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Angela Merkel - Ein Irrtum

Angela Merkel - Ein Irrtum

Titel: Angela Merkel - Ein Irrtum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cora Stephan
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Bedeutete »Deutschland« jene Normalisierung, hinter der man die Relativierung der deutschen Verbrechen vermutete? Ließ die wiedergewonnene Souveränität des Landes einen
neuen Ton bei Festtagsreden befürchten, ein »dumpfes« Gewaber und Geraune, den trüben Ton des Nationalen?
    Noch Ende 2000, als Friedrich Merz den Begriff einer deutschen »Leitkultur« 32 aufgriff, erntete er einen Proteststurm der meinungsbildenden Klasse. Der Versuch, so etwas wie eine deutsche Identität zu formulieren, ein Fundament, ein Gemeinsames, von dem man erwarten konnte, dass auch Zugewanderte es beachten, wurde umgehend als »rechts« markiert und unter anderem von Kammerjäger Habermas erledigt. Was bei anderen Nationen selbstverständlich ist, was jeder deutsche Tourist zu lernen hat, nämlich dass man die Sitten und Gebräuche des Gastlandes respektiert, dieses einfache Gesetz der Höflichkeit – auch das gerät bei uns sofort zu einem Streit um die Weltanschauung.
    Da hatte Angela Merkels »Deutschland« als kleiner Protest etwas Erfrischendes, Unkompliziertes. Sie traf mit diesem eher schlichten Bekenntnis den richtigen Ton: nicht weihevoll, eher beiläufig, aber auch nicht so miesepetrig wie die politisch Korrekten, von deren mürrischem Werterelativismus sie nicht angekränkelt zu sein schien.
    Vielleicht habe ich mich geirrt, als ich ihre Unbefangenheit für kalkulierte Tugend hielt. Vielleicht ist ihr nur nichts Besseres eingefallen.
    Doch das ist zu wenig für dieses Land, deren Bürger derzeit, trotz Eurokrise, mit großer Zuversicht in die Zukunft blicken. Vielleicht, weil sie selbst am besten wissen, was sie von ihrer Leistungsfähigkeit zu halten haben: viel. Und
eher wenig von der ihrer Repräsentanten. Die politische Elite verkennt die Lage: Die Deutschen sind selbstbewusster geworden, ganz ohne dabei »hässlich« zu werden.
    Unbefangenheit ersetzt nicht jene große Geste, die benachbarte Staatsmänner zur Verfügung haben, wenn es ans Eingemachte geht. Und erst recht nicht jenen Zauber, den Tradition, Rituale, Selbstfeier vermitteln können. Braucht man die? Ich glaube schon. Sie helfen, wenn es um gemeinsame Anstrengungen geht.
    Ohne Wir-Gefühl fühlt sich der Steuerbürger als Beutetier. Ohne gemeinsame Vision glaubt er sich ausgenutzt – von einem Staat, dem er ein Gutteil des Erarbeiteten überlässt, und der das nicht würdigt. Und dessen Repräsentanten kein Ziel vermitteln, auf das man sich gern verständigt – nicht nur mit gleichgültiger Ergebenheit ins angeblich Alternativlose, sondern mit innerer Überzeugung.
    Auch in der gar nicht mehr so bürgerlichen Mitte entsteht eine Parallelgesellschaft, die sich ihre Idee eines Lebens von Bedeutung selbst gibt. Denn von der politischen Kaste und der Bundeskanzlerin hat sie diesbezüglich nichts zu erwarten.
    Was ist Deutschland denn? Mehr als ein Verbund von Steuerzahlern. Mehr als ein bloßer Ort für das Nebeneinander der Menschen und Kulturen. Es gehört ein ganzer historischer Raum dazu, der sich mit dem Fall des Eisernen Vorhangs wieder geöffnet hat. Landschaft. Architektur. Die fast schon versunkenen alten Städte und Stätten und Landschaften im Osten. Traditionen. Mythen. Märchen, mindestens so exotisch wie Tausendundeine Nacht.
Geschichte, die nicht nur jenes dreckige Dutzend Jahre unter Hitler umfasst.
    Und eine Bevölkerung, die etwas Besseres verdient hat als schulmeisterliches Mahnen und Warnen. Deutschlands Problem ist nicht zu viel Selbstgewissheit oder gar »Stolz«, sondern zu wenig von alledem. Das Unbehagen, das viele hierzulande angesichts radikaler muslimischer Abgrenzung empfinden, hat nichts mit »Islamophobie« zu tun. Es wird nicht durch das Minarett hervorgerufen, auf dem einige muslimische Gemeinden bestehen und an deren Anblick man sich, wie Angela Merkel lapidar meint, mal langsam gewöhnen solle. Noch nicht einmal die Minderheit der wirklich unangenehmen muslimischen Fundamentalisten oder Machos ist das Problem.
    Ihr »Verdienst« ist lediglich, dass sie den durch historische Schuld (und nicht nur durch den deutschen Pass) verbundenen Deutschen schmerzhaft deutlich gemacht haben, als was für traurige Gestalten sie dastehen. Wie lächerlich das ist, wenn Deutschland noch 65 Jahre nach Weltkriegsende, als Rückgrat Europas, als Zahlmeister von UNO oder UNESCO, gebeugten Rückens und mit dem Selbstbewusstsein eines rückfallgefährdeten Straftäters durch die Weltgeschichte stolpert, jeder Zeit darauf gefasst, auf immer

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