Angelika Mann - Was treibt mich nur?: Autobiografie (German Edition)
was für mich. Ich liebe die Verwandlung und drei völlig unterschiedliche Charaktere in einem Stück darstellen zu dürfen, ist eine ganz besondere Herausforderung.
Snegurotschka ist die Begleiterin von Väterchen Frost, den sie leider aus den Augen verloren hat. Sie braucht ihn aber dringend, damit er sie in den Himmel schicken kann – schließlich soll der Schnee fallen. Ohne seine Hilfe wird sie immer fetter vor lauter Schnee, der sich ansammelt.
Für diese Rolle war ein Watton vorgesehen. Das ist eine Art wattierter Anzug, den man unter dem Kostüm trägt. Durch einen Watton erscheint man dicker als man eigentlich ist. Als mich die Kostümbilderin sah, wollte sie den glatt weglassen. Ich gebe zu, dass ich zu dieser Zeit sehr dick war. Aber gegen diese Unverschämtheit habe ich doch protestiert. Und so bekam ich meinen Watton.
Das Stück wurde ein Bombenerfolg – nicht zuletzt wegen der Hexe, dargestellt von dem Pantomimen Rainer König. Er hat eine unglaubliche Bühnenpräsenz und ist ein zauberhafter Kollege. Inzwischen haben wir zusammen drei Fortsetzungen von „Baba Jaga“ gespielt. Der zweite Teil heißt „Baba Jaga und der Hirsch mit dem goldenen Geweih“. Für die Freilichtbühne auf dem Weißen Hirsch in Dresden konzipierte man den dritten Teil: „Baba Jaga und der Bart des Drachen“.
Gerade in solchen Inszenierungen wird man manchmal vor große Aufgaben gestellt. In „Baba Jaga und der Bart des Drachen“ hatte ich eine richtige Kuh über die Bühne zu führen. Gar nicht so einfach – so eine Kuh ist ganz schön groß und hat ihren eigenen Willen. Ich hatte jeden Abend ein bisschen Angst, so richtig geheuer war mir das Tier nicht. In solchen Situationen hilft nur: Zähne zusammenbeißen und durch!
In der vierten Fortsetzung „Baba Jaga und Zar Wasserwirbel“ konnte ich aus Termingründen leider nicht mitwirken, weil ich inzwischen mit dem Musical „Heiße Zeiten – Wechseljahre“ ständig unterwegs war.
Mein Engagement an der Dresdner Komödie erwies sich als Segen. Als freischaffender Künstler weiß man nie, was letztlich übrigbleibt vom Verdienst. Vor allen Dingen aber kommt das Geld nicht regelmäßig jeden Monat. Wenn einen das Glück trifft, in Gestalt einer erfolgreichen Inszenierung – in diesem Fall wurde es ja sogar eine Serie –, kann man für einen kurzen Moment durchatmen.
Für Anfang 2006 plante Veronika Fischer eine große Jubiläumstournee. Als Gäste hatte sie dazu Ulla Meinecke, meine Wenigkeit und die Tochter ihres langjährigen Bandleaders Andreas Bicking gebeten. Anna Marlene Bicking war noch sehr jung aber wirklich begabt. Wirhaben fleißig geprobt. Wenige Tage bevor es losgehen sollte, sagte ihr damaliger Manager die Tournee jedoch ab. Einfach so, verschoben auf den Herbst. Sechs Musiker, vier Sängerinnen und etliche Techniker standen plötzlich ohne Einkommen da. Natürlich weiß ich, dass das kein Einzelfall ist. So etwas kann in dieser Branche immer wieder passieren. Windige Veranstalter, inkompetente Manager und Betrüger treiben sich im Unterhaltungsgeschäft massenweise herum.
Glücklicherweise hatte ich mein Engagement in Dresden und war mit meinem Pianisten Uwe Matschke für etliche Konzerte verpflichtet. Trotzdem hatte ich ganz schön zu rudern, um über die Runden zu kommen. Die Tournee wurde im Herbst nachgeholt.
Vroni Fischer-Jubiläumstournee mit Jocelyn B. Smith, Anna-Marlene Bicking, Vroni Fischer, Andreas Bücking und Ulla Meinecke (v.l.n.r.), 2006
Ich hatte inzwischen allerdings auch ein neues Theaterangebot. Herbert Köfer war aufgrund unserer sehr erfolgreichen Zusammenarbeit beim „Weißen Rössl“ auf die Idee gekommen, mich für sein Tourneetheater „Köfers Komödiantenbühne“ zu engagieren. Zwar fehlte mir die Erfahrung mit dem Boulevard-Theater, aber ich hatte große Lust darauf, vor allem, weil auch Wolfgang Lippert engagiert war. Das Stück hieß „Zwei Mann an einem Herd“. Für die Regie war ein Regisseur gewonnen worden, der seinerzeit viele Schwänke für das Fernsehen der DDR inszeniert hatte.
Es fing alles so gut an. Geprobt wurde täglich von zehn bis vierzehn Uhr. Meist schickte uns der Regisseur aber schon um zwölf Uhr wieder nach Hause – er war von unserer Arbeit sehr überzeugt und begeistert. Er ging mir richtig um den Bart, wie begabt und toll ich doch sei.
Während dieser Probenzeiten begann die verschobene Veronika Fischer-Tournee. Eines Abends rief ich den Regisseur an und bat darum, die Probe am
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