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ANGEL - Wolfsmensch (German Edition)

ANGEL - Wolfsmensch (German Edition)

Titel: ANGEL - Wolfsmensch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liesa Maria Nagel
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zählt. Dank deinem Blut in mir, werden die Schrammen schnell heilen.“
    Mir stockte der Atem. Er lächelte mich an und dieses Lächeln brannte sich in mein Herz.
    „Danke“, sagte er leise und seine Hand berührte kurz meine, als er mir das Stofftuch abnahm, mit dem ich seine Blutung stillte.
    „Gern geschehen“, erwiderte ich heiser. Um nicht wieder einer Versuchung zu erliegen, die ich nicht wollte, stand ich auf. Seine bloße Nähe stellte seltsame Dinge mit meiner Selbstbeherrschung an. Andauernd ertappte ich mich dabei, wie ich ihn berühren wollte. Mein Körper wollte seinem nahe sein. So nah, wie nur möglich.
    Seufzend brachte ich ein paar Schritte Distanz zwischen uns. „Du solltest dich jetzt anziehen. Wenn du soweit bist, schauen wir, dass wir dich hier raus bekommen.“
    Ira nickte, aber seine Augen blickten nachdenklich. Mühsam stieg er in die Kleider, die ich ihm gegeben hatte. Ira sah etwas unbehaglich aus, wie er so dastand und an den Sachen herumzupfte, aber ich hatte andere Dinge zutun, als ihm dabei zuzuschauen. Oder mir auszumalen, wie ich sie ihm wieder vom Leib schälte.
    Ich stellte mich unter das Loch, durch welches ich gefallen war und sah nach oben. Gerade so konnte ich die Ränder ausmachen. Zu meinem Glück wartete in meinem Rucksack sogar eine kleine Seilpistole auf ihren Einsatz.
    Ich hoffte nur, dass das dünne Stahlseil lang genug war, als ich mit der Waffe hinaufzielte und abdrückte. Zischend schraubte sich der Haken in die Höhe. Ira kam leise an meine Seite und verfolgte angespannt, wie sich der Haken irgendwo weit über unseren Köpfen in die Wand fraß.
    „Na bitte!“, sage ich stolz und zog ein paar Mal kräftig an dem Seil, um sicher zu sein, dass es auch hielt. Es hielt und so nahm ich auch noch die zwei Paar fingerlose Lederhandschuhe aus meinem Rucksack. Für die ganze Kletterausrüstung, auf die Robin in dem bergigen Gelände rund um Rom bestanden hatte, hatten einige meiner bevorzugten Waffen zu Hause bleiben müssen. Aber das Opfer hatte sich gelohnt, wie sich gerade erwies. Mit dem Nylonseil, das ich außerdem noch mitführte, verband ich mich und Ira. Dieser ließ mich zwar gewähren, als ich das Seil um seine Hüfte und zwischen seinen Beinen hindurchführte, musterte mich aber überaus skeptisch.
    „Das ist nur, damit ich dich auffangen kann, wenn du den Halt verlierst. Ich werde vorausklettern und dich mit mir ziehen. Dann musst du dich nicht so anstrengen.“
    Sein Blick wurde finster, aber er schwieg. Es gefiel ihm nicht, dass er so auf meine Unterstützung angewiesen war, aber er war eindeutig noch zu schwach; um den Aufstieg allein zu bewältigen.
    Um ehrlich zu sein, war ich mir auch nicht sicher, ob ich nach der letzten Nacht stark genug war, uns beide da hinaufzubefördern.
    „Dann mal los!“, murmelte ich und packte das Seil. Ein paar kräftige Züge und ich konnte die Füße in den Rand der Deckenöffnung stemmen. Ein Blick hinab verriet mir, dass Ira startklar war. Sein Körper war angespannt, jeder Muskel, den sein Körper schon wieder aufgebaut hatte, bereit zu arbeiten. Ich machte ihm eine auffordernde Kopfbewegung und zog mich selbst weiter am Seil hinauf. Da ich jetzt die Füße zur Hilfe nehmen konnte, war die Kletterei weniger mühsam.
    Als ich einige Meter weit in den Schacht hinaufgestiegen war, hielt ich erneut an und griff nach dem Nylonseil.
    „Achtung!“, rief ich zurück und sicherte meinen Halt an der Wand, ehe ich mich in das Seil legte und Ira zu mir hinauf zog. Wie leicht mir das fiel, bewies mir nur erneut, dass er kaum mehr wog, als ein Menschenkind. Zwar war er deutlich größer, doch er bestand trotzdem kaum mehr aus Knochen und Haut.
    So gelangten wir schließlich am Ende des Schachtes an, in den ich gestürzt war. Mein letztes Knicklicht erhellte den schmalen Raum, der kaum genug Platz bot, dass wir zwei uns umdrehen konnten.
    Vorsichtig stieg ich auf die Leiter und setzte unseren Weg fort. Nun folgte mir Ira dichter auf. Ich betete im Stillen, dass die alte Leiter uns beide bis nach oben tragen würde.
    Wir hatten Glück. Nie sah Tageslicht schöner aus, als in dem Moment, indem ich mich aus der Falltür stemmte. Nur blass erfüllte es den feuchten Keller, aber es war angenehm und eine Freude, im Vergleich zu dem lichtlosen Verlies, aus dem wir gerade entkommen waren.
    Schnell stieg ich aus dem Loch und half Ira zu mir herauf. Der bedeckte knurrend die Augen mit einer Hand und ließ sich schwer atmend zu Boden sinken.

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