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Angélique - Am Hof des Königs

Angélique - Am Hof des Königs

Titel: Angélique - Am Hof des Königs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Golon
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Zuneigung belastet hatten.
    »Ich glaube, Eure Majestät wird mir verzeihen, eine so gute Französin gewesen zu sein«, sagte sie. »Das war ich meinem Sohn, dem König, und Frankreich schuldig.«
    »Ich schätze Euch dafür«, antwortete der König von Spanien. »Die Königin, meine Gemahlin, hat das Gleiche getan, denn obwohl sie als Französin geboren wurde, lag ihr allein das Wohl meiner Königreiche am Herzen.«
    Er sprach von seiner ersten Frau, der Tochter Heinrichs IV., der in ganz Spanien ein ehrenvolles Andenken bewahrt wurde. Danach plauderten sie über dies und das, wie ihnen die Erinnerungen gerade in den Sinn kamen, vor allem über ihren Bruder, den Kardinalinfanten Ferdinand, der lange in Flandern gegen die Franzosen gekämpft hatte, ehe er in Brüssel an einem Tertianfieber gestorben war.
    Da näherten sich plötzlich Mazarin und Don Luis de Haro Ihren Majestäten und informierten sie, dass ein fremder Edelmann darum bat, eintreten zu dürfen.
    Nachdem der König von Spanien seine Zustimmung erteilt
hatte, ließ man eine Tür öffnen, und auf der Schwelle erschien ein prächtig gekleideter, schöner junger Mann in goldenem und silbernem Tuch und mit zahllosen grünen Federn und Bändern geschmückt.
    Königin Anna von Österreich errötete, als sie ihren Sohn erkannte, und die junge Königin erbleichte, da sie ohne Mühe erriet, dass es sich um ihren Gemahl handelte, dessen hochgewachsene Gestalt die beiden Minister überragte.
    Nach einem kurzen Moment zog die Erscheinung sich zurück, und die Tür wurde wieder geschlossen.
    Fünfundvierzig Jahre im Land der kunstvollen Konversation, so bemerkt der spanische Chronist, hatten Anna von Österreich das nötige Geschick gelehrt, um eine Unterhaltung wieder aufzunehmen, die durch einen ebenso ungewöhnlichen wie kühnen Zwischenfall unterbrochen worden war. In allen Feinheiten der spanischen Etikette bewandert, in die sie nicht ohne Freude wieder eintauchte, verspürte die Königin nach ihren Erfahrungen in Frankreich dennoch das Bedürfnis, die spanische Strenge durch Anmut und Nachsicht ein wenig zu mildern, und so wandte sie sich mit einem Lächeln an ihren bleicher und starrer denn je dasitzenden Bruder und fragte ihn, ob er seiner Tochter wohl erlauben würde, ihnen zu sagen, welchen Eindruck sie von dem Besucher gewonnen hatte, der sich ihnen im Türrahmen gezeigt hatte.
    »Nein! Nicht solange sie nicht durch diese Tür gegangen ist!«, antwortete daraufhin Philipp IV. steif, der es weder schätzte noch gewohnt war, so überrumpelt zu werden.
    Mit diesen Worten verwies er jeden wieder auf seinen Platz. Mochte seine Tochter durch die Zeremonie des vergangenen Tages auch bereits die Königin von Frankreich sein, solange sie unter seiner Gerichtsbarkeit stand, hatte sie die Regeln der Etikette zu befolgen, welche ihr untersagten, sich zu einem Menschen zu äußern, der sich ihr gezeigt hatte, ohne irgendein
Recht dazu zu haben oder ihr auch nur vorgestellt worden zu sein, und der für sie noch nicht existierte, solange sie nicht mit Erlaubnis ihres Vaters die Grenze überschritten hatte, die sie von ihm trennte.
    Doch einmal mehr rettete der Herzog von Orléans die verlegene Situation.
    »Meine Schwester« – er beugte sich verschmitzt zur Infantin vor, die erst blass und anschließend rot geworden war -, »wie gefällt Euch denn diese Tür?«
    Sie verstand sofort, worauf er hinauswollte, und antwortete mit einem Lächeln: »Es scheint mir eine schöne und gute Tür zu sein.«
    Die Freude und Begeisterung, die sie beim Anblick des Mannes empfunden hatte, den sie zum Gemahl genommen hatte, verliehen ihr Flügel und ließen sie jede Kühnheit wagen.
    Selbst der König von Spanien gab seine starre Haltung auf.
    Mit einem angedeuteten Lächeln wandte er sich an seine Schwester und sagte in zufriedenem Ton: »Ich habe einen schönen Schwiegersohn … Wir werden Enkelkinder bekommen.«
     
    Die Grüße der von seinem Anblick begeisterten spanischen Granden erwidernd, hatte Ludwig XIV. mit forschem Schritt die verglaste Galerie in entgegengesetzter Richtung durchschritten und den Palast auf der Fasaneninsel verlassen, wo er durch seine waghalsige, wenn auch von den Ministern gutgeheißene Aktion das Herz seiner Gemahlin für alle Zeiten erobert hatte.
    Er sprang auf sein Pferd und ritt zurück zu seinen Freunden, die ein Stück weiter entfernt auf ihn warteten.
    Er berichtete ihnen, dass ihn »die hässliche Kleidung der jungen Königin zunächst verstimmt

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