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ANGEL - Wolfsmensch (German Edition)

ANGEL - Wolfsmensch (German Edition)

Titel: ANGEL - Wolfsmensch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liesa Maria Nagel
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kann man das verstehen. Die Gase und der Rauch, die dabei entstehen verpesten seit Jahren unsere Atmosphäre. Seit du das letzte Mal hier oben warst, haben sich die Menschen zu einer Plage entwickelt. Sie haben die dämonische Bevölkerung beinah ausgerottet und vertrieben. Mittlerweile sind wir nur noch Mythen und Legenden. Aberglaube. Kaum ein Mensch weiß noch, dass es uns wirklich gibt und wir immer noch unter ihnen leben. Deshalb müssen wir auch unentdeckt bleiben.“
    Er verstand das alles nicht. Er wollte es nicht verstehen. Wie konnte das geschehen sein?
    Sein Vater hatte sich einst geopfert, um den Menschen den freien Willen und die Erde zu schenken und was hatten sie daraus gemacht?
    Eine stinkende Wüste. Es tat ihm in der Seele weh, die Welt so vorzufinden. Was musste nur alles Schreckliches geschehen sein, während seiner Gefangenschaft?
    Eine warme Hand legte sich auf seine Schulter. Angel stand dicht an seiner Seite und ihr wundervoller Geruch verdrängte etwas von dem Gestank. Am liebsten hätte er sein Gesicht in ihrem Haar vergraben, damit er nie wieder diesen Gestank ertragen musste. Sie lächelte ihn an und drückte sanft seine Schulter.
    „Nimm es nicht so schwer. Das ist erst der Anfang. Wir sind hier auf dem Land. Die Städte sind ungleich schlimmer. Die Welt hat sich verändert, als du weg warst. Sehr. Ich hoffe, es trifft dich nicht zu hart?“
    Er schüttelte den Kopf, auch wenn es gelogen war.
    Innerlich stellte er sich aber schon einmal auf noch schlimmere Dinge ein, als diesen schrecklichen Gestank. Hoffentlich gewöhnte sich seine Nase bald daran.
     
    *
     
    Es tat mir Leid zu sehen, wie sehr Ira unter der modernen Welt litt. Wir kamen dem Stadtzentrum immer näher und jeder Schritt schien ihm schwerer zu fallen. Oft mussten wir in schattigen Gassen haltmachen, weil er kaum noch Luft bekam. Die warme Spätnachmittagssonne schien ihm zusätzlich zu schaffen zu machen. Obwohl es bereits fast sechs war, war es noch drückendheiß.
    Gegen das grelle Licht, das seine empfindlichen Augen kaum verkrafteten, hatte ich ihm meine Sonnenbrille gegeben und dennoch machte er mir Sorgen. Ich konnte spüren, dass etwas nicht stimmte. Mehr noch, als der bloße, gewaltige Kulturschock, den er gerade bewältigen musste.
    Zur Sicherheit ging ich immer einen halben Schritt hinter ihm. Falls er den Halt verlor, konnte ich ihn auffangen. Mein Blick ruhte die meiste Zeit fest auf seinen Schultern. Doch auch wenn die Kleider, die ich ihm gegeben hatte, viel zu weit waren, sah ich deutlich die knochige, magere Gestalt vor mir, die er darunter verbarg.
    Leider konnte ich ihn nicht die ganze Zeit über im Auge behalten. Immer wieder musste ich die Dächer und Balkone, Fenster und Gassen um uns herum absuchen. Das Risiko, in einen Hinterhalt zu geraten, war immer noch sehr hoch und ich konnte nicht beides, kämpfen und mich um Ira kümmern.
    Wir passierten gerade eine etwas breitere Hauptstraße und ich sah mich argwöhnisch zu allen Seiten um, als ich Iras schmerzhaftes Keuchen hörte. Er war bereits auf der anderen Seite und stützte sich mit einer Hand an der Hauswand ab. Ich eilte zu ihm, ohne auf den hupenden Kleinlaster zu achten, der mich fast überfahren hätte.
    „Was ist los?“, fragte ich leise, als ich bei ihm ankam. Ich packte ihn bei den Armen und schob ihn tiefer in die Nebengasse hinein. Hier war es etwas schattiger und wir waren vor allzu aufdringlichen Blicken geschützt.
    „Nichts“, krächzte er und ich sah, wie sich seine Hand in das Shirt über seinem Bauch krallte. Da wurde mir klar, was er die ganze Zeit über vor mir verbarg.
    Grob drehte ich seinen Kopf zu Seite und drückte meine Nase an seinen Hals. Ira knurrte leise, aber ich hatte es schon gerochen.
    „Hunger“, zischte ich und packte ihn bei den Schultern. Hart drückte ich ihn an die Hauswand. Er verzog das Gesicht, gab aber keinen Laut von sich.
    „Warum hast du mir das nicht gesagt? Glaubst du, ich habe Lust, dass du dich hier auf offener Straße verwandelst, weil du die Beherrschung verlierst? Ach, verdammt!“
    Ich ließ ihn los und sah mich um, doch, noch bevor ich eine Lösung für dieses Problem fand, packte eine erschreckend kalte Hand meinen Unterarm. Ira krümmte sich vor Schmerz, doch als ich zu ihm herunter sah, begegneten mir zwei bernsteinfarbene Augen. Ich sog scharf die Luft ein. Die Zeit wurde knapp. Hektisch wanderte nun mein Blick in der Gasse umher. Wir brauchten einen Platz, an dem man uns nicht sofort

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