ANGEL - Wolfsmensch (German Edition)
einiges zu sehen.
Auf den roten Samtsesseln und Sofas, auf den Cocktailtischen und in den abgeschiedenen Ecken trieben es Pärchen und Gruppen, wie es ihnen beliebte. Dieser Club, wie so viele andere auf der Welt, war eigens für die finsteren Gelüste der dämonischen Bevölkerung ins Leben gerufen worden. Viele Menschen kamen gern hierher, um sich von den gierigen Geschöpfen der Hölle missbrauchen zu lassen. Nervenkitzel. Abenteuer. Was auch immer sie hierher treib, die Gäste des Clubs bedienten sich nach Leibeskräften an dem reichhaltigen Angebot. Robin fiel hier in der Masse der anderen Vampire kaum auf.
„Herrin.“
Die schwache, dünne Stimme ihrer Sklavin drang kaum bis an ihr Ohr. Das tat sie mit Absicht, was Robin durchaus bewusst war. Rachel, so hieß die dralle Brünette, deren Willen sie sich vor Jahren schon zu Eigen gemacht hatte, wollte ihre Aufmerksamkeit. Und eine Strafe.
„Sprich lauter, wenn du etwas von mir willst“, zischte Robin und konnte das vorfreudige Grinsen kaum verbergen.
„Herrin“, Rachel bemühte sich deutlich, lauter zu sprechen. Robin spürte ihre zarten, warmen Hände sogar durch das dunkelviolette Schlangenleder ihrer Hose, als die junge Frau behutsam ihre Wade umfasste. Lächelnd sah Robin zu ihr hinunter. In Minirock und schwarzer Seidenbluse kniete sie neben ihr. Das kastanienbraune Haar offen um ihre Schultern wallend. Sie gefiel ihr sehr und dabei war Robin nicht einmal bevorzugt lesbisch. Normalerweise nahm sie sich lieber Männer mit nach Hause, aber Rachel war eine Ausnahme. Ihr Blut schmeckte süß, wie Honig.
„Komm“, sagte Robin leise und machte eine Kopfbewegung zu ihrem Tisch hin. In einer schnellen, aber sehr eleganten Bewegung kam Rachel auf die Füße und lief zum Tisch hinüber. Mit der bloßen Hand fegte sie Staubflusen und Krümel von der Lederbank und blieb dann mit gesenktem Blick danebenstehen. Zufrieden lächelnd setzte sich Robin und zog Rachel zu sich. Mit gespreizten Beinen setze sich die junge Frau auf ihren Schoß. Robin streichelte mit ihren kühlen Händen die nackten Schenkel und ließ ihren Blick achtlos durch den separierten Bereich schweifen.
Eigentlich wollte sie nur schauen, ob sie Zuschauer hatten, doch ihr Blick wurde auf halbem Wege zurück von einem schokoladenfarbenen Haarschopf aufgehalten. Neugierig beobachtete Robin die kleine Gruppe von Männern, die gerade die wenigen Stufen zum VIP-Bereich erklommen. Vier waren es und sie waren eindeutig dämonisch. Robin konnte ihre Augen nicht von dem Mann mit den Schokoladenhaaren wenden. Irgendetwas an ihm faszinierte sie, doch erst, als sie näher kamen, erkannte sie sein Gesicht.
Was zur Hölle?! Was macht der hier?
Die kleine Gruppe, angeführt von einem schlanken Kerl mit goldenem Haar und einer grausamen Ausstrahlung, drang tiefer in das Separee ein und kam dabei unweigerlich an Robins Tisch vorbei. Natürlich nutzte sie die Gelegenheit, den Mann, den sie als Antonio Rosaro erkannt hatte, näher in Augenschein zu nehmen. Seine Haut hatte die Farbe von Kupfer. Schimmernd und weich. Seine Augen hatten dieselbe Farbe, wie sein Haar. Cremig süße Vollmilchschokolade. Der Körper in dem eleganten Anzug von Armani war kräftig. Breite Schultern, starke Arme und Oberschenkel. Er trainierte offensichtlich sehr regelmäßig. Hier in diesem rauchig, dämmrigen Ambiente sah er noch tausend Mal besser aus, als in der Agentur.
Herr Rosaro war einer ihr langjährigen Auftraggeber. Schon seit einigen Jahren versuchte Robin, für ihn eine vermisste Person aufzuspüren. Bisher leider vergebens. Rosaro war ein sehr geduldiger Dämon, das hatte Robin bereits nach ein paar Monaten festgestellt. Er schien selbst kaum noch an den Erfolg der Suche zu glauben, dennoch brach er sie nicht ab. Sein Ehrgeiz und seine sture Einstellung hatten ihr schon von Anfang an imponiert. Dass dieser feine, reiche Mann nun denselben Club mit ihr teilte, gefiel ihr umso mehr.
Robin verlagerte Rachels Gewicht etwas, damit sie sich in den Gang hinaus lehnen konnte, als der Mann an ihr vorüberging. Sie wollte unbedingt wissen, wie er roch. Sie atmete tief ein, erhaschte aber nur die wage Erinnerung an warme Erde, Kardamom und Sommer.
Das Schicksal meinte es diesen Abend wirklich gut mir ihr, denn die Männer setzten sich an den Tisch nebenan. Robin hätte fast aufgelacht, als der schöne Südländer sich genau ihr gegenüber niederließ, mitten in ihrem Blickfeld. Sofort fing sie seinen Blick auf, er stockte
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