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Angelglass (German Edition)

Angelglass (German Edition)

Titel: Angelglass (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Barnett
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befehlen, seinen Rachefeldzug einzustellen.«
    Hannah schüttelt traurig den Kopf. »Wenn es bloß so einfach wäre! Wenn ein Golem einmal eine Aufgabe erhalten hat, wird er sich weder von seinem Schöpfer noch von Gott davon abbringen lassen. Auch nicht von demjenigen, der Macht über ihn hat, so wie du. Er wird so lange weitermachen, bis er seine Aufgabe erfüllt hat oder getötet wird. Hättest du doch nur auf mich gehört.«
    »Du hast recht«, erwidere ich seufzend. Ich bin ernüchtert. »Aber jetzt, da du hier bist, solltest du auch bleiben. Versprich mir, nicht ins Getto zurückzukehren, bis der Golem aufgehalten ist.«
    »Dank des Golems ist das Getto jetzt der sicherste Ort in der Stadt«, erwidert sie und streckt sich auf dem Bett aus. »Aber ich bleibe hier. Wenn du mich überreden kannst.«
    Ich lasse mich neben ihr auf dem Bett nieder. Sie reicht mir etwas Wein und gießt sich selbst einen neuen Becher ein. »Dich überreden?«
    Hannah lehnt sich eng an mich, ihr süßer Atem streift mein Gesicht. »Ich bin sicher, du weißt schon wie«, flüstert sie und küsst mich leicht auf die Nase. »Du hast mir in den letzten Tagen den Hof gemacht, und ich habe nichts dagegen, bei dir zu liegen, Meister Poutnik. Vielleicht vergebe ich dir sogar, dass du den Golem freigelassen hast.«
    »Hannah, ich muss schon bald in die große Halle …«
    »Psst«, sagt sie, öffnet den schweren Mantel und entblößt ihre zarte Nacktheit darunter. »Komm zu mir.« Ich folge ihrer Aufforderung.
    In Hannahs Armen habe ich unruhig gedöst. Jetzt wecken mich die Glocken der Kathedrale. »Sechs!«, rufe ich erschrocken. »Ich habe meine Verabredung versäumt!«
    »Schhh«, sagt Hannah mit leiser Stimme und zieht mich zurück ins Bett. »Sie werden ihre Entscheidungen auch ohne dich treffen. Komm.«
    Eine halbe Stunde später kleidet sich Hannah wieder an.
    »Was hast du jetzt vor?«, frage ich. »Du kannst heute Nacht gern hierbleiben.«
    »Danke«, sagt sie. »Aber ich möchte lieber nach meinem Vater suchen. Ich habe ihn schon eine Weile nicht gesprochen.«
    Mein Herz wird von Schuldgefühlen ergriffen. Ich fürchte, dass Jakob unwiderruflich verschwunden ist. »Kommst du dann später wieder hierher, falls du ihn nicht findest?«
    Hannah lächelt. »Vielleicht. Doch jetzt musst du dich beeilen, oder etwa nicht?«
    Sie hat recht. Ich ziehe mir die dunkelsten Kleider an, die ich im Schloss zusammensuchen konnte, verabschiede mich von Hannah und laufe zum Quartier von Sir Anthony und seinen Männern. Gerade als ich dort ankomme, sehe ich Percy aus seinem Zimmer treten. Er blickt sich um und schleicht dann vorsichtig die Treppe hinunter. Ich verberge mich in den Schatten und folge ihm, so gut es geht. Noch immer gilt das Ausgangsverbot, und ich frage mich, wie Percy aus dem Schloss hinauskommen will.
    Ich trotte hinter ihm her in Richtung Haupttor und verstecke mich in der Dunkelheit, als er den schwer bewachten Schlosshof erreicht. Zwei Soldaten halten ihn auf. Er gibt sich zu erkennen. »Eine wichtige Angelegenheit des Hofes«, höre ich ihn sagen. »Ich bin im Auftrag Sir Anthonys unterwegs. Es geht um den schrecklichen Golem.«
    Der Wächter zuckt mit den Schultern und lässt ihn passieren. Ich muss mich beeilen, um Percy im Straßengewirr dort draußen nicht zu verlieren.
    »Eine Angelegenheit des Hofes«, rufe ich und laufe auf das Tor zu.
    »Noch ein Auftrag für Sir Anthony?«, fragt der Wächter und sieht mich aufmerksam an.
    »Nein, ich bin im Auftrag des Kaisers unterwegs. Eine geheime Mission, wenn Ihr gestattet.«
    Der Wächter lässt mich durch. Wenn auch das halbe Schloss verrückt genug ist, sich auf den Straßen Prags herumzutreiben, während der Golem sein Unwesen treibt, so scheint es ihn nicht zu bekümmern. Er ist offenbar froh, sich innerhalb der Schlossmauern und nicht auf einer Golem-Mission in der Altstadt zu befinden.
    Auf der Suche nach Percy laufe ich kreuz und quer durch die Straßen. Nach einer Weile finde ich ihn wieder. Er steigt den Hügel hinauf, weg von Schloss und Stadtzentrum. Fantom und seine Männer müssen sich also nördlich von Prag aufhalten. Ich raffe meinen Mantel zusammen und setze zu einem kleinen Spurt an, um ihn einzuholen.
    Kurz hinter dem Schloss ist die Stadt nicht mehr so dicht besiedelt. Nur ein paar kleine, mit einer schlammigen Straße verbundene Dörfer prägen das Bild. Ich halte mich abseits der Straße im hohen Gras und folge der dunklen Gestalt Percys durch die Nacht. Nach

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