Angélique - Am Hof des Königs
habe«, aber nachdem er sie genauer betrachtet habe, habe er die Qualitäten entdeckt, die bereits Mademoiselle an ihr gerühmt hatte: ihre blauen Augen, ihren rosig angehauchten lilienweißen Teint, ihre schönen Lippen,
ihre Jugend und ihre sehr hellen blonden Haare, die er trotz des seltsamen Haarteils, unter dem sie sie verbarg, hatte erkennen können. Und er kam zu dem Schluss, dass er glaube, »er werde sie lieben können«.
Alles stand also zum Besten. Seine Freunde freuten sich mit ihm. Sie hatten ihm auf diesem schweren Ritt heute beigestanden, und mehr noch in jener gar nicht so lange zurückliegenden schweren Zeit, als er, verrückt vor Liebe zu Maria Mancini, dem Kardinal die Stirn geboten, seine Mutter bestürzt, sein Königreich hergegeben und davon gesprochen hatte, sich umzubringen. Sie hatten ihn auf seinen wilden Ritten zu seiner Geliebten begleitet, hatten unter den Fenstern der Häuser gewacht, in denen er sie traf, hatten ihre Gouvernante Mme. de Venel, die der Kardinal seiner Nichte als Spionin an die Seite gestellt hatte, immer wieder in die Falle gelockt und unzählige verrückte Pläne von Entführung, gemeinsamer Flucht und heimlicher Heirat geschmiedet, die ihm Hoffnung verhießen und so seinen Schmerz linderten. Für ihn hatten sie alles versucht und alles gewagt, obwohl sie ihn kannten und daher von Anfang an gewusst hatten, dass letztlich doch seine eigene Stärke und sein Gewissen die Oberhand behalten würden.
Er war der König.
Eine neue Ära kündigte sich an.
Ihr gesamtes Leben hatte sich zwischen Duellen und Liebeleien im Winter und dem Krieg im Sommer abgespielt. Wenn der Krieg nun endete, was sollte dann aus ihnen werden?
Gefolgt von einer Vielzahl kleiner Boote und einer gewaltigen Menschenmenge, die sie am Ufer eskortierte, kehrten Ihre Allerkatholischsten Majestäten nach Fuenterrabía zurück. Die Königinmutter, Kardinal Mazarin und Monsieur stiegen wieder in ihre Kutsche, während die Pferde von Ludwig XIV. und seinem Gefolge ein wenig abseits tänzelten.
Als die kleine Flotte, die den König von Spanien und seine Tochter, die Königin von Frankreich, in ihrem vergoldeten Boot begleitete, sich unter lautem Beifall wieder auf den Weg zur Flussmündung machte, preschte am französischen Ufer ein Reiter los, folgte ihnen in langsamem Galopp und grüßte mit seinem großen, mit Diamanten und Federn geschmückten Hut.
Immer noch galoppierend und den Hut zum Gruß gesenkt, erreichte er schließlich die Stelle, wo der Sumpf begann und der Fluss sich verengte. Dort saß er ab und verneigte sich tief in Richtung Ihrer Allerkatholischsten Majestäten.
Philipp IV. und seine Tochter wurden darüber unterrichtet, verließen daraufhin ihr Gemach auf dem Boot und antworteten ihrerseits mit einem Gruß.
»Und bei dieser Gelegenheit«, vermerkte der Chronist, der nichts von dem Verstoß gegen die spanische Etikette im verschwiegenen Pavillon auf der Insel wusste, »erblickte die Infantin zum ersten Mal ihren Gemahl!«
Als das Boot hinter der Biegung des Flusses verschwunden war, kehrte der Reiter nach Saint-Jean-de-Luz zurück, wo er zu seiner Mutter und dem Kardinal stieß.
Am Abend dieses 4. Juni antwortete Maria Theresia in ihren Gemächern in Fuenterrabía mit klopfendem Herzen auf die Frage ihrer »azafata«, der Señora Molina, ob ihr der König gefallen habe: »Und wie er mir gefallen hat! Er ist ein sehr hübscher Bursche, und sein Ritt war der eines äußerst tapferen und galanten Mannes.« 11
Sie war glücklich.
5. Juni
An diesem Tag überboten sich alle gegenseitig mit Beteuerungen, wie glücklich sie über diese erste Begegnung auf der Insel seien.
»Gleich am frühen Morgen sandte der König von Frankreich seinen Ersten Stallmeister Beringhen nach Fuenterrabía, um den erhabenen Gästen dort seinen Gruß auszurichten: dem König von Spanien und der... Königin von Frankreich. Abends folgte ihm der Herzog von Noailles mit weiteren Grüßen und gerührtem Dank.«
Denn in der Zwischenzeit hatte Philipp IV. seinen ältesten Stallmeister, Don Cristóbal de Gabino, und einige Pferdeknechte mit zwölf herrlichen spanischen Pferden zu Ludwig XIV. geschickt. Die Tiere trugen scharlachrote, goldbestickte Pferdedecken mit goldenen Fransen, auf denen, in Gold und Seide hervorgehoben, das Wappen seiner Allerchristlichsten Majestät des Königs von Frankreich prangte.
Und auch sein Bruder, den der spanische König immer noch den Herzog von Anjou nannte, hatte
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