Angelika Mann - Was treibt mich nur?: Autobiografie (German Edition)
Ende stehend applaudierte.
„Claire Waldoff – Stationen einer Cabaret-Karriere, 2000
Leider war das Stück nach fünfzig Vorstellungen „abgespielt“ und wurde auch nicht wieder in den Spielplan aufgenommen. Diese Entscheidung habe ich nie verstanden, denn es brachte immer ein volles Haus. Mir schrieben auch Leute aus dem Publikum, dass ich eigentlich dafür den berühmten „Goldenen Vorhang“ verdient hätte. Aber es fand sich leider auch kein anderes Theater in Berlin, das interessiert war. Schade eigentlich.
Friedel von Wangenheim ist leider am 6. April 2001 freiwillig aus dem Leben geschieden.
■ „Eine neue Liebe ist wie ein neues Leben“
Aber ich hatte ja nicht nur mein Leben auf der Bühne. Wir wohnten in Tegel am See und irgendwann brachte Ulrike ein Amselkind nach Hause. Ich hatte überhaupt keine Ahnung von der Vogelkinder-Aufzucht und schickte sie erst einmal mit ihrem Papa zu einer Tierärztin. Die machte uns keinerlei Hoffnungen, dem Kleinen helfen zu können, gab uns aber trotz aller Skepsis ein paar Tipps. Ich hab den Vogel gehegt und gepflegt und er wurde zahm und ließ sich von mir füttern. Irgendwann flog er aber doch davon und lebte sein eigenes Leben.
Lütte mit Vogelkind „Tweety“
Glücklich verheiratet und geborgen in meiner kleinen Familie, spielte das Schicksal seine eigene Melodie und hatte sich etwas anderes für mich ausgedacht.
Ich war immer eine sehr besorgte Mutter und brachte meine Tochter wann immer ich konnte morgens zur Schule. Wie es viele Eltern machen, holte ich sie auch fast immer mittags wieder ab, denn die Schule lag etwas abseits in einem kleinen Wäldchen. Unweigerlich kam man so auf dem Schulparkplatz mit anderen Eltern ins Gespräch. Besonders nett unterhielt ich mich immer mit Herrn Rasch. Er hatte großes Interesse an Musik, war er doch der Neffe des berühmten Big Band-Leaders Kurt Edelhagen. Und er war sehr hilfsbereit. Wenn ich kein Auto zur Verfügung hatte, fuhr er mich und Rike nach Hause. Er bot mir zum Beispiel an, meine Drehbücher – statt dort hinzufahren – ins Synchronstudio zu faxen. Ein neumodisches Faxgerät besaß ich damals nicht. Kurzum, Herr Rasch hatte immer eine Idee, wenn ich Probleme hatte. Wir unterhielten uns über Gott und die Welt. Irgendwann merkten wir beide, dass da mehr war. Aus Herrn Rasch und Frau Weidemüller wurden Ralf und Angelika und heute natürlich Ralli und Lütte.
Wir haben lange Zeit versucht, unsere Gefühle füreinander zu verdrängen. Das war für uns keine leichte Zeit und ganz sicher auch nicht für unsere Partner, denn wir hatten uns verändert. Man lebte zu Hause mit der Familie, aber der Kopf und das Herz waren woanders.
Ralfs Frau stellte ihn irgendwann zur Rede, und ich habe Udo daraufhin sofort alles gebeichtet. Der zeigte sich von seiner allerbesten Seite. Es gab keinerlei Vorwürfe, keinen Streit. Udo suchte sich innerhalb kürzester Zeit eine kleine Wohnung. Er wusste, ich war ihm all die Jahre immer treu gewesen, aber gegen die Liebe kann man einfach nix machen.
Lütte und Ralf, 2011
Meine Tochter Ulrike, damals dreizehn Jahre alt, wollte es ganz genau wissen: „Wer ist das Schwein? Ich bringe ihn um.“ Als ich ihr dann offenbarte, dass es der Papa von ihrem Klassenkameraden Stefan war, hatte sie plötzlich gar keine Einwände mehr. Trotzdem war es für die Kinder am schlimmsten – das war uns beiden klar. Deshalb hatten wir uns diszipliniert und sehr passivverhalten. Wenn Ralfs Frau nicht hinter unser Geheimnis gekommen wäre, hätte das alles sicher noch länger gedauert. Aber nun war es eben so, und ich lebte plötzlich mit meiner Tochter allein. Ralf bezog ein kleines Appartement. Seine Frau suchte sich nach kurzer Zeit mit den beiden Söhnen auch eine neue Bleibe und das Einfamilienhäuschen der Raschs stand vorerst leer.
Im Sommer 2000 konnte ich in Tegel eine größere Wohnung beziehen, sodass wir nun endlich richtig zusammenleben konnten. Ralf benötigte für seine Arbeitein Büro, und dafür war meine alte Wohnung zu klein. Als wir nun alles wunderschön eingerichtet hatten, stellte sich heraus, dass das Haus der Familie Rasch nicht kostendeckend zu vermieten war und auch nur mit großem Verlust zu verkaufen gewesen wäre. Kurzerhand wurde beschlossen, dass wir für die nächsten Jahre dort leben würden. Ich war tieftraurig. In Tegel hatte ich mich sehr wohl gefühlt, die gute Luft, die Schwäne, die morgens am Schlafzimmerfenster vorbeiflogen, nette Nachbarn. Auch
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