ANGEL - Wolfsmensch (German Edition)
untersuchte sie ihre Hände und Arme, aber das Fleisch saß noch auf ihren Knochen. Unversehrt.
Sie seufzte erleichtert. Was war das nur für ein seltsamer Traum gewesen? Flammen. Sonne. Verbrennen … Verbrennen … Der tiefverwurzelte Drang zu beschützen … Aber wen?
Nachdenklich sank sie zurück – bis ihr Kopf auf die weiche, aber unnachgiebige Brust eines Mannes fiel. Erneut schrak sie hoch und fuhr herum.
Hinter ihr lag Belial.
Der strohblonde Satan sah sie mit einem schwer zu deutenden Blick an. In seinen farblosen Augen, eine Mischung aus Silber und Blau, lag unendliches Wissen. Wissen, von dem er sie gestern hatte kosten lassen.
Oh, bei den Göttern!
Seit wenigen Stunden wusste sie, wer sie war. Und auch, wer Angel war. Da dämmerte es ihr plötzlich. Ergriffen von einer dunklen Ahnung erwiderte sie Belials Blick.
„Sie“, murmelte Robin leise, „Sie war es. Es ist ihr etwas zugestoßen. Ich habe von Flammen geträumt.“
Alles, was Belial tat, war zu nicken.
„Ja“, sagte er, „Komm. Ich weiß, wer uns zu ihr führen kann.“
*
Was war geschehen? Wo war Ira?
Ich konnte spüren, dass ich aufgehoben wurde und man mich wegtrug.
Mein Herz schlug nicht. Meine Lungen arbeiteten nicht. Ich spürte auch keinen Schmerz, aber mein Kopf war noch da. Mein Bewusstsein war aktiv. Ich konnte denken.
Doch was brachte mir das?
Nicht besonders viel hatte das Feuer von mir übrig gelassen. Mein langes schwarzes Haar war in Rauch aufgegangen. Meine Haut, mein Fleisch zum größten Teil von den Knochen geschmolzen. Nichts mehr als Asche, gemischt mit den stinkenden, klebrigen Säften meines verkohlten Körpers. Das Geräusch war unangenehm, als zwei Männer ihre Finger in meine Schultern und meine Knöchel gruben und mich aufhoben. Wie, als zerreiße man knusprig gebratene Hühnerhaut.
Noch während sie mich bewegten, fühlte ich schon, wie der Heilungsprozess einsetze. Da der Grad meiner Verletzung jedoch so groß war, würde es lange dauern, bis ich mich gegen meine Kidnapper wehren konnte. Wer auch immer mich hier gerade verschleppte. Ich ging davon aus, dass Iras Gefängniswärter meinen Einbruch in die Höhle bemerkt hatten und gekommen waren, um nachzusehen.
Hoffentlich kommt Robin nicht auf dumme Ideen ...
Ohne jede Kontrolle über den Körper, in dem mein Geist gefangen war, überließ ich mich den Händen, die mich unsanft schleppten. Was sollte ich auch anderes tun? Ich beschloss mich möglichst wenig anzustrengen, um all meine Kraft in die Heilung fließen zu lassen. Je schneller ich wieder ich war, desto besser.
Hätte ich doch nur auf mein Gefühl gehört. Warum war ich nicht vorsichtiger gewesen? Beim nächsten Mal würde ich diesen Fehler nicht begehen.
Auf der anderen Seite ... es war kein Wunder gewesen, dass ich die Falle nicht früher bemerkt hatte. Nachdem, was wir zuvor getan hatten ...
Es zog abrupt an meinem Arm. Was taten die da mit mir?
Ich ächzte, als das Gewicht meines Körpers plötzlich nur noch an meinen Armen hing. Man hatte mich aufgehängt, schätzte ich. Lange würde ich so wohl nicht wach bleiben können. Der Schmerz, den mein Leib zweifellos litt, auch wenn ich ihn nicht wahrnahm, war grauenhaft. Schon flackerte mein Bewusstsein. Schwankte zwischen Licht und Dunkel, bis ich schließlich an nichts mehr.
*
Verborgen hinter Teilen des explodierten Fahrzugs und Sträuchern verharrte Ira reglos und wartete. Sein Herz schmerzte, als er mit ansah, wie Angel von den Flammen verschlungen wurde. Aber er wusste genau, dass er ihr nicht würde helfen können. Wenn seine Gefängniswärter, welche zweifellos in dem Gefährt gesessen hatten, ihn ebenfalls erwischten, war alles verloren.
So schwer ihm es auch fiel, er schwor sich, zu warten und den Menschen zu folgen. Zornig sah er mit an, wie seine Grabwächter einen verbrannten, stinkenden Körper aus dem Wrack schälten. Die Flammen hatten Angels schönen Körper fast vollständig verzehrt. Kaum war das eine Fahrzeug explodiert, kam ein Zweites direkt daneben zum Stehen. Mehrere Menschen sprangen heraus und machten sich daran Angel zu bergen. Was hatten sie nur mit ihr vor? Warum sie?
Er würde ihnen folgen, wo auch immer sie hingingen und dann würde er Angel befreien! Sie gehörte ihm und er würde sie mit Sicherheit nicht in den Händen der Menschen lassen.
*
Alles, was ich wollte, war Atmen.
Wieder und wieder versuchte ich den lebensnotwendigen Sauerstoff in meine Lungen zu saugen, wurde
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