Angelika Mann - Was treibt mich nur?: Autobiografie (German Edition)
rockig.
Den Kaiser spielte sehr charmant Peter Wieland, und als ewig grantelnder Giesecke war Herbert Köfer mit von der Partie. Eine Topbesetzung. Oftmals war auch meine Westie-Hündin Lilly mit dabei. Wenn ich über die Bühne flitzte, um die Ankunft des Kaisers zu verkünden, trottete Lilly hinter mir her, als gehörte sie zur Inszenierung. Das Publikum johlte, und Lilly holte sich im Laufe der Vorstellung manches Stückchen Bockwurst beim dankbaren Publikum ab.
Für die Berliner Inszenierung hatte man mir die Rolle der Kathi und der Zenzi zusammengeschrieben. Später schrieb mir Jürgen Wölffer zusätzlich für eine sehr schöne Rössl-Inszenierung an der Komödie Dresden auch nochden Part des Piccolo dazu, sodass ich nun drei verschiedene Rollen zu spielen hatte.
Mit Herbert Köfer in der Operette „Im Weißen Rössl“, Comödie Dresden, 2006
Als Gefängniswärter Frosch in der Operette „Die Fledermaus“, 2010
Die schönste Operettenrolle, die ich bisher spielen durfte, war der Gefängniswärter Frosch in der Strauss-Operette „Die Fledermaus“ am Thüringer Landestheater Gera/Altenburg. Wie viele bedeutende Künstler haben diese Rolle gespielt: Hans Moser, Otto Schenk, Franz Muxeneder, André Heller und in jüngster Vergangenheit auch Wolfgang Stumph.
Ich war ein sehr kleiner Frosch mit einer riesengroßen Klappe. Das Publikum hat sich jedenfalls immer sehr amüsiert. Leider wurde das Stück wegen nötiger Sparmaßnahmen nach zwei Jahren abgesetzt.
■ Neue Lieder – neue Engagements
Neben meinen Theaterengagements erweiterte und ergänzte ich natürlich auch mein eigenes Repertoire. Wer erinnert sich nicht an Brigitte Mira, Helen Vita und Evelyn Künnecke und ihr erfolgreiches Programm „Die drei alten Schachteln“? Die drei Damen machten damit bundesweit Furore und spielten stets vor ausverkauften Häusern. An zwei Klavieren wurden sie von den Pianisten Harry Ermer und Frank Golischewski begleitet. Golischewski war über viele Jahre auch der musikalische Begleiter von Helen Vita. Als sie starb, organisierte er ihr zu Ehren bei den Berliner Wühlmäusen eine Gedenkveranstaltung. Ich war eingeladen, hatte aber an diesem Abend eigentlich gar keine Lust hinzugehen. Ich fühlte mich nicht wohl. Zum Glück hat mein Mann mich doch überredet und so wurde ich Zeuge des wundervollenAuftritts von Frank Golischewski. Er setzte sich an diesem denkwürdigen Abend ans Klavier und sang „Jahr um Jahr und immer noch scheint der Mond über Berlin“ – wunderbare Chansons mit sensiblen Texten und genialer Musik. Ralli und ich schauten uns kurz an und sagten wie aus einem Mund, zwei Seelen, ein Gedanke, „Das ist er!“
Kurzentschlossen besorgte ich mir seine Telefonnummer und gab ihm klipp und klar zu verstehen: „Nun ist ja auch deine letzte alte Schachtel gestorben, ich biete mich als Nachwuchs an.“ Das klang vielleicht etwas pietätlos, aber ich wollte unbedingt mit ihm arbeiten. Zum Glück wollte er es auch mit mir versuchen. Wir stellten ein humorvolles, abwechslungsreiches und auch ein klein wenig sentimentales Programm zusammen und gaben im „Kleinen Theater am Südwestkorso“ unsere Premiere.
Frank Golischewski ist eine Ausnahmeerscheinung am Deutschen Kabaretthimmel. Er schreibt kluge, sensible, witzige Texte und komponiert die schönsten Melodien. Außerdem profitierten wir voneinander. Ich half ihm, im Osten etwas bekannter zu werden. Er öffnete mir die Türen im Westen. So hatte ich das Glück in der SWR-Sendung „Fröhlicher Weinberg“ auftreten zu dürfen, weil Frank dort als Pianist engagiert war. Die Moderatoren waren seinerzeit Johann Lafer und die Rheingauer Chansonnette Ulrike Neradt. Ich sang Franks Lied „Ich will der Hafen für deinen Kutter sein“ und widmete es Karl Dall, der auch zu der Sendung eingeladen war. Karl knutschte mich daraufhin vor laufender Kamera zu Boden.
Von Johann Lafer erhielt ich die Einladung auf einem Fest für die Gäste seines berühmten Restaurants und Hotels „Stromburg“ zu singen. Auch mit Ulrike Neradt ergab sich eine sehr schöne Zusammenarbeit – gemeinsam mit ihr erarbeiteten wir ein Tucholsky-Programm, das sehr erfolgreich beim Rheingau-Musikfestival aufgeführt wurde.
Das Publikum in dieser herrlichen Gegend ist übrigens ganz hinreißend. Vielleicht liegt es ja am Wein. Ulrike Neradts Ehemann Fritz ist Önologe und hat uns oft zu Weinverkostungen eingeladen. Den Tucholsky-Abend probten wir in Neradts Garten mit dem einen oder
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