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ANGEL - Wolfsmensch (German Edition)

ANGEL - Wolfsmensch (German Edition)

Titel: ANGEL - Wolfsmensch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liesa Maria Nagel
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die Augen, schickte ein stummes Gebet an jeden, er es erhören mochte. Alles hatte ich ertragen. Kein Wort war über meine Lippen geronnen. Ich war immer noch versucht, stark zu bleiben. Ich wollte mich von keinem Menschen brechen lassen!
    Peitschen. Messer. Brennende Eisen. Alles hatten sie mir beigebracht. Stunden ... Gefühlte Tage lang ... Ich hatte kein echtes Zeitgefühl. Alles war zu einem dumpfen Rhythmus aus Pein und Trinken und Dunkelheit verwaschen.
    Wenn ich das Bewusstsein verloren hatte, gab man mir eine Weile, damit mein Körper ein wenig zu Kräften kommen konnte. Aber schließlich weckten sie mich wieder ... Und alles begann von vorn.
    „Mach' die Augen auf, Engel!“, zischte der graue Mann mich an. Er packte meinen Unterkiefer und drehte meinen Kopf mit einem Ruck zu sich. „Sieh' gefälligst zu!“
    Ich öffnete die Augen und fixierte ihn mit einem wütenden Blick. Als ich dann aber die Nadel sah, wurde das Zittern noch stärker. Vollkommen unkontrolliert zitterte mein Leib, bis das die Ketten leise klirrten. Ich konnte nicht aufhören. Ich wagte nicht, zu atmen.
    Er ließ die Spitze der Nadel über mein Brustbein kratzen. Tiefer hinab. Die Angst in mir wuchs und kämpfte schreiend und brüllend gegen meine Selbstbeherrschung. Ich fürchtete den Schmerz, aber ich wollte nicht schreien! Diese Genugtuung wollte ich mich nicht einfach so überlassen.
    Als er knapp unter meinem Rippenbogen angelangt war, hielt er inne. Sein Blick bohrte sich in Meinen, als er die Nadel quer nahm und zustach. Mein Kopf schnellte in den Nacken und ein Schrei voller Schmerz und Qual löste sich aus meiner Kehle, widerhallte in dem alten Gemäuer.
    Langsam, ohne Eile und mit gerade soviel Druck wie nötig schob er die Nadel durch mein Fleisch. Nahe unter den ersten Hautschichten entlang, bis sie gut fünfzehn Zentimeter weiter wieder an die Oberfläche drang.
    Das Silber brannte fürchterlich. Es fühlte sich an, als hätte er mir Batteriesäure über den Bauch gegossen. Mit glühenden Fingern grub es sich tiefer in meinen Körper. Ich biss mir auf die Lippen, damit ich nicht wieder schrie. Es floss nicht einmal mehr Blut.
    Nur einen Augenblick später setzte er die nächste Nadel, nur ein kleines Stück unter der Letzten.
    Dann noch eine.
    Und noch eine ...
    Nach der Vierzehnten, die er auf der Oberseite meines Schenkels, knapp über dem Knie platziert hatte, flehte ich innerlich darum endlich das Bewusstsein zu verlieren. Ich bat stumm um die Erleichterung der Schwärze und endlich spürte ich, wie mein Hirn begann, sich langsam abzuschalten. Mein Blick verschwamm. Die Geräusche um mich, meine eigenen Schreie, verhallten in der Ferne. Der Schmerz, der mich in Wellen ritt, wurde undeutlicher ... Unwichtig ... Alles verlor endlich an Bedeutung ...
    Im letzten Moment, in dem mein Verstand zu arbeiten schien, vernahm ich ein gewaltiges Krachen, gefolgt von einem wilden, ungehaltenen Brüllen.
    Was …? Wer war das?
    Ein schlanker, schwarzer Schatten stürzte an mir vorbei, direkt auf den grauen Mann nieder. Ich hörte Schreie in Panik, aber es waren nicht meine eigenen.
    Was geht hier vor? , war alles, was ich gerade noch denken konnte, ehe ich erneut ohnmächtig wurde ...
     
    *
     
    Ira traute seinen eigenen Augen nicht, als er das Spektakel mit ansah.
    Bei seiner Verfolgungsjagd durch die fremde, neue Welt, hatte er die Menschen kurz verloren, aber schon nach einem Tag hatte er die Spur wiedergefunden. Nun kauerte er hier, auf der untersten Stufe der Treppe und fand nur noch Leichen.
    Jeder der Menschen sah aus, als wäre er im Angesicht des Schreckens gestorben. Ira kannte nur ein Lebewesen, dessen purer Anblick für Menschen tödlich war.
    So lautlos, wie er es vermochte, schob er sich vorwärts. Bis er die Tür erreichte, aus der der Lärm kam. Ihm stockte der Atem, als sich seine Vermutung bestätigte.
    Angels geschundener Leib lag in seinen Armen. Dass er in seiner wahren Gestalt hier war, verhieß nichts Gutes und so beschloss Ira, lieber ungesehen zu bleiben. Aus der Ferne beobachtete er, wie sein Fürst herumwirbelte und einen der Menschen mit bloßer Hand in zwei Hälften teilte. Die Menschen, die ihn aus seltsamen Waffen angriffen, schienen nicht zu wissen, wer er war. Seine Präsenz füllte den gesamten Raum aus. Die schmalen, pechschwarzen Hörner schabten an der Decke entlang und ließen Putz auf ihn niederrieseln. Sein Haar wirbelte hinter ihm her, wie ein schwarzer Sturm, wenn er sich zornig brüllend

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