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Angélique - Am Hof des Königs

Angélique - Am Hof des Königs

Titel: Angélique - Am Hof des Königs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Golon
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die königlichen Barken begleiteten, spielten Musikanten Trompete und Violine, und eine Vielzahl weiterer kleiner Kähne folgte ihnen.

    Gleich nachdem König Ludwig XIV. am Ufer des Bidassoa angekommen war, sprang er auf sein rotbraunes Pferd und galoppierte zu seinen Freunden hinüber. Mit ihnen zusammen beratschlagte er, wie er die kleine Komödie bewerkstelligen sollte, die er sich ausgedacht hatte, ohne im Nachhinein eine Strafpredigt vom Kardinal und seiner Mutter zu erhalten. Er schickte Créqui los, den Kardinal um seine Erlaubnis zu bitten. Gleichzeitig gab er ihm jedoch zu verstehen, dass er den Kardinal unbedingt überzeugen solle, denn er, der König, sei fest entschlossen, seine Idee umzusetzen, und der Kardinal kenne ihn. Aber wenn es ihnen gelänge, den Kardinal auf ihre Seite zu ziehen, würde dieser Don Luis de Haro, sein diplomatisches Gegenüber, zu besänftigen wissen. Und wenn die beiden Minister einverstanden wären, würde aus seinem kühnen Unterfangen nur Gutes erwachsen.
    Monsieur, sein Bruder, war bereits unterrichtet und an seinem Platz.
    So gewann man Schlachten...!
    Créqui ritt davon, ausgestattet mit überzeugenden Argumenten, als wären es Sprengladungen, mit denen er eine Bastion in die Luft jagen sollte.
     
    Die königlichen Barken aus Fuenterrabía legten an.
    Der König von Spanien trat auf den Steg.
    Dann durchschritt er den aus sechs Arkaden gebildeten und von seinem Wappen gekrönten Portikus und betrat, gefolgt von der Infantin, die verglaste Galerie, die in den ersten Raum führte. Dort angekommen bog er ab, und während er darauf achtete, stets auf der spanischen Seite zu bleiben, gelangte er in den beiden Nationen gemeinsamen Salon der Begegnung, wo die Grenzlinie, die er auf keinen Fall überschreiten durfte, durch den Rand der Teppiche auf dem Boden gekennzeichnet war.

    Und dort, in dieser provisorischen Zuflucht in der Mitte eines unbekannten Flusses, diesem flüchtigen, mit Wandbehängen, Gemälden und kostbaren Gegenständen ausgestatteten Heim, standen sich Bruder und Schwester, die einander seit fünfundvierzig Jahren nicht mehr gesehen hatten, unvermittelt gegenüber. Getrennt nur durch den Rand der persischen und türkischen Teppiche.
    Gelähmt vom starren spanischen Zeremoniell und gewohnt, in der Öffentlichkeit zu erscheinen, strahlte der König von Spanien die strengere Würde aus.
    Er begnügte sich damit, den Kopf zu neigen, bis er beinahe das Haar der Königin berührte, doch als sie ihn küssen wollte, zog er sein Haupt wieder so weit zurück, dass sie ihn niemals würde erreichen können. »Der Grund dafür war weder Kälte noch mangelnde Zuneigung«, bemerkten die Zeugen dieser Szene, »denn beide hatten Freudentränen in den Augen. Aber der würdevolle Ernst und die Sitten Spaniens, von denen Seine Allerkatholischste Majestät durchdrungen war, drängten ihn zu dieser Reaktion.«
    Die Infantin war auf die Knie gefallen und griff nach der Hand ihrer Tante, um sie zu küssen, doch diese verweigerte sie ihr. Stattdessen hob sie ihre Nichte hoch, zog sie an ihr Herz und küsste sie mit einer beinahe mütterlichen, innigen Zärtlichkeit, denn in dieser jungen Gemahlin ihres Sohnes erblickte sie die Erfüllung all ihrer Träume.
    »Die Minister konnten nachfühlen, welche Bedeutung dieses Wiedersehen für die königlichen Geschwister hatte. Und sie waren sich darüber im Klaren, dass man ihnen trotz der feierlichen Umstände die Gelegenheit geben musste, in aller Stille ein paar ungestörte Worte zu wechseln und diese Begegnung innerhalb der Familie schlicht und herzlich zu gestalten.«
    Don Luis de Haro brachte dem König, seinem Herrn, einen Stuhl, und die Gräfin de Flex, Ehrendame von Anna von Österreich,
brachte einen weiteren für die Königin. Beide setzten sich auf die Linie, die die Grenze zwischen den beiden Königreichen markierte.
    Auf spanischer Seite ließ die Camarera mayor zwei Kissen für die junge Königin bringen, welche sich neben ihrem Vater niederließ. Monsieur nahm auf einem Faltstuhl neben seiner Mutter Platz.
    Und als sie so beisammensaßen, begannen sie sich zu unterhalten. Die Königin sprach von dem Krieg, der über lange Jahre ihr aller Leben wie ein infernalisches Band aneinandergefesselt und beherrscht hatte. Und während sie sich noch über seine Dauer beklagte, entgegnete ihr Bruder: »Ach, Madame, das war das Werk des Teufels.«
    Anna von Österreich wollte unbedingt die Schatten vertreiben, die ihre geschwisterliche

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