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Angela Merkel - Ein Irrtum

Angela Merkel - Ein Irrtum

Titel: Angela Merkel - Ein Irrtum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cora Stephan
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Wärmedämmung für Gebäude, die bis 2050 abgeschlossen sein soll. Das wird das Bild unserer Städte schlimmer verändern als Bombenkrieg und Nachkriegsarchitektur, eine Option also mit beschränktem Charme. Der Bauindustrie mag sie nützen. Zweckdienlich ist sie nicht. Alte Bausubstanz braucht keine Wärmedämmung, die ist solide genug, man wird es ihr auf Kosten ihrer Schönheit dennoch antun – und feststellen: Der Wohnkomfort unter der Käseglocke oder in der Thermoskanne ist gering.
    Konsequent angewandt, schafft Wärmedämmung statt-dessen moderne Ruinen: »Innen bilden sich Pilze, weil die Feuchtigkeit nicht raus kann, draußen schlägt der Specht seinen Schnabel durch die Dämmstoffplatten und baut sich im Styropor ein Nest.« 47 In zehn Jahren kommt alles runter und bringt die unter der Dämmung entstandenen Schäden ans Tageslicht. Ein Fall für die Abrissbirne. Gewiss, auch das nützt der Bauwirtschaft.
    Der Vollwärmeschutz für Häuser scheint in der Tat etwas über deutsche Befindlichkeit auszusagen: Abschotten, lautet die Devise. Keinen Lufthauch hineinlassen. Auch die Wirklichkeit nicht.
    Das ist die Tristesse der Alternativlosigkeit. An die flexible Anpassung an veränderte Verhältnisse ist nicht gedacht. Wer sich an den Aufschrei erinnert, der durchs Land ging, als Thilo Sarrazin zwecks Heizkostenersparnis empfahl, die Heizung runterzudrehen und einen Pullover anzuziehen,
weiß, was jedem blüht, der dem Bürger Flexibilität zumutet – etwa die, sich an die mögliche Klimaveränderung anzupassen, anstatt sie mit untauglichen Mitteln zu bekämpfen.
    Intelligente Weisen, Energie zu sparen und den Kohlendioxidausstoß zu verringern, sind auch ohne die Drohung mit der Katastrophe sinnvoll und attraktiv. Das große Schreckensszenario nützt nur den Priestern, den als Wohltäter getarnten Lobbyisten und Politikern, die ihr Volk gern mit der Alternativlosigkeit der Dinge bei Fuß halten. Die größte Verschwendung liegt nicht in der Wohllebe egoistischer Bürger, sondern in der falschen Allokation der Mittel.
    In einer Hinsicht hat Hans Joachim Schellnhuber natürlich recht: Menschen glauben eher an das, was sie nachvollziehen können, und an Geschichten, in denen sie vorkommen. Ein paar heiße Sommer lässt sie an die Klimaerwärmung glauben. Zwei sehr harte Winter hintereinander lässt sie zweifeln. Das ist gewiss nicht immer vernünftig. Wissenschaft als Korrektiv wäre also nötiger denn je – wenn sie ergebnisoffen bleibt und sich nicht instrumentalisieren lässt.
    Die Klimatologen, die sich hinter ihrer Unfehlbarkeit verschanzen, sind dabei, den Ruf ihres Standes zu verspielen. Die Klimakanzlerin ereilt das gleiche Schicksal.
    Und die Deutschen? Zeigen manisch-depressive Züge und bekämpfen das lastende Schuldgefühl mit dem reinen Gewissen, wenigstens am Weltuntergang nicht schuld zu sein. Da hätte Frau Dr. Merkel helfen können: mit Nüchternheit
und Sachverstand. Ist Tina der totalitären Versuchung erlegen, die Untergangsszenarien bereithalten?
    Die intelligente Mitte, sofern sie nicht zu den Grünen abgewandert ist, hat den Braten längst gerochen. Auf unsicherer Datenbasis sollte man keine Politik machen, wenn man nicht in den Verdacht geraten will, mit der Klimakatastrophe das unschlagbare Mittel gefunden zu haben, den Steuerbürger zur Kasse zu bieten. Als armen Sünder, der um seines Seelenfriedens willen freiwillig den Ablasskasten füllt.
    Vielleicht sollte Angela Merkel doch besser den Euro retten?

    Anmerkungen
    1
    Vgl. Sozialbudget 2009, hrsg. vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales.
    2
    Vgl. auch »6 Fragen an den Sozialstaat«, in: »Die Zeit«, 25. Februar 2010.
    3
    Peer Steinbrück, Unterm Strich , Hamburg 2010, S. 289: »28 Millionen Transferempfänger (…) können bei Wahlen inzwischen den Ausschlag geben.« Statistisches Bundesamt, Zahlen aus dem Jahr 2004.
    4
    Vgl. Bundesministerium der Finanzen, Entwicklung der Steuereinnahmen.
    5
    Peter Sloterdijk, »Die Revolution der gebenden Hand«, »FAZ«, 13.6.2009.
    6
    »Es war der Mut eines Einzelnen, der zugleich die Verzagtheit der anderen hell beleuchtete. Merkel ließ ihn im politischen Meinungskampf allein. Sie sei CDU-Vorsitzende geblieben, wo sie Kanzlerin aller Deutschen hätte sein sollen, hat Müntefering später nicht ohne Bitternis festgestellt«, Gabor Steingart, a.a.O., S. 71.
    7
    Peter Sloterdijk, a.a.O.
    8
    »Wer dem Volk anstrengungslosen Wohlstand verspricht, lädt zu spätrömischer Dekadenz

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