ANGEL - Wolfsmensch (German Edition)
auf den Nächsten stürzte. In seinem langen Lammfellmantel wirkte er beinah, wie ein Mensch. Beinah. Wären da nicht die vier gewaltigen, schwarzen Schwingen, die alles in kalten Schatten tauchten. Der Boden war übersät mit schimmernden Federn und Blut.
„Wie konntet ihr es wagen sie anzufassen!“, donnerte seine Stimme, wie ein Vulkanausbruch durch das Zimmer. Der Boden vibrierte unter seiner Wut. In seinen Augen brannte rote Glut. So aufgebracht hatte Ira seinen Vater noch nie gesehen.
„Wenn dem Kind etwas geschehen ist, ich schwöre euch, ich lege euren ganzen Planeten in Schutt und Asche!“
Kind? , dachte Ira und machte einen weiteren Schritt zurück, Welches Kind? War Angel etwa schwanger? Wohlmöglich von irgendeinem anderen Mann?
In Ira kochte bittere Eifersucht auf bei diesem Gedanken. Sie gehörte jetzt ihm und er würde sie nicht teilen! Doch, was um alles in der Welt wollte sein Vater von ihr? Warum war er hier um Angel zu befreien?
Allmählich begriffen die Menschen, dass sie keine Chance hatten und flohen. Ira hielt sie nicht auf, als sie an ihm vorbei ins Obergeschoss des Hauses rannten. Viel zu interessant war das, was er gerade beobachten konnte.
Sein Vater sank auf die Knie nieder und ließ seinen Blick über Angels halbverheilten Körper wandern. „Mein armes Geschöpf“, seufzte er traurig und strich mit einer klauenbewährten Hand über ihre Wange. Es rauschte leicht, wie Wind in trockenem Laub, als er seine Flügel schützend um sie legte. Eine Angewohnheit, die alle Engel hatten. Sogar die Gefallenen.
„Die Menschen sind grausam“, hörte er die Stimme seines Vaters leise mit der Bewusstlosen sprechen. „Ich habe dein Gebet erhört und kam, um dich zu retten. Wäre ich doch nur früher gekommen. Mein armer, süßer Engel. Ich hoffe, der Schmerz war nicht zu grausam. Ich weiß, du bist stark. Komm, ich bringe dich zu deinem Wächter, dort wirst du heilen.“
Die Schwingen wurden auseinandergerissen und Ira traf eine Welle heißer Luft. Gefolgt von Schwefelgeruch. Als er den Kopf wieder hob und zu der Stelle sah, an der sein Vater eben noch gesessen hatte, war er verschwunden. Einzig die vielen Toten und schwarzen Federn kündeten noch von seinem Hiersein.
Ira stand noch eine ganze Weile am Fuß der Treppe und starrte in den leeren, stillen Raum. Was hatte sein Vater vor?
Kapitel X
„Du musst sehr vorsichtig sein, wenn du da reingehst!“
Belial lief neben ihr her und beratschlagte sie, seit sie aus dem Wagen gestiegen waren. Robin versuchte, ihn bestmöglich zu ignorieren. Seit er in ihr Leben getreten war, hatte er sich mehr und mehr als Nervensäge entpuppt.
„Belial! Verdammt! Nur weil du mein Wächter bist, heißt das nicht, dass du mir Vorschriften machen kannst! Ich bin bisher ganz hervorragend allein zurechtgekommen! Also bitte! Ich bin ein Profi, und nur weil der Teufel persönlich in diesem Hotelzimmer sitzen kann, bedeutet das nicht, dass ich die Situation nicht im Griff habe!“
Endlich schwieg der Satan und ließ sich einige Schritte zurückfallen. Robin seufzte erleichtert. So erschreckend und wunderbar der Gedanke war, jemanden zu haben, der genau wusste, wie es einem ging, so schrecklich war die ganze Sache auch. Vor Belial konnte sie nichts mehr verbergen und das war nichts, womit Robin besonders gut klarkam.
An der Tür zum beschriebenen Hotelzimmer blieb sie stehen und wartete auf Claude, der sich mit letzter Kraft aus dem Aufzug schleppte.
Der schwarze Magier war Angels Wächter, wie sie am Nachmittag erfahren hatte. Belial hatte ihr noch so einiges mehr erzählt, was sie ordentlich verwirrt hatte. Aber immerhin verstand sie jetzt, warum ihr Angel soviel mehr bedeutete, als nur eine gute Freundin. Warum sie sich wie Schwestern fühlten.
Seufzend vertrieb Robin die Erinnerungen aus ihrem Kopf und legte die Hand an die Klinke. Die Tür war, wie angekündigt, nicht verschlossen. Innerhalb des römischen Hotelzimmers war es stockfinster. Kein Licht brannte und alle Vorhänge waren zugezogen.
Abwartend blieb Robin stehen und ließ ihre Sinne durch den Raum wandern. Da war nichts, was eine Gefahr darstellte, was sie jedoch hörte, war Angels schwacher Herzschlag. Immer noch lag der süße Geruch von verbrannter Haut in der Luft.
Weder von Luzifer noch von Ira war eine Spur zu sehen. Sie schaltete das Licht ein und keuchte erschrocken auf. Am Ende des kleinen Raumes lag Angel. In einem Bett. Schlafend. Ihre Brust hob und senkte sich langsam.
Was
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