ANGEL - Wolfsmensch (German Edition)
Aufgebracht. Er spürte ihren Zorn. Angel war noch nicht zurück und sie machte sich Sorgen um ihre Schwester.
Belial seufzte und schloss die Augen. Er war müde und er wollte Robins Nähe einfach genießen. Leider schaffte er es nicht einmal wegzudämmern, da riss jemand die Vorhänge auf.
Verdammt! Sie hatte ihn bemerkt.
Robin stand dort hinter der Scheibe und starrte ihn an. Die Sonne verbrannte ihre schöne Haut. Auf Gesicht und den nackten Schultern zeigten sich schon Rötungen. In weniger als fünf Minuten würde ihre Haut Blasen werfen.
Doch soweit kam es nicht. Schneller, als es Belial lieb war, riss sie die Tür auf und sank neben ihm nieder. Sie packte sein Gesicht und zwang ihn ihr in die Augen zu sehen.
„Wer bist du?“, zischte sie. Belial antwortete ihr nicht, aber er spürte das Gefühl von Erinnerung in ihr, wie sein eigenes. Sie war sich sicher ihn zu kennen, erkannte ihn aber nicht.
„Ach, verdammt!“, fluchte sie und schob ihre Arme unter seine Achseln. Scheinbar ohne Kraftaufwand schleppte sie ihn ins Innere des Hotelzimmers und ließ ihn unsanft auf den Teppich fallen. Sie warf die Tür wieder zu und raffte die Vorhänge zusammen. Dann drehte sie sich zu ihm und musterte ihn argwöhnisch.
„Ich frage dich jetzt noch einmal. Warum liegst du blutend auf meinem Hotelbalkon und wer, zum Teufel, bist du?“
Belial hatte keine Wahl. Er stemmte sich in eine sitzende Position und sah sie an. Er lächelte sanft, als er sagte: „Ich bin der Satan Belial und ich bin dein Wächter, Robin Meloy.“
*
„Wartet hier.“
Raphael ließ seine Leibgarde an der Tür zurück und betrat die Halle allein. Es war spät in der Nacht und so lag das große Labor einsam vor ihm. Seine Schritte widerhallten laut von der hohen Decke.
Tagsüber betrieb man hier Forschung. Kurz schweifte sein Blick über zurückgelassene Aufzeichnungen. DNA-Profile. Reagenzgläser. Petrischalen. Ein reichhaltiges Sammelsurium an Gerätschaften, alle überaus wichtig, für die Projekte der großen Vier.Wobei sie eigentlich ja nur noch drei waren.
Gabriel existierte nur noch auf dem Papier, aber das war auch gut so. Sie und ihr Eigensinn waren ihm schon immer im Weg gewesen.
Das Dumme an der Sache war bloß, dass er sie jetzt brauchte. Nur Gabriel und ihre Schwester besaßen den Schlüssel, den er benötigte. Aber er hatte bereits alles Notwendige in die Wege geleitet, um den Fehler Luzifers auszugleichen. Bald wären die Zwillinge wieder in seinem Besitz. Und dann würde ihm der Himmel gehören!
„Ganz schön großspurig für einen Diener des Herrn, findest du nicht, Erzengel?“
Die Stimme des Dämons schnitt durch die Stille, wie eine Klinge. Der starke Akzent, mit dem er Enoch , die Sprache der Engel, sprach, rollte, wie Donner durch das Labor.
Raphael zuckte nicht einmal. Wenigstens war der Dämon pünktlich. Er blieb stehen und sah die Kreatur nicht an, die sich ihm da langsam näherte.
Klack.
Klackklackklack.
Seine Klauen machten leise Geräusche auf dem glatten, sauberen Stein. Nach diesem Meeting würde Raphael eine Putzkolonne hereinschicken, die den Gestank der Kreatur aus den Fliesen scheuern musste.
In dicken, trägen Schwaden kroch der Geruch des Dämons durch den Raum. Schwefel, begleitet vom süß herben Geruch der Verwesung und des Verfalls. Wie ein Schleier hüllte er den Erzengel ein.
„Hattest du einen angenehmen Aufstieg, Midnight?“, fragte Raphael in freundlichem Konversationstonfall. „Ich hoffe, du hast, worum ich dich bat?“
Der Dämon schnaubte abfällig, dann lachte er. Ein Geräusch, wie Kreide an der Tafel.„Natürlich habe ich die Informationen, die du wolltest, Engel. Aber auch für euch gelten Midnights Regeln. Alles hat seinen Preis. Sogar für einen Erzengel, wehrter Raphael.“
Raphael spürte das Grinsen des Dämons in seinem Rücken. Gelbe, rasiermesserscharfe Zähne. Rissige Reptilienlippen. Gelbe Echsenaugen, die vor Arglist leuchteten. All das vereint in dem gewaltigen, verformten Körper eines sechsbeinigen Drachen. Das jahrelang gehegte Ergebnis der höllischen Inzucht und seiner unbeschreiblichen Magie.
Der Dämon Midnight war mitunter das stärkste, magische Wesen, dass Raphael kannte. Und genau deshalb hatte er ihn um Hilfe gebeten.
„Du kannst ihren Körper behalten, sobald ich ihre Seele habe“, versicherte er der Kreatur.„Guuuuut“, grollte die Echse und etwas landete scheppernd neben ihm auf dem Labortisch. Es war eine der vorderen Klauen der
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