ANGEL - Wolfsmensch (German Edition)
und Sorge.
Ich seufzte und versuchte mich umzusehen. Ira war nicht mehr an meiner Seite und in der totalen Finsternis konnte ich kaum etwas erkennen.
„Ira?“, fragte ich leise in die Stille.
„Hier“, kam prompt die Antwort. Rechts von mir, wohl in die Richtung der Stelle, wo mein Rucksack lag.
„Brauchst du Licht?“
Ich nickte, besann mich aber sofort einen besseren und antwortete ihm. „Das wäre super. Kannst du denn hier in der Dunkelheit sehen?“
Ich hörte, dass er lächelte. „Ich war sehr lange hier unten. Ich sehe überall. Wie funktionieren diese Stäbe?“
„Kannst du sie mir herbringen?“, fragte ich, statt ihm zu erklären, wie er die Fackeln zum Brennen brachte.
Ich hörte das leise Geräusch von nackten Sohlen auf Stein und das Klirren der schweren Ketten. Schließlich stieg mir wieder dieser wunderbare Geruch in die Nase, als er sich neben mir niederließ.
„Hier.“
Etwas schmales Hartes berührte meine Hand und ich nahm Ira ich Magnesiumfackel ab. Den Zündfaden hatte ich schnell gefunden.
„Augen zu!“, warnte ich ihn, zögerte einen Moment und riss dann an der Schnur. Gleißendes Licht erfüllte die Höhle und ich warf die Fackel in eine Ecke, wo sie uns nicht blenden würde. Als ich die Augen aufschlug, konnte ich endlich wieder sehen.Ira hockte neben mir und sah mich an. Um mich nicht erneut von diesem Blick gefangen nehmen zu lassen, stand ich auf. Ich ging zu meinem Rucksack und wühlte die beiden Sets Kleidung heraus, die ich, den Göttern sei Dank, eingepackt hatte. Robin bestand seit Beginn unserer Reise darauf, immer ein Set Männerkleider dabei zu haben. Verständlich, da wir davon ausgehen mussten, Ira in nichtmenschlicher Gestalt vorzufinden. Wie es ja auch der Fall gewesen war.
Die Erinnerung an diese fast verhungerte, spindeldürre Gestalt, die Ira vor Kurzem noch gewesen war, machte mir die Brust eng. Zwar sah er jetzt schon erholter und auch nicht mehr so verhungert aus, aber gesund war anders. Ich würde ihm helfen, beschloss ich, als ich das große Shirt, die Jeans und das Paar Sandalen aus meinem Rucksack fischte. Selbst wenn Robin und der Rest der Welt sich auf den Kopf stellten, ich würde mich solange um Ira kümmern, bis er wieder vollständig er selbst war.
„Ich habe Kleider für dich mitgebracht. Wenn wir hier raus sind, wird es draußen wohl Tag sein und wir dürfen nicht auffallen.“ Ich reichte ihm den Stapel und zog mich dann selbst an.
Als ich wieder zu ihm hinsah, musste ich kichern. Mit einem skeptischen Blick musterte er das Shirt. Ich hatte völlig vergessen, dass er noch niemals eines in der Hand gehabt hatte.„Das trägt man heute?“, murmelte er und sah mich zweifelnd an. Ich zuckte nur mit den Schultern und unterdrückte ein Kichern. „So sieht's aus“, grinste ich und kam zu ihm herüber. Mein Lächeln verschwand sofort, als mein Blick wieder auf die Ketten fiel. Irgendwie musste ich ihn davon befreien.
„Ich denke, ich werde versuchen, die Ketten aufzuschießen“, murmelte ich und ging noch einmal zu meiner Tasche zurück um meine beiden SIGs herauszuholen. Die einzigen beiden Handfeuerwaffen, die noch Platz gefunden hatten bei all der anderen Ausrüstung.
Ira musterte mich skeptisch, als ich wieder bei ihm war und die Waffen lud. „Setz dich mal lieber“, sagte ich leise und packte eines seiner Handgelenke.
„Irgendwie gefällt mir nicht, was du da tust“, knurrte er und rückte noch ein Stück weiter von mir ab. Ich seufzte und schenkte ihm ein aufmunterndes Lächeln.
„Keine Sorge, ich bin ein ausgezeichneter Schütze.“
Sein Blick änderte sich nicht, als ich mir die Handfessel genauer betrachtete. Sie saß sehr eng um die Haut. Das Scharnier zu zerstören ohne ihn zu verletzen war fast unmöglich.
„Es wird nicht ohne Streifschuss gehen, also stell dich drauf ein.“
Ich erhielt nur ein abfälliges Schnauben zur Antwort. Er wandte den Blick nicht ab. Auch nicht, als ich den Lauf der Waffe auf den ersten Scharnierbolzen presste. Ich drückte ab und der Schuss knallte durch die Höhle. Laut, wie ein Donnerschlag.
Um die erste Fessel vollständig zu lösen, brauchte ich noch drei weitere Schüsse. Zwei davon streiften seine Haut. Als ich ihn schließlich komplett von allen Ketten befreit hatte, blutete er aus mehreren Streifschüssen.
„Es tut mit Leid“, flüsterte ich, während ich die schlimmsten Wunden vorsichtig abtupfte. Er machte eine wegwerfende Handbewegung.
„Ich bin frei. Das ist es, was
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