Angela Merkel - Ein Irrtum
düstere Prognosen mit schwacher Datenbasis womöglich nie eingelassen. Zu Tinas Profil aber passt das: Der prognostizierte Weltuntergang ist der Notstand, der fast jede Maßnahme rechtfertigt und von all dem anderen unerledigten Kram ablenkt. Alternativlos. Das ist der Wunschzustand jedes Politikers, denn dann kann er sein anstrengendes Handwerk ruhen lassen, das da heißt: Kompromisse finden.
Mittlerweile ist der Glaube an die finsteren Prophezeiungen der Klimagurus brüchig geworden. Kluge Bürger wissen, wo sie die gängigen Dogmen überprüfen können – in einer überaus regen Gegenöffentlichkeit im Internet. 45 Der Glaube, dass »die da oben« wissen, was sie tun, ist schon länger dahin. Der moralische Vorsprung, den man durchs Besetzen von Gattungsfragen erwerben kann, schmilzt ab. Es ist sicht- und spürbar geworden, dass die politische Steuerung des umstandslos Guten nicht funktioniert. Im Gegenteil, sie verhindert womöglich das Bessere.
Wer wollte bestreiten, dass es darauf ankommt, mit Gas, Öl und Kohle hauszuhalten, andere Energiequellen zu erschließen und die vorhandenen besonders sparsam einzusetzen? Niemand, denn das ist ganz ohne apokalyptische Szenarien erkennbar vernünftig. Aber wissen ausgerechnet
unsere Politiker, was dafür nottut? Geschickte Lobbyisten sagen es ihnen – und das nennt sich dann Klimapolitik.
Ein schönes Beispiel ist der Streit um die Glühbirne. Die Brüsseler Bürokraten haben entschieden, sie aus dem Verkehr zu ziehen, da sie zwar Licht, aber auch Wärme produziert. Diese Entscheidung spielte den Herstellern von sogenannten Stromsparlampen einen enormen Marktvorteil zu. Wer sie für teuer Geld »der Umwelt zuliebe« kaufte, muss sie als Sondermüll entsorgen. Sie sind in erheblichem Maße quecksilberbelastet – also gesundheitsgefährdend.
Das Bundesumweltamt brauchte Monate zu dieser Erkenntnis, die Bastler in Windeseile gewinnen konnten, die sich die Mühe machten, die hässlichen Dinger zu öffnen. Gut, sie verbrauchen bis zu 80 Prozent weniger Energie gegenüber herkömmlichen Glühlampen. Die wiederum, wie ich bezeugen kann, sparen Heizkosten.
Wen will man noch mit der Behauptung mobilisieren, Angela Merkel sei »die Kanzlerin der Atomindustrie«? Denn längst ist sie auch die Kanzlerin eines riesigen ökologischindustriellen Komplexes, einer mit Subventionen hochgepäppelten Branche, die mit Windrädern, Solarzellen und Biogasanlagen handelt. Auch dies ist eine auf Profit angelegte Wirtschaftsmacht, der es, im Unterschied zur Atomindustrie, indes gelungen ist, ihre egoistischen Ziele als edles, dem Gemeinwohl dienendes Anliegen zu tarnen. Geld und Moral – perfekt.
Windkraft und Solarenergie werden hoch subventioniert, was die Strompreise nach oben treibt, also von den
Stromkunden bezahlt wird. Wer rechnen kann, wird nicht nach anderen energiesparenden Wegen suchen, weil es dort keine Subventionen gibt. Das nennt man eingeschränkte Konkurrenz, die technische Innovationen hemmt.
Manchmal hat man das Gefühl, als ob seit Jahren keine alternativen Entwürfe zu den ursprünglich grünen Ideen mehr diskutiert worden wären. Doch sind die grünen Forderungen wirklich das Beste für Mensch und Natur? »Sollte man die Landschaft mit Wind- und Solarparks zubauen? Ist der Biolandbau, der besonders viel Naturfläche verbraucht, wirklich ökologisch? Retten Biotreibstoffe das Klima?«, fragt Michael Miersch. 46
Stromerzeugung durch Windkraft etwa bedarf, um eine größere Rolle zu spielen, eines milliardenschweren Ausbaus des Stromnetzes. Der trotzige Bürger, den Schellnhuber im Auge hat, wird wahrscheinlich nicht einsehen, dass das große Ganze von ihm fordert, sich zur Not so einen Hochspannungsmast direkt vor die Nase setzen zu lassen. Nun – dann wird ihn die ethische Elite eben dazu zwingen. Die ist mit höherem Wissen ausgestattet und muss sich nicht auf jene ja bloß interessengesteuerte Innovationskraft verlassen, die der Markt freisetzt.
Die ökologischen Optionen blockieren sich gegenseitig. Lokale und private Energiesparmaßnahmen, etwa Blockheizkraftwerke oder die Wärmepumpe, kämen den Interessen der Bürger womöglich entgegen, wären landschaftsschonend und dezentral. Die fürs Eigenheim bestens geeignete Wärmepumpe aber verbraucht Strom, dessen Preis aufgrund der Bevorzugung anderer Energiesparmaßnahmen
steigt. Und so weiter und so fort. Auch das Gute birgt unvorhersehbare Risiken.
Das gilt auch für die »Burka für das Haus«, die
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