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Angelique Der Gefangene von Notre Dame

Titel: Angelique Der Gefangene von Notre Dame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Golon Anne
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regelrechten Aufstand gekommen. Einige Ratsherren hatten Andijos aufgesucht und ihn tatsächlich aufgefordert, sich an ihre Spitze zu stellen, um gegen die königliche Autorität zu rebellieren. Der Marquis hatte größte Mühe gehabt, die Stadt zu verlassen, um nach Paris zurückzukehren.
    Â»Und was habt Ihr jetzt vor?«, wollte Angélique wissen.
    Â»Ich werde eine Weile in Paris bleiben. Meine Mittel sind leider, genau wie die Euren, äußerst begrenzt. Ich habe einen alten Bauernhof und einen Taubenschlag verkauft. Vielleicht gelingt es mir, ein Hofamt zu erwerben...«
    Sein einst so singender, fröhlicher Tonfall klang inzwischen kläglich wie eine auf halbmast wehende Fahne. Angélique war enttäuscht, denn auf sie machte es ganz den Eindruck, als wollte er sich endgültig von ihr abwenden.
    Oh, diese Leute aus dem Süden, dachte sie. Feierliche Schwüre und lautes Gelächter, das ist ihre Welt. Aber kaum kommen unglücklichere Zeiten, dann erlischt das ganze Feuerwerk.
    Â»Ich will Euch nicht kompromittieren«, sagte sie laut. »Ich danke Euch für Eure Dienste, Monsieur d’Andijos. Und ich wünsche Euch alles Gute bei Hof.«
    Schweigend küsste er ihr die Hand und zog sich verlegen zurück.
    Angélique blieb im Eingangsflur stehen und betrachtete die bemalte hölzerne Haustür des Prokurators. Wie viele Bedienstete hatten sie durch diese Tür schon verlassen, den Blick verschämt niedergeschlagen, aber voller Erleichterung, ihrer in Ungnade gefallenen Herrin entfliehen zu können!

    Kouassi-Ba kauerte zu ihren Füßen. Sie streichelte sein Haar, und ein kindliches Lächeln erschien auf den Zügen des Riesen.
    Tausend Livres, das war immerhin etwas. In der darauffolgenden Nacht nahm Angélique sich vor, das Haus ihrer Schwester zu verlassen, wo die Stimmung allmählich unerträglich wurde. Ihr junges Dienstmädchen aus dem Béarn und Kouassi-Ba würde sie mitnehmen. Es musste doch möglich sein, in Paris eine bescheidene Unterkunft zu finden. Ihr waren noch ein paar Schmuckstücke und das Kleid aus Goldstoff geblieben. Was sie dafür wohl bekommen würde?
    Das Kind in ihrem Leib begann sich zu bewegen, aber sie achtete kaum darauf und war darüber nicht so gerührt, wie sie es bei Florimond gewesen war. Nachdem die erste Freude vorüber war, wurde ihr nun mehr und mehr bewusst, dass ein zweites Kind zu diesem Zeitpunkt geradezu eine Katastrophe bedeutete. Nun ja, sie durfte nicht zu weit in die Zukunft blicken und sich nicht entmutigen lassen.
    Â 
    Der nächste Tag brachte wieder ein wenig Hoffnung. Ein Page aus dem Haushalt von Mademoiselle de Montpensier sprach in seiner prächtigen chamoisfarbenen, mit Gold und schwarzem Samt verzierten Livree bei ihnen vor.
    Selbst Hortense war von seinem Anblick beeindruckt.
    Die Grande Mademoiselle bat Angélique, am Nachmittag zu ihr in den Louvre zu kommen. Der Page betonte nachdrücklich, dass Mademoiselle nicht mehr in den Tuilerien wohne, sondern im Louvre.
    Zitternd vor Ungeduld, überquerte Angélique zur vereinbarten Zeit den Pont Notre-Dame, zur großen Enttäuschung von Kouassi-Ba, der begierig in Richtung Pont-Neuf schielte. Doch Angélique hatte keine Lust, von den Händlern und Bettlern dort belästigt zu werden. Sie war kurz davor gewesen, Hortense um ihre fahrbare Sänfte zu bitten, um ihr letztes prunkvolles
Kleid zu schonen, aber angesichts der verkniffenen Miene ihrer Schwester hatte sie darauf verzichtet.
    Angélique trug ein Ton in Ton gehaltenes Kleid in Oliv und Hellgrün, dessen Stoff für die Jahreszeit ein wenig zu dünn war. Sie hatte sich in ihren pflaumenfarbenen Umhang gehüllt, denn der nasskalte Wind pfiff durch die engen Gassen und über die Uferstraßen.
    Schließlich erreichte sie den massigen Palast, dessen mit hohen wappengeschmückten Kaminen versehene Dächer und Kuppeln sich vor dem wolkenverhangenen Himmel abzeichneten.
    Durch den Innenhof und über breite Marmortreppen gelangte sie in die Gemächer, die Mademoiselle gegenwärtig bewohnte, wie man ihr gesagt hatte. Unwillkürlich erschauerte sie, als sie die langen, trotz der vergoldeten Kassettendecken, der mit Blumenschnitzereien verzierten Täfelung und der kostbaren Wandbehänge finsteren Gänge entlangging. Zu viele Schatten lauerten in diesen Ecken, die wie geschaffen waren für Hinterhalte und

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