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Angelglass (German Edition)

Angelglass (German Edition)

Titel: Angelglass (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Barnett
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zahlreicher, im Raum verteilter Kerzen erhellt wird. Padraig trägt eine geblümte Schürze und verteilt Suppe aus einer großen Terrine. Cody hat, wie um ihn zu ärgern, bereits ein paar Brotstücke abgerissen und löffelt seine Portion. Alle sehen zu mir, als ich hereinkomme, und die Geräusche der leisen Unterhaltung verebben.
    »Genau zur rechten Zeit«, sagt Padraig, wodurch die Unterhaltung wieder auflebt. »Pflanz deinen Hintern da hin.«
    Ich lasse mich neben Jenny und gegenüber von Karla, die neben Cody sitzt, auf meinem angewiesenen Platz nieder. Petey sitzt zu meiner Linken, und nachdem Padraig mir einen Teller der dickflüssigen Suppe aufgetischt hat, nimmt er am anderen Ende des großen Mahagonitisches Platz.
    »Kartoffeln und Lauch«, verkündet Padraig. »Das Rezept ist von meiner Mutter. Greif zu, aber lass noch etwas Platz für den Hauptgang, denn heute Abend gibt’s was Besonderes.«
    Cody stöhnt. »O nein, Mann. Mein Magen kann bestimmt nicht noch eine Portion von deinem Lammbraten vertragen. Ich werde noch platzen.«
    »Und um acht Uhr selig schnarchen«, wirft Karla ein, was alle zum Lachen bringt.
    Die Unterhaltung fliegt zwischen den fünfen locker umher. Zufrieden sitze ich da und genieße Padraigs köstliche Speisen, nicke mit dem Kopf, lache an den passenden Stellen und trinke von dem anscheinend endlos vorhandenen, gekühlten Weißwein, der immer wieder von irgendwem aus der Küche gebracht wird. Cody legt einen Arm um Karlas Schulter, und sobald das Dessert, ein schwerer Fruchtpudding, aufgetischt wird, fängt Petey an, eine Zigarette zu drehen.
    Jenny stellt plötzlich ihren Kaffee beiseite. »Hey Leute, das hab ich fast vergessen«, ruft sie mit halblauter Stimme. »Morgen ist Zahltag. Bitte legt eure Schecks, euer Bargeld oder eure Schuldscheine gleich in die Vase. Und diesen Monat werde ich niemandem aus der Patsche helfen. Ich musste letzte Woche die ganzen Bücher für meine Vorlesung kaufen.«
    »Ah, dann muss ich heute Nacht wohl wieder meinen armen alten Hintern auf dem Wenzelsplatz verkaufen«, seufzt Padraig mit einstudierter Traurigkeit. »Meine Mutter fragt sich schon, wieso ich mich niemals hinsetze, wenn ich sie besuchen komme.«
    Karla blickt Jenny mit bettelnden Welpenaugen über den Tisch hinweg an.
    »O Jenny, biiitteeee! Kann ich es dir am Donnerstag geben? Wir kriegen erst dann unser Geld, und morgen muss ich zu dieser Vernissage und außerdem noch Roses Stallmiete zahlen und …«
    In gespielter Kapitulation hebt Jenny die Hände. »Okay, okay, aber das ist das letzte Mal, Karla. Wieso dieses blöde Pferd seine Miete bezahlen soll, bevor du deine hier bezahlst, geht mir nicht in den Schädel.«
    Dann sieht sie zu Petey hinüber, der vorsichtig sein Zigarettenpapier befeuchtet. »Und wie lautet deine Entschuldigung?«
    »Ah, ah«, sagt er und schüttelt den Kopf. Noch während er an seiner Zigarette weiterdreht, fasst er in seine Gesäßtasche und wirft ein Bündel Geldscheine quer über den Tisch.
    »Jesus«, sagt Cody, der gerade dabei ist, einen Scheck auszustellen. »Ich kann’s verdammt noch mal nicht glauben. Petey hat Geld.«
    »Und wo das herkommt, gibt’s noch mehr«, entgegnet Petey lächelnd und dreht seine Zigarette fertig. »Wir treten jetzt jeden Mittwoch in dieser Kellerkneipe in der Celetná-Straße auf. Unsere beste Zeit kommt noch, Leute.«
    Jubelschreie und Gratulationen erfüllen den Raum. »Petey spielt Gitarre in einer Band«, erklärt mir Karla. »Wie nennt ihr euch diese Woche, Petey?«
    »Tristessa«, erwidert er. »Das bedeutet ›Traurigkeit‹ auf Italienisch.«
    »Peteys Band wechselt ihren Namen häufiger als er seine Unterhosen«, flüstert mir Jenny in ironisch gespielter Vertraulichkeit zu.
    »Was nichts Besonderes ist«, wirft Cody ein, unterschreibt seinen Scheck und reicht ihn Jenny. Am Tischende erhebt sich Padraig und sagt: »Ich krieg mein Geld nach der Schicht heute Abend und leg die Miete in die Vase, wenn ich zurückkomme. Okay, Jen?«
    Sie nickt. »Klar.« Plötzlich entsteht eine peinliche Pause, und alle versuchen, mich nicht anzusehen. Meine Wangen sind heiß geworden. »Ich, äh, habe kein …«, stottere ich.
    Karla eilt zu meiner Rettung herbei. »Red keinen Blödsinn, Pooty. Wir erwarten keine Miete von dir. Du bist ein Gast.«
    Cody hebt eine Hand. »Also Leute, ich will ja nicht, äh, unfreundlich klingen, aber wieso sollte er keine Miete bezahlen? Er wird hier mit uns leben und essen und Guinness trinken. Jeder

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