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Angelglass (German Edition)

Angelglass (German Edition)

Titel: Angelglass (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Barnett
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gelangen und ist mir gefolgt. Durch die Stadt, zu Fantoms Lager und wieder zurück hierher. Ich habe ihn auf direktem Wege zum Schloss geführt und dabei den Verschwörern die ganze Zeit in die Hände gespielt. Vielleicht ist es besser für alle, wenn Percy mein Leben jetzt beendet.
    Er scheint derselben Meinung zu sein. »Genug Geplauder«, sagt er und hebt sein Schwert. »Zeit, dich loszuwerden, mein Junge.«
    Plötzlich und unerwartet werde ich in die Luft hinaufgerissen. Ist das der Tod?, frage ich mich, als ich aus der Reichweite von Percys Waffe gezerrt werde. Dann sehe ich das grinsende Gesicht von Finn. Wieder einmal ist er gekommen, um mich zu retten.
    »Finn«, keuche ich, während er mich in seiner riesigen Faust gepackt hält. »Jetzt habt Ihr schon drei Mal mein Leben gerettet.«
    »Ach, wer wird das denn zählen wollen?«, erwidert er lächelnd. Im selben Moment erscheint ein erstaunter Ausdruck auf seinem Gesicht. Sein Griff lockert sich, und ich lande auf allen vieren auf dem Kopfsteinpflaster. Finn sinkt auf die Knie; das Licht in seinen Augen erlischt. Dann bricht er tot zusammen. Hinter ihm steht Percy und blickt mit einem teuflischen Grinsen auf mich hinab; sein Krummschwert ist mit dem Blut des Riesen befleckt.
    »Eine Missgeburt erledigt. Auf zur nächsten!«, sagt er und hebt wieder sein Schwert. »Und diesmal wird dich niemand retten, Junge.«
    Angesichts meiner drohenden Hinrichtung durch diesen Verräter sind meine Sinne plötzlich seltsam geschärft. Hinter dem allgemeinen Kampfgetöse höre ich ein Zischen, das mir irgendwie bekannt vorkommt – und den Dufthauch von brennenden Kohlen. Percy scheint dasselbe zu bemerken wie ich. Seine Augen werden für einen kurzen Augenblick ganz groß, dann ist ein dumpfes Krachen zu hören. Percys Gesicht erstarrt, seine Brust zuckt unkontrolliert. Kurz bevor er tot zusammenbricht, kann er noch den Kopf wenden und erkennt seinen Angreifer. Sir Anthony. Er hält die qualmende Hakenbüchse in der Hand und blickt mit einem zornigen Grinsen auf seinen Hauptmann hinunter.
    »Du warst schon immer ein Narr, Percy«, sagt er mit ruhiger Stimme. »Aber ich hätte nie gedacht, dass du ein Verräter bist. Und sieh nur – endlich kann ich mit diesem verdammten Ding umgehen.«
    Sir Anthony wirft die Waffe aufs Pflaster und sieht mich an. »Anscheinend habt Ihr die Wahrheit gesagt, Meister Poutnik. Tatsächlich ist eine Verschwörung im Gang. Kommt mit mir.«
    Um uns herum hat sich das Kampfgetümmel fortgesetzt. Die Palastwachen sind mittlerweile von Truppen aus der Stadt verstärkt worden, und die Harten Männer konnten ein Stück zurückgedrängt werden. Der Golem ist nirgendwo zu sehen. Sir Anthony befiehlt seinen Männern, die Pferde im Stall zu bewachen. Dann packt er meinen Arm und zieht mich in Richtung Schloss. Ich bleibe kurz stehen und trete in Percys lebloses Gesicht. Erfreut höre ich, wie seine Nase bricht. »Das ist für Finn«, sage ich, bevor ich weitergehe, um Sir Anthony einzuholen.
    »Wo gehen wir hin?«
    »Wir müssen mit dem Kaiser reden.«
    »Das habe ich schon versucht«, wende ich ein. »Lang hat mir den Weg versperrt. Und überhaupt, was könnte Rudolf schon tun?«
    »Er ist schwach und kraftlos, aber er ist noch immer der Kaiser«, erwidert Sir Anthony und führt mich zur großen Halle. »Und Kammerherr Lang täte gut daran, sich mir nicht in den Weg zu stellen.«
    Die beiden Wächter vor der Tür zur großen Halle lassen uns passieren. Rudolf sitzt allein und zusammengesunken in der Dunkelheit auf seinem Thron. »Philipp? Philipp, bist du das?«
    Sir Anthony räuspert sich. »Nein, Eure Exzellenz. Wir sind es. Sir Anthony und Meister Poutnik, der Spiegel von Prag. Wir haben beunruhigende Neuigkeiten.«
    »Ich weiß, ich weiß«, sagt Rudolf traurig. »Die Türken stehen wieder einmal vor den Toren. Habt ihr meinen Kammerherrn gesehen? Ich fürchte, er hat mich verlassen.«
    »Ist Lang ein Teil der Verschwörung?«, fragt mich Sir Anthony flüsternd.
    »Ich weiß es nicht genau.«
    »Exzellenz«, ruft Sir Anthony. »Die Lage ist schlimmer, als sie scheint. Es handelt sich nicht um die Türken, sondern um eine Verschwörung gegen den Thron. Mein eigener Hauptmann Percy war daran beteiligt, aber er lebt nicht mehr. Doktor Dees Assistent Edward Kelley indes schon. Ihr solltet Euch an einen sicheren Ort begeben, Exzellenz.«
    »Eine Verschwörung?«, fragt Rudolf geistesabwesend. »Aber die Menschen lieben mich, oder nicht? Eine Verschwörung?

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