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Angelglass (German Edition)

Angelglass (German Edition)

Titel: Angelglass (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Barnett
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ungefähr einer Stunde zeichnet sich eine schwarze Masse vor dem bewölkten, sternenlosen Himmel ab; offenbar irgendein Waldgebiet. Percy hält an, nimmt einen Schluck aus seiner Flasche und blickt sich um. Ich bleibe verborgen im feuchten Gras hocken. Nachdem Percy nichts Auffälliges bemerkt hat, setzt er seinen Weg in Richtung des Waldes fort.
    Am Waldrand biegt die Straße nach Westen ab, doch Percy läuft weiter nordwärts und überquert ein flaches Landstück. Das hohe Gras bietet kaum noch Schutz, sodass ich mich hinter einem Busch verstecken muss, bis er schließlich die ersten Bäume erreicht. Als seine Gestalt in der Dunkelheit verschwindet, laufe ich schnell ein Stückchen weiter und verberge mich hinter dem Stamm einer alten Eiche. Dann entdecke ich Percy wieder, der jetzt ungefähr zwanzig Meter in den Wald hineingelaufen ist.
    »Fantom! Fantom, bist du hier?«, ruft er und blickt suchend umher. »Fantom!«
    »Ich bin hier«, ertönt eine raue Stimme. Es ist dieselbe, die ich gehört habe, als Hannah und ich in den Königlichen Gärten überfallen wurden. »Ich habe dir doch gesagt, du sollst allein kommen.«
    »Ich bin allein«, erwidert Percy und blickt sich wieder um. »Wovon redest du, Fantom? Und wo zum Teufel bist du?«
    »Hier«, erklingt die Stimme, jetzt direkt hinter mir. Ich habe nicht einmal Zeit mich umzudrehen, bevor etwas Dickes und Schweres meinen Kopf trifft.
    Ich erwache mit starken, hämmernden Schmerzen im Hinterkopf. Meine Hände und Füße sind mit groben Seilen zusammengebunden. Ich befinde mich auf einer Lichtung mitten im Wald. Im Zentrum der Lichtung brennt ein riesiges Feuer, und um mich herum kann ich vereinzelte Gestalten ausmachen. Doch nein, Dutzende Gestalten, wie mir klar wird, als ich wieder gänzlich zu mir komme. Tatsächlich ist es eine kleine Armee.
    Percy und Carlo Fantom stehen vor mir. Fantoms graues Haar ist zu einem Pferdeschwanz gebunden, sein vernarbtes Gesicht mit der ledernen Augenbinde schielt auf mich hinunter. »Offenbar haben wir einen kleinen Spion gefangen«, sagt der Söldner und grinst mich humorlos an.
    »Ich wusste doch, dass er nur Ärger macht«, seufzt Percy. »Vermutlich müssen wir ihn jetzt töten.«
    Fantom geht neben mir in die Hocke und sieht mir in die Augen. »Ich hab doch gesagt, dass es noch nicht vorbei ist, oder, mein Junge? Wenn ich mit dir fertig bin, wirst du wünschen, du hättest mir deine kleine Hure überlassen.«
    »Fantom, wir haben jetzt keine Zeit, ihn zu foltern«, sagt Percy. »Töte ihn und bring es hinter dich. Wir müssen noch heute Nacht aufbrechen.«
    Fantom leckt sich die Lippen und wirft mir eine Kusshand zu. Dann wendet er sich zu Percy. »Tremayne«, sagt er mit leiser Stimme. »Dies hier ist meine Truppe und du bist auf meinem Territorium. Also wage es nicht, mir Befehle zu erteilen.«
    »Ich weise lediglich darauf hin, dass es vielleicht an der Zeit wäre, zuzuschlagen. Heute Nacht. Der Junge ist hier. Wer weiß, wem er sonst noch davon erzählt hat? Vielleicht wissen noch andere von seiner Mission. Er und diese Missgeburt im Schloss sind dicke Freunde geworden. Finn, der Riese.«
    »Da die Armee mit der Bekämpfung dieses Monsters aus Lehm beschäftigt ist, scheint der Zeitpunkt genau richtig«, pflichtet ihm Fantom bei. »Kelleys Ablenkungsmanöver hat besser funktioniert, als irgendwer erwarten konnte.«
    »Auf jeden Fall besser, als er erwartet hat, würde ich sagen«, entgegnet Percy. »Mit seinem lächerlich einfachen Trick, um die Bewohner gegen die Juden aufzubringen, hat er schon genügend Chaos angerichtet. Diesen Golem konnte wohl niemand vorausahnen.«
    »Meine Männer sind bereit«, sagt Fantom. Er blickt zu seiner Truppe hinüber. Zu meiner Überraschung sehe ich, dass sie sich Dreck ins Gesicht schmieren und Uniformen anziehen, die weitaus seltsamer sind als alles, was ich bisher in Prag gesehen habe; bauschige Pumphosen und hohe Helme. Ein paar Soldaten schleppen vom Rand der Lichtung einen Korb mit Krummschwertern herbei. Die Männer fangen an, sich zu bewaffnen.
    »Ich muss schon sagen«, kommentiert Percy. »Eine wirklich ausgezeichnete Idee, deine Männer als Türken auszustaffieren.«
    »Türken?«, sage ich. Die beiden starren auf mich hinunter.
    »Was denn?«, fragt Fantom mit einem anzüglichen Grinsen. »Denkst du etwa, du kannst hier Informationen sammeln und dann zurück zu Rudolf laufen, um ihm alles zu erzählen? Zu spät, mein Junge. Für dich auf jeden Fall. Du wirst diese

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