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Angelglass (German Edition)

Angelglass (German Edition)

Titel: Angelglass (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Barnett
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Nein, Sir Anthony. Ich habe in Prag das Paradies auf Erden geschaffen. Was Ihr dort draußen hört, sind nur meine Untertanen, in Freude und Ergebenheit vereint. Sollte ich ein Bankett geben, was meint Ihr? Ich werde geliebt und verehrt wie ein Gott, Sir Anthony. Es gibt keine Verschwörung, keinen Angriff, keinen Golem, keinen Krieg. Komm, Spiegel von Prag, setz dich zu mir.«
    »Ah, das ist ja hoffnungslos«, faucht Sir Anthony. »Der alte Narr ist nicht mehr bei Sinnen. Kommt, Poutnik.«
    Während wir Rudolf sich selbst und seiner eingebildeten Glorie überlassen, folge ich Sir Anthony aus dem Saal. »Aber wohin gehen wir jetzt?«
    »Ich habe Kelley nicht unter den Kämpfenden gesehen«, sagt er. »Vielleicht ist er noch im Schloss und weiß gar nicht, dass die Verschwörung aufgedeckt wurde. Wisst Ihr, wo sein Quartier ist?«
    Ich gehe voraus und führe Sir Anthony durch die dunklen Schlosskorridore. Diener und Hofpersonal irren hilflos umher. Einer Eingebung folgend mache ich einen kleinen Umweg und laufe dorthin, wo sich Langs Gemächer befinden. Als wir uns nähern, gebe ich Sir Anthony ein Zeichen, stehen zu bleiben und sich ruhig zu verhalten. Dann versetze ich der Tür zu Langs Quartier einen festen Tritt.
    Lang und Hannah blicken auf. Sie stehen über eine schwere Kiste gebeugt und füllen sie mit Schätzen, die sie offensichtlich aus Rudolfs Sammlung entwendet haben. Sir Anthony tritt neben mich. »Ah, die Ratten verlassen das sinkende Schiff, nicht wahr?«
    »Die Türken greifen an«, erwidert Lang und sieht zu Boden. Hannah weicht meinem Blick aus. »Ich muss die kaiserliche Sammlung retten.«
    Ich schaue Hannah an. »Dann war also alles gelogen. Du warst nur eine Ablenkung, die mich von Rudolf fernhalten sollte. Und die ganze Zeit hast du Langs Bett geteilt.«
    Hannah erwidert meinen Blick, ihre Augen sind starr. »Wie kannst du über mich urteilen? Hast du vielleicht dein ganzes Leben im Getto verbracht?«, faucht sie. »Bin ich etwa der Bösewicht, nur weil ich ein besseres Leben will? Willst du mir etwa sagen, eine Dienstmagd habe nicht das Recht, den Kammerherrn zu lieben?«
    »Ich dachte, du würdest mich lieben«, sage ich verzweifelt. Ich denke an Hannah in meinem Bett, auf unserer Mission im Getto, in den Königlichen Gärten … Die Königlichen Gärten! Wo sie mich vor die Mauer gestoßen hat, als der Stein vom Gerüst fiel. Von einem Gerüst, auf dem ich das Aufblitzen eines vornehmen schwarzen Mantels gesehen habe. Einen Mantel in der Art wie nur Kammerherr Lang ihn trägt. »So weit wolltest du also gehen?«, frage ich ruhig. »Du warst beteiligt, als man versucht hat, mich umzubringen?«
    Lang wirft einen Blick auf Sir Anthonys Schwert. »Genug Geschwätz«, sagt er. »Wir sollten gehen, Hannah. Meine Kutsche steht bereit. Wir können das Osttor benutzen und sind in wenigen Minuten auf dem Weg nach Wien.«
    »Und von Euch bin ich sehr enttäuscht, Kammerherr Lang«, sage ich. »Nach all den Vorträgen über Eure Liebe zum Kaiserreich. Und während Prag brennt und Euer geliebter Kaiser allein in der Dunkelheit sitzt, stehlt Ihr seine Schätze. Das ist also Eure Loyalität.«
    Lang streckt mir sein wütendes Gesicht entgegen. »Ich bin loyal gegenüber dem Kaiserreich, mein Junge, und nicht dem Kaiser. Kaiser kommen und gehen, doch das Kaiserreich wird tausend Jahre währen. Rudolf ist am Ende, doch das Heilige Römische Reich wird die Zeit überdauern.«
    »Das möchte ich bezweifeln«, ist eine Stimme zu hören. Wir drehen uns um, Sir Anthony zückt sein Schwert. Im Korridor hinter uns steht die große, dünne, schwarz gewandete Gestalt von Doktor John Dee.
    »Euer Heiliges Römisches Reich fliegt Euch gerade um die Ohren, Kammerherr. Oder was meint Ihr?«, sagt Dee und stützt sich auf seinen Stab. »Ich würde eher sagen, dass sich meine Pläne recht hübsch entwickelt haben.«

Kapitel 19 Geheimnisse und Lügen
    »Deva?«, fragt Cody erstaunt. »Wovon zum Teufel redest du, John?«
    Wir alle sehen gebannt zu, wie John mit der Waffe herumfuchtelt, uns alle ins Visier nimmt und sie schließlich auf Karla richtet. Alle drehen sich zu ihr. Dann sehen wir wieder zu John, der noch immer lässig auf seinem Stuhl sitzt.
    »Deva«, wiederholt er. »In sieben Ländern von der Polizei gesucht. Wegen mutwilliger Zerstörung, Terrorismus und Mord. Stimmt das etwa nicht, ›Karla Stone‹, oder wie immer du auch heißt?«
    Karla sagt nichts und blickt John nur abschätzend an. Eine Augenbraue ist

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