Vor uns. Größtenteils.»
« Größtenteils? Wie darf ich das denn bitte verstehen?»
Oh, wie ich es hasse, ins Verhör genommen zu werden. «Seit wann bin ich dir Rechenschaft schuldig?», rufe ich aufgebracht. «Wenigstens hat er mich nicht halb nackt in sein Bett gezerrt. Aber wenn wir schon dabei sind, warum gibst du nicht zu, dass du mit Avaira geschlafen hast?»
Lucs Augen werden zu Schlitzen. «Hat er deinen Kuss erwidert?»
Um ihm keine Ohrfeige zu geben, setze ich mich auf meine Hände. «Das geht dich einen Scheißdreck an.»
«Das ist wirklich großartig», sagt Luc aufgebracht. «Es reicht dir also nicht, Dämonen zu Fall zu bringen. Es müssen auch noch Engel sein.» Er lässt den Motor wieder an, und wir fahren weiter, den Blick richtet er stur auf die Straße. «Aber bitte, wenn du ihn willst, was soll ich da machen? Schließlich bekommst du ja immer das, was du dir wünschst.»
Zornig verschränke ich die Arme vor der Brust. «Gut, dann wünsche ich, jetzt nach Hause gefahren zu werden.»
Ich bin kurz davor zu weinen, denn trotz meiner Wut tut mein Herz entsetzlich weh. Aber ich werde nicht weinen. Den Gefallen werde ich ihm nicht tun.
Luc hält wieder am Straßenrand und starrt vor sich hin.
«Von hier aus kann ich zu Fuß laufen.» Ich strecke die Hand nach dem Türgriff aus.
«Halt.» Luc umklammert mein Handgelenk.
Ich reiße mich los. Doch als ich ihn anschaue, ist seine Miene bittend.
«Frannie», beginnt er seufzend. «Das ist alles noch ziemlich neu für mich. Ich fühle Dinge, die ich nicht mal wirklich benennen kann. Wie soll ich daher wissen, wie ich mit ihnen umgehen soll? Das, was ich gesagt habe, tut mir leid. Ich habe es nicht so gemeint.»
Ich blinzele meine Tränen fort, denn eigentlich möchte ich weiterhin wütend sein und Luc hassen. Jedenfalls kommt mir das sicherer vor, als ihn zu lieben.
«Zu spät.» Ich öffne die Tür und steige aus. Nach nur wenigen Schritten ist Luc hinter mir und legt seine Arme um mich.
«Lass mich los!», fauche ich und packe seine Arme. Mit einem kraftvollen Ruck werfe ich Luc auf den Boden. Vor uns bremst ein Wagen am Straßenrand. Ein Mann, groß, dünn und etwa so alt wie mein Vater, steigt aus und sieht mich beunruhigt an. «Brauchen Sie Hilfe?»
Luc fängt schallend an zu lachen. Ich könnte ihm den Hals umdrehen.
«Findest du das etwa lustig?», zische ich mit drohend erhobenen Fäusten. Doch dann fällt mir ein, was für ein Bild wir hier abgeben, und um meine Mundwinkel beginnt es zu zucken. Gleich darauf biege ich mich vor Lachen.
«Kann ich etwas tun?», fragt der Mann und macht einen vorsichtigen Schritt auf uns zu.
Luc rafft sich auf. «Nein danke. Ich glaube, wir haben alles im Griff. Was meinst du, Frannie?»
«Alles im Griff», pruste ich.
Der Mann beäugt uns mit zweifelnder Miene. «Nein, wirklich», stoße ich kichernd hervor. «Machen Sie sich um mich keine Sorgen.»
Sein Blick wandert zu Luc und wieder zu mir. «Tja, dann.»
Ich beiße mir auf die Lippe und versuche, ernst und gefasst auszusehen.
Kopfschüttelnd kehrt der Typ zu seinem Wagen zurück, steigt ein und fährt los. Luc nimmt mich in die Arme.
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