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Angelglass (German Edition)

Angelglass (German Edition)

Titel: Angelglass (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Barnett
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Art von Wundern, die mir gefallen! Macht es noch einmal!«
    Percy sieht zu Sir Anthony hinüber und sagt: »Eure Exzellenz werden die Mühe, die mit solch einem Wunder einhergeht, sicher zu schätzen wissen. So machtvoll der Teppich des Schahs auch sein mag, so kann er doch nur einmal im Monat verwendet werden. Wunder wollen des Wartens wert sein, lautet Schah Abbas’ weiser Rat.«
    Rudolf hat seine Hände nun überall auf dem Mädchen, das ich jetzt als eine der Huren wiedererkenne, die sich uns auf der Straße angeboten haben. Sir Anthony hat sich einen ziemlich ausgeklügelten Schwindel einfallen lassen, um Rudolf zu überzeugen. Er scheint zu funktionieren. Percy klatscht noch einmal in die Hände, woraufhin ein weiterer Teppich entrollt wird.
    »Er ist leer«, sagt Rudolf bestürzt.
    »Ja, aber dies ist ein fliegender Teppich«, erwidert Percy verständnisinnig. »Wenn Eure Wissenschaftler die Mysterien der Hieroglyphen entziffern können, die den Teppich umranken, so werden Eure Exzellenz schon bald mit den Vögeln in die Lüfte steigen.«
    »Bring ihn sofort in die Goldene Gasse und lass ihn untersuchen«, brüllt Rudolf. »Was gibt es sonst noch?«
    Innerhalb der nächsten halben Stunde bringen die Diener unzählige verschiedene Wunder ans Licht: Ein von einem Uhrwerk angetriebener Affe, der im Raum herumtanzt. Ein großer Hut, aus dem Percy einen bunt gefiederten Papagei hervorzieht. Ein Stab, der sich in eine zischende Schlange verwandelt, wenn man ihn auf den Boden schleudert (später erfahre ich, dass Sir Anthony einen Perser mitgebracht hat, der Schlangen so hypnotisieren kann, dass sie steif werden und das Aussehen eines Stabs annehmen, bis der Zauber mit einem scharfen Schlag auf den Schwanz gebrochen wird).
    Rudolf ist wieder auf seinen Stuhl gesunken. Das Mädchen wird angesichts seiner zudringlichen Hände immer entnervter. Es scheint, als könne alles Gold, das Sir Anthony ihr versprochen hat, um diesen Schwindel auszuführen, sie hierfür nicht bezahlen. »Seine Exzellenz beginnt, sich zu langweilen«, sagt Lang flüsternd zu Sir Anthony. »Ich schlage vor, dass Ihr Eure Trumpfkarte ausspielt, wenn Ihr eine Fortdauer dieser Audienz wünscht.«
    Sir Anthony nickt und gibt Percy ein Zeichen, der daraufhin alle verzweifelten Versuche, die Laune des Kaisers zu erhellen, aufgibt. »Und hier, Eure Exzellenz, das letzte Wunder«, sagt er stattdessen. »Ich bin sicher, es wird Euch gefallen.«
    »Ist es ein Mädchen?«, fragt der Kaiser mit schleppender Stimme.
    »Nicht ganz, Exzellenz«, erwidert Percy. »Kein Mädchen, aber ein Mann – ein wundersamer Mann. Er weiß nicht, wer er ist oder woher er kommt. Ein Rätsel, das in einem Geduldsspiel verborgen ist. Ein Code, der geknackt werden will.«
    Plötzlich spüre ich Sir Anthonys kräftige Hand in meinem Nacken. Mit einer heftigen Bewegung stößt er mich vorwärts, sodass ich zu Rudolfs Füßen lande.
    »In einem Graben gefunden. Völlig nackt flegelte er sich im Dreck«, verkündet Percy und blickt mit einem hämischen Grinsen auf mich herunter. »Nicht völlig menschlich ist er vielleicht das Produkt einer unheiligen Allianz. Weib und Monster? Engel und Ziegenhirt? Dämon und Jungfrau? Niemand weiß es, Eure Exzellenz. Er soll Euch gehören. Nehmt ihn auf in Eure Menagerie.«
    Rudolf beugt sich vor und starrt mit Erstaunen und größer werdendem Interesse in meine Augen. »Habt Ihr mir einen Findling gebracht?«, fragt er verwundert.
    »Das haben wir, Exzellenz«, wirft Sir Anthony ein. »Ein Findling – und Ihr sollt ihn behalten.«

Kapitel 3 Die Frau und die Lampe
    Von dicken Samtvorhängen gebrochen, scheint die Sonne durch das schmutzverkrustete Fenster. Eine schwere, bestickte Bettdecke, deren Enden die nackten Dielen berühren. Regalbretter aus glänzendem Pinienholz, die unter dem Gewicht der Bücher ächzen: Malorys
König Artus
, Crowleys
Magick
, Waughs
Scoop
,
National Geographic, Penthouse
und der
Silver Surfer
. Über den Boden verstreute CD s, zerschmettert wie die Fliesen eines Badehauses in Pompeji. Ein defekt wirkender Plattenspieler, vergessen in einer Ecke. Ein Baum, dessen Äste ununterbrochen an die bleigefasste Fensterscheibe klopfen. Weißbirke.
    Der Wasserfall kastanienbraunen Haars auf weißen Baumwollschultern.
    Die Dinge, die ich benenne. Die ich kenne. Die Wörter kommen unaufgefordert. Die passenden Wörter.
    Die Dinge, die ich nicht weiß: Wer ich bin, wie mein Name lautet, woher ich komme, wohin ich gehe. Obwohl ich

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