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Angelglass (German Edition)

Angelglass (German Edition)

Titel: Angelglass (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Barnett
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sieht zu Karla, die fragend eine Augenbraue hochgezogen hat. Cody hält mitten in der Bewegung inne. »Was hast du gesagt?«
    John greift beiläufig in sein Jackett und zieht einen Gegenstand aus der Innentasche. Ich brauche eine Sekunde, um zu begreifen, was er da in der Hand hält.
    Es ist eine Waffe.
    »Ich sagte, wir werden nirgendwohin gehen«, sagt John und richtet die Waffe auf uns.
    »Oder was meinst du, Deva?«

Kapitel 18 Die Schlacht um Prag
    Während ich aus dem Wald fliehe, blindlings an den Bäumen vorbeistürme, durch das feuchte Gebüsch stolpere und mir die Haut an Dornen und Ästen aufreiße, werden die Kampfgeräusche hinter mir langsam schwächer. Ich habe unglaubliches Glück, als ich aus dem Wald hinauskomme und wieder auf die Straße treffe, die zurück in die Stadt führt. Prag ist zwar nicht zu sehen, aber der schwache Abglanz der brennenden Feuer erhellt die tief liegenden Wolken. Ich ignoriere die Verletzungen im Gesicht und an den Händen, kümmere mich nicht um den stechenden Schmerz in meiner Seite und laufe, so schnell es geht, zum Schloss.
    Als ich schlammbespritzt und völlig außer Atem die riesigen Schlosstore erreiche, schlägt die Uhr gerade Mitternacht. Eine neue Mannschaft bewacht das Tor. Die Soldaten wirken genauso abweisend wie die großen Zierfiguren oben an den Torpfosten. »Hast du nichts von dem Ausgehverbot gehört?«, fragt mich der Hauptmann der Wache. »Wir sollten dich verhaften und ins Gefängnis werfen.«
    »Lasst mich hinein«, bringe ich keuchend hervor. »Ich bin es, Poutnik. Der Spiegel von Prag. Die Stadt ist in großer Gefahr.«
    Im gelben Licht der Fackeln mustert mich der Hauptmann mit zusammengekniffenen Augen. »Ich glaube kaum, mein Junge. Und jetzt fort mit dir.«
    Abwehrend beuge ich mich vor und stütze meine Hände auf den Knien ab. Mein Atem geht stoßweise. Ich darf jetzt nicht scheitern. »Bitte!«, flehe ich.
    »Ich hab dich gewarnt«, sagt der Wächter und schickt sich an, das Tor aufzuschließen. »Wir bringen dich wohl besser in den Kerker.«
    »Oh, ich glaube nicht, dass das nötig ist«, dröhnt eine tiefe Stimme. Dankbar blicke ich zu dem mächtigen Schatten auf, der plötzlich über uns aufragt.
    »Hauptmann Finn«, sagt der Wachmann und salutiert. »Ich wollte diesen Pöbel eben verscheuchen.«
    Der Riese beugt sich hinunter und sieht mich aufmerksam an. »Diese traurige Gestalt scheint mir Meister Poutnik aus dem Schloss zu sein«, sagt er. »Wir lassen ihn besser herein, damit er sich säubern kann.«
    »Keine Zeit, Finn«, sage ich. »Ihr müsst Eure Männer rufen. Eine Armee kommt auf das Schloss zumarschiert.«
    »Eine Armee?«, fragt Finn skeptisch und reibt sich das Kinn. »Aber das ergibt keinen Sinn. Wer …?«
    Hinter uns ertönt plötzlich ein Ruf. Die Wachen sind alarmiert und sehen einander an. »Der Stadtvogt«, sagt Finn, als ein uniformierter Soldat die Straße heraufgelaufen kommt.
    »Hauptmann Finn!«, ruft der Vogt. »Von den Stadtgrenzen wird berichtet, dass ein großes Türkenheer auf die Stadt zukommt.«
    »Türken«, sagt Finn und richtet sich wieder auf. »Nein, nicht jetzt. Nicht jetzt, wo die Truppen in der Altstadt gerade diesen Lehmriesen bekämpfen.«
    »Aber nein«, versuche ich zu sagen. »Nein, hört mir zu, Finn. Es sind keine Türken …«
    Doch der Stadtvogt unterbricht mich. »Und das ist noch nicht alles, Hauptmann. An ihrer Spitze marschiert der Golem.«
    Niemand will auf meine Einwände hören. Finn scheucht mich ins Schloss. Überall in der Stadt sind jetzt Alarmglocken zu hören. Was für ein Irrsinn geht hier vor? Wie ist es Percy und Fantom gelungen, den Golem für ihre Zwecke einzuspannen? Ich muss sofort mit Sir Anthony sprechen.
    Das Schloss ist in Aufruhr. Der halbe Hofstaat bereitet sich auf die Verteidigung Rudolfs vor, die andere Hälfte plant ihre Flucht aus der Stadt. Mit Schrecken fällt mir plötzlich ein, dass ich Hannah geraten habe, in meinem Zimmer zu bleiben. Bringt etwa alles, was ich tue, diese Frau in Gefahr? Wie kann ich die Unschuldigen retten, wenn ich ihre größte Bürde bin?
    Ich kämpfe mich durch eine Horde aufgeschreckter Adeliger zu meinem Zimmer. Sie alle haben plötzlich entschieden, dass Rudolfs Hof ihnen nicht mehr das sorglose Leben garantieren kann, das sie über Monate hier geführt haben. Mein Zimmer ist leer. Hannah ist nicht hier. Vielleicht ist sie in der Küche oder sucht noch immer nach Jakob. In meinem Kopf dreht sich alles. Als ich wieder auf den Flur

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